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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Theater als Medium höfischer Kommunikation 79 Damit wird die theatralische Grundsituation  – Schauspieler spielen eine Rolle und werden dabei von einem Publikum beobachtet  – als solche ausgestellt und dem Publi- kum eben dadurch bewusstgemacht. Über die stofflichen Vorgaben hinaus enthält das Penelope-Singspiel in Haupt- und Nebenhandlungen eine Vielzahl von Spiel-im-Spiel- Sequenzen, auf die unten noch einzugehen ist. Ein weiterer Grundtyp des Metadramas, das gerahmte Spiel, »framed play«,39 liegt praktisch in jedem Librettotext des höfischen Theaters vor, wie auch in jeder Aufführung, die durch panegyrisches Vor- oder  /  und Nachspiel die fiktionale Ebene des vorgeführten Stückes überschreitet, um den Herrscher zu loben, der in irgendeinen Bezug zum gespiel- ten Stück gesetzt wird: als Inventor, Förderer des Theaters oder der Musen schlechthin; oft auch indem dessen Tugenden mit Tugenden der Spielfiguren analogisiert werden, meist in Gestalt einer direkten Ansprache der gewürdigten Person durch die Schauspieler. Dadurch wird nicht nur die bühneninterne Kommunikationsebene systematisch ausge- weitet in den Zuschauerraum hinein, sondern Letzterer wird zugleich Teil des Theaters; die Grenze zwischen den fiktionalen Figuren auf der Bühne und den realen ›Figuren‹ im Zuschauerraum verschwindet, wenn auch jene zum Teil der Inszenierung werden. Genau das ist im Penelope-Singspiel der Fall. Das Nachspiel ist dem Librettotext zufolge dem ›ruhmreichen‹ Herzog Friedrich gewidmet. Die Inszenierung setzt diese Widmung laut Paratext um, indem eine Statue in einem auf der Bühne errichteten Tugend-Tempel das Bildnis des Fürsten präsentiert, desgleichen eine »Beyschrifft von brennenden Buchstaben«, die den Fürsten Friedrich als sächsischen Herzog und Vater des Vaterlandes mit rühmenden Epitheta nennt. Die allegorischen Figuren des Nach- spiels  – Fama, Die Tugend, Die Gottesfurcht, Die Klugheit, Die Gerechtigkeit  – verglei- chen den sächsischen Helden mit »Ulysses  […] Penelopens berühmt Gemahl«, dem »Ein unvergänglich Ehren-Mal gebühr[e]«, »Daß Ihr Gedächtnüß nie kann untergehn.« Dabei spielt es keine Rolle, dass der Ulysses des Singspiels eigentlich nicht als Heldenfigur taugt: Statt siegreicher und grausamer Töter der Freier ist dieser Ulysses ein jammer- voller Liebeskrieger, der von Eifersucht getrieben ist, jede Menge Liebespein zu ertragen und am Schluss sein falsches Verhalten reumütig einzugestehen hat! »O! Welche Schaam wird nun bey mir erregt! […] Verflucht sey nun mein zweifelhafter Sinn / Zu dem ich war geneigt!« (III/15) Gerade weil die Analogisierung des Ulysses mit dem zu feiernden Fürsten nur in all- gemeinster Weise geltend gemacht werden kann, nämlich in Bezug auf den Berühmt- heitsstatus beider, muss der kommunikative Wert des Stückes und seiner Aufführung in der Realisierung des theatralischen Ereignisses als solches gesehen werden. 39 Ebd.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Titel
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Untertitel
Hof – Oper – Architektur
Autoren
Margret Scharrer
Heiko Laß
Herausgeber
Matthias Müller
Verlag
Heidelberg University Publishing
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Abmessungen
19.3 x 26.0 cm
Seiten
618
Schlagwörter
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Kategorie
Kunst und Kultur
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