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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa – zur Einleitung
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in nach
mittel
alterlicher Zeit in Italien etabliert.11 Im übrigen Europa erfolgte die Ent-
wicklung zeitversetzt oder es fand eine Übernahme der italienischen Vorbilder statt.
Doch bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es auch in Deutschland eigenständige
Theaterbauten, sowie mit Heinrich Schütz’ Dafne 1627 auch die erste deutschsprachige
Oper.12 Bereits 1614 hatte in Salzburg eine Opernaufführung nördlich der Alpen statt-
gefunden. Die folgenden Jahre waren durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt und
stellen in der Entwicklung des höfischen Musiktheaters in Deutschland einen tiefen
Einschnitt dar. Die Entwicklung kam erst nach 1650 wieder in Schwung.13
Schon bald gab es Versuche, Opern in deutscher Sprache zu singen. Das Italieni-
sche setzte sich jedoch in fast ganz Europa bis weit in das 19.
Jahrhundert als Standard
durch, was sich nicht nur in Text und Musik, sondern auch in Architektur und Büh-
nenbild zeigte. Ein Beispiel ist die Theater- und Bühnenarchitektur der Galli Bibiena
aus Bologna in Deutschland.14 Kam eine Oper in deutscher Sprache zur Aufführung,
war das eine klare Botschaft an die höfische Gesellschaft. Im 17. Jahrhundert wählten
meist Protestanten diesen Weg.15 So nutze Friedrich III. von Brandenburg die deutsche
Sprache, als er aber König in Preußen werden wollte, doch lieber das Italienische.16 Sein
Verhalten ist vergleichbar mit dem Augusts des Starken, der italienische Operndarbie-
tungen vor allem zu politisch und dynastisch wichtigen Festen anberaumte.17 Letztend-
lich gelang es nur den Franzosen, neben dem italienischen Dramma per musica mit der
Tragédie lyrique eine eigenständige Form zu etablieren, die allgemein anerkannt war,
jedoch bei weitem nicht ein vergleichbares Rezeptionspotential enthielt.18
Während es in Italien bereits früh dauerhafte Bauten für theatralische Aufführun-
gen gab, wurden sie in anderen Regionen Europas und vor allem im höfischen Bereich
teilweise erst im 18. Jahrhundert üblich.19 Dennoch war das Theater bzw. Opernhaus
an allen Höfen der erste Bau, der für festliche Veranstaltungen dauerhaft und nicht nur
ephemer errichtet wurde – unabhängig davon, dass Aufführungen an jedem Ort statt-
finden konnten. Die Ansprüche, die an die Bühnentechnik, Akustik, Beleuchtung etc.
gestellt wurden, konnten nur in dauerhaften Anlagen erfüllt werden.20 In beständigen
Bauten konnte man besonders gut die Landesherrschaft präsentieren. Prächtige Säulen-
11 Vgl. hierzu den Beitrag von Lange in diesem Band, S. 117.
12 Scheitler 2011.
13 Schrader 1988, S. 39–40.
14 Forsyth 1992, S. 80–86.
15 Ein Beispiel wäre der Gothaer Hof (vgl. den Beitrag von Jacobsen in diesem Band, S.
67).
16 Hoven 2015, S. 52–56.
17 Vgl. Mücke 2003 sowie den Beitrag von Pietschmann in diesem Band, S. 449.
18 Vgl. dazu Scharrer 2014 sowie die Beiträge von Scharrer (S. 541) und Paulus (S. 565) in diesem Band.
19 Frenzel 1979. S. 145. Vgl. auch den Beitrag von Laß in diesem Band, S.
91.
20 Vgl. die Beiträge von Hochmuth (S. 161), Sommer-Mathis (S. 231), Baumann (S. 267), Krzeszowiak
(S. 289), Emans (S. 307) in diesem Band.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur