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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Roswitha Jacobsen 68 nach innen und außen zu bewerkstelligen und die Akzeptanz der fürstenstaatlichen Politik bei einer höfischen Klientel mit zu gewährleisten. Der Hof, das höfische Fest als Ganzes wie auch einzelne seiner Bestandteile werden dazu als Medien gezielt eingesetzt. Auch bei der zweiten Eheschließung Herzog Friedrichs  I. mit der verwitweten Markgrä- fin Christina von Brandenburg-Ansbach (1645–1705), über die eine Verbindung zu einem der am meisten prosperierenden fürstlichen Häuser des Reiches, den Hohenzollern, her- gestellt wurde, spielt vorrangig das politische Kalkül eine Rolle.4 Mit dieser Hochzeit geht eine deutliche Steigerung des höfischen Repräsentationsaufwandes einher, der der Untermauerung und Flankierung der auf Machterweiterung zielenden Absichten des Fürsten dient. Die Errichtung eines Lustschlosses mit Park und Wassergräben in geringer Entfernung von Gotha5 zählt ebenso dazu wie die umfangreichen Baumaßnahmen am Residenzschloss: der Umbau von Wohn- und Repräsentationsräumen, der Wiederauf- bau des abgebrannten Ostturmes und die Umgestaltung des Westturmes. In Letzterem wird ein Theater eingerichtet, das erstmalig am Friedenstein die Aufführung größerer musikalisch- theatralischer Produktionen erlaubt, und zwar ab April 1683. Die Notiz im Tagebuch des Herzogs anlässlich der ersten Aufführung im neuen Theater unter Anwe- senheit von 24 fürstlichen Personen des wettinischen Gesamthauses  – es handelt sich um das Singspiel Die geraubete Proserpina6  – verweist auf die herausragende Bedeutung dieses Ereignisses innerhalb des politisch-kulturellen Anspruchs des Herzogs: »und ist dieses die erste Opera so ich habe spielen lassen«, heißt es dort.7 Mit der »Oper« führt er die avancierteste Gattung des höfischen Musiktheaters in Sachsen-Gotha ein. Sein Hof ist neben Eisenberg8 der zweite der ernestinischen Höfe, der sich dessen rühmen darf. Die Anzahl der musikdramatischen Produktionen, insbesondere der Singspiele und Ballette in den 1680er Jahren übertrifft die aller anderen ernestinischen Höfe.9 So einfach ist es allerdings nicht, die neue Bühne mit adäquaten Stücken zu bespie- len. Keineswegs zu allen Fürstengeburtstagen gibt es entsprechende Aufführungen. Der Abstand zwischen den aufgeführten Singspielen, den aufwändigsten der Theater- formen, beträgt zumeist einige Jahre.10 Nicht nur die Herstellung der den Aufführungen 4 Vgl Brandsch 2009, S.  132–137. 5 Friedrichswerth, das Schloss wird bereits seit 1677 errichtet. Vgl. Lass 2006, passim; Oelgeschläger 1999, S.  164–175. 6 Textbuch in UFB Gotha: Poes 4° 02169/01 (05). Vgl. dazu Jacobsen 2018. 7 Vgl. Friedrich  I., Bd.  2, S.  251. 8 Am Hof von Friedrichs  I. jüngerem Bruder Christian in Eisenberg wurden bereits seit 1681 »Opern« aufgeführt. 1683 wurde die Bühne neu eingerichtet. Allerdings bricht das Musiktheater in Eisenberg schon 1687 aus finanziellen Gründen wieder ab; die Kostüme werden vom Gothaer Hof gekauft. Vgl. Brockpähler 1964; Böhme 1931. 9 Vgl. Brockpähler 1964; Böhme 1931. 10 Nur Penelope folgt im Abstand von nur einem Jahr auf ein kleineres Singspiel Die Glückseligkeit des Sachsen-Landes und ein Trauer-Freudenspiel mit musikalischen Arien Der durchläuchtige Musicus oder der beglückte Liebessieg, die beide 1689 aufgeführt worden waren, Letzteres zur Einweihung des
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Titel
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Untertitel
Hof – Oper – Architektur
Autoren
Margret Scharrer
Heiko Laß
Herausgeber
Matthias Müller
Verlag
Heidelberg University Publishing
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Abmessungen
19.3 x 26.0 cm
Seiten
618
Schlagwörter
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Kategorie
Kunst und Kultur
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