Seite - 121 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Bild der Seite - 121 -
Text der Seite - 121 -
4.1 Die SalzburgerQuellen der geistlichenWerkeWolfgangAmadéMozarts
Mit obiger Liste wird klar, dass für einen Groß-
teil der kirchenmusikalischenWerkeMozarts zeitnah
zurEntstehungszeitAbschriften für den Salzburger
Dom hergestellt wurden. Es fehlen lediglich einige
frühe Werke (KV 33, 47, 47b und 49) und einige
derWerke, die für andereAufführungsorte entstan-
den,wie z.B. das für Seeon entstandeneKV34, die
Dominicus-MesseKV66unddasGraduale „Sancta
Maria,mater Dei“KV 273; die letzten beiden sind
imMusikalienarchiv der Erzabtei St. Peter überlie-
fert. Sehrwahrscheinlich amSalzburgerDomvorhan-
denwaren auch Stimmenabschriften desRegina coeli
KV108, derTrinitatis-MesseKV167undderKrö-
nungsmesseKV317. Siemüssenheute als verschollen
gelten.
Dass imAugsburgerKontext durchaus nochQuel-
lenfunde möglich sind, zeigt der Fall der authenti-
schen Stimmenabschriften vonMozartsRegina coe-
li-KompositionenKV127 undKV276, die imMai
1992demArchiv derErzdiözese zumKauf angeboten
wurden und in der Folge für die SammlungDommu-
sikarchiv (wieder) erworbenwerden konnten.72
Abgesehen von den erwähntenWerkenWolfgang
AmadéMozarts sind imDommusikarchiv,ReiheA,
noch eine Stimmenabschrift des Requiems KV 626
(A-Sd,A 1349) vorhanden, die spätestens 1802 nach-
gewiesenwerden kann, da sie auf einer vonFelixHof-
stätter geschriebenen und vonLuigiGatti korrigier-
ten datierten Listemit kirchenmusikalischenWerken
Mozarts verzeichnet ist, die sich in den sogenannten
Nissen-Collectaneen der StiftungMozarteum73 gefun-
den hat74 und die auf der Rückseitemit „15.März
1802“ datiert ist. Diese Stimmenabschrift erfolgte be-
reits nach der im Juni 1800 bei Breitkopf&Härtel
erschienenenErstausgabe der Partitur und dürfte für
eine der frühenRequiem-Aufführungen in Salzburg
entstanden sein, an denen dieHofmusikkapelle – zwi-
schen 14.November 1801, der erstenAufführung in
der Stiftskirche St. Peter und 1806, als das Requi-
72Hintermaier, Ernst: „Zwei authentische Stimmenabschrif-
ten von Mozarts ‚Regina coeli‘-Kompositionen KV 127
und 276“, in:Ann-Katrin Zimmermann/KlausAringer
(Hrsg.):Mozart imZentrum. Festschrift fürManfredHer-
mannSchmid zum60.Geburtstag,Tutzing: Schneider 2010,
S. 111–140.
73A-Sm,DocNC28c.
74ChristophGroßpietsch nennt diese denCatalogo-Zettel. Vgl.
Abb. beiGroßpietsch: „Mozart aus Gattis Händen?“,
S. 315. em eineWoche nach demBegräbnisMichaelHaydns
in der Kollegienkirche aufgeführt wurde – beteiligt
war.75Eine – amSalzburgerDomsehr seltene –Kon-
trafaktur nachThamos, König inÄgyptenKV336a
ist derChor „Veni, lux aeterna“ (A-Sd,A 1294), der
vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts angekauft
wurde.
EineErweiterungerfuhrderQuellenbestanddanach
erstwieder ab 1841, als imRahmendesDommusik-
verein undMozarteums dieKirchenmusik in Salzburg
neu organisiertwurde.Dass die oben beschriebenen
Mozart-Quellen durchgehend bis ins 20. Jahrhundert
fürdieKirchenmusikamDombenutztwurden, zeigen
Eintragungen, u.a. jene,mitdenenDomkapellmeister
Hermann Spies nach derAltenMozart-Ausgabe die
Stimmenrevidierte(→A-Sd,A709)unddamitunwis-
sentlichEintragungenWolfgangAmadé undLeopold
Mozarts unkenntlichmachte.
DieKompositionenWolfgangAmadéMozarts ge-
rieten in seinerHeimatstadt und an derKirche, für
die sie komponiertwurden, niemals inVergessenheit.
Heute sind sie jeneWerke, die aufder ganzenWelt als
Salzburger – oder auch als österreichische –Kirchen-
musik schlechthin rezipiertwerden.Dass sie nur einen
kleinenAusschnitt ausdemRepertoiredesSalzburger
DomsdarstellenunddasseszahlreicheandereKompo-
nisten gab, die imZusammenhangmit der Salzburger
Musikgeschichte und Kirchenmusik wirkten, sollte
dennoch nicht inVergessenheit geraten.
75Zu den näheren Umständen der frühen Aufführungen des
Mozart’schenRequiemsvgl.Neumayr/Laubhold: „Quellen
zurRezeption desRequiems“, passim.
121
Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur