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Roswitha Jacobsen
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zugrundeliegenden Spieltexte und Kompositionen erfordert Zeit, sondern auch die
Proben des ja nicht professionellen schauspielerischen Personals, das in Gotha durch
Mitglieder der Hofkapelle und wohl auch Gymnasiasten gestellt wurde. Für die Penelope
ist überliefert, dass eine etwa vier Wochen dauernde Probezeit nötig war. Ein Sonders-
häuser Musiker, der sich als Bote am Gothaer Hof befand, wurde als Verstärkung hin-
zugezogen.11 Zwischen der ersten Singspielaufführung im Jahre 1683 und der nächsten
vergehen vier Jahre. Die Produktion des Singspiels Die verliebte Jägerin Diana12 im Jahre
1687 verdankt der Gothaer Hof seinen traditionell guten Beziehungen zum Hof von
Sachsen-Weißenfels, aus welchem Haus Friedrichs erste Gemahlin Magdalena Sibylla
stammte. Der Textdichter David Elias Heidenreich, der u. a. auch die theatralischen
Stücke geschaffen hatte, die zur Hochzeit des Paares 1669 in Halle aufgeführt worden
waren, gilt als Verfasser und der erst am sachsen-weißenfelsischen Hof in Halle, dann am
Merseburger Hof tätige Kapellmeister David Pohle als Komponist. Bis zur Aufführung
der Penelope, des dritten und letzten der mythologischen Singspiele in Gotha, vergehen
wiederum drei Jahre. Alle drei dieser Ereignisse finden innerhalb von höfischen Festen
anlässlich fürstlicher Geburtstage statt: Die Proserpina-Aufführung während des Festes
zu einem Geburtstag der Herzogin Christina, die Aufführung von Diana und Penelope
während zweier Geburtstage Herzog Friedrichs selbst.
Die unveränderte treue Ehegattin Penelope – ein Singspiel
des Gothaer Hofes
Während die ersten beiden Singspiele von höfischem Personal aus Gotha selbst geschaf-
fen worden sind oder aber von Künstlern der in enger Verbindung mit dem Gothaer
Hof stehenden albertinischen Sekundogeniturhöfe, liegen die Dinge bei dem Penelope-
Singspiel anders. Der Text stammt von Johann Friedrich Keil, dem Pagenhofmeister
am Gothaer Hof, der auch als Textdichter weiterer Gelegenheitsschriften bezeugt ist.13
Jedoch hat Keil das Stück nicht selbstständig geschaffen. In der Vorrede gibt er darüber
Auskunft, dass ihm »ein Werckgen vor die Hand gekommen« sei »aus einer sinnreichen
Italienischen Feder«, das er zu übersetzen unternommen habe.14
Lustschlosses Friedrichswerth unter Mitwirkung von Musikern anderer Höfe. Vgl. Brockpähler 1964,
S.
174; Böhme 1931, S. 100 – 101.
11 Vgl. Böhme 1931, S. 100 – 101 .
12 Libretto überliefert, UFB Gotha, Poes. 4° 2164–2165 (40) R.
13 So z. B. anlässlich der Einweihung von Schloss Friedrichswerth 1689, UFB Gotha, Poes 4° 2164–2165,
Nr. 61 und anlässlich der Hochzeit der Gothaer Prinzessin Anna Sophia mit Ludwig Friedrich von
Schwarzburg-Rudolstadt am 15.10.1691. Vgl. Sternke 2010, S. 139.
14 Einen Versuch, den Stoff des homerischen Epos für eine Oper zu dramatisieren, hatte es am Gothaer
Hof schon Anfang der 1680er Jahre gegeben, als mehrere Entwürfe und Fassungen eines Ulisse ou le
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur