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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur
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Heiko Laß 94 höfischen und städtischen Theatern, führt diese Unterscheidung aber nicht fort. Er geht von einem größeren Publikum aus, und schlägt daher eine freie Lage vor, damit Gäste mit ihren Kutschen ohne Gedränge an- und abfahren können. Auch Penther schaltet dem Zuschauerraum selbstverständlich einen Saal vor.7 Wenn man will, kann man bei Betrachtung der drei Autoren in chronologischer Reihenfolge eine Eman- zipation der Bauaufgabe konstatieren, was aber nichts Ungewöhnliches ist und auf andere höfische Bauaufgaben ebenso zutrifft wie etwa Reithäuser, Bibliotheken oder Gemäldegalerien. Nicht nur über die Gestaltung der Räume und ihre funktonale Abfolge machten sich die Zeitgenossen Gedanken, sondern auch über die so wichtige Akustik, obwohl über Raumakustik bis in das 19.  Jahrhundert hinein nicht viel bekannt war.8 Es waren eher Erfahrungswerte, die dazu führten, dass Architekten Opernhäuser und Theater mit dünnen Holzplatten auskleideten, was die volltönenden mittleren bis tiefen Frequenzen absorbiert, weshalb der Gesang nicht so überdeckt wird. Konzertsäle wurden dahin- gegen gern mit einer schallreflektierenden Gipsschicht verputzt, da hier ein vollerer Klang für das Orchester gewünscht war. Man bevorzugte aufgrund akustischer Un- kenntnis eine Ellipsenform für Theater wegen ihrer vermeintlich guten Akustik. Man dachte, konkave Flächen seinen gut für den Klang und konvexe nicht  – tatsächlich ist es umgekehrt.9 Aber ein festlich gekleidetes Publikum und die Stoffdekorationen führten bei den relativ kleinen Räum zu einer kurzen Nachhallzeit. Und die Akustik war den Zeitgenossen durchaus wichtig und wurde auch von den Komponisten und Musikern berücksichtigt.10 Die Lage der höfischen Opernhäuser Räume für das höfische Musiktheater konnten sich  – wie erwähnt  – prinzipiell an al- len Orten befinden, die vom Hof aufgesucht wurden. Es bedurfte keiner besonderen Architektur  – jeder Ort konnte für eine Aufführung umgenutzt werden. Der franzö- sische Hof verfügte lange Zeit über kein beständiges Theatergebäude, sondern bevor- zugte die vorübergehende Nutzung von Räumen mit zeitlich begrenzten Umbauten wie etwa Ballhäusern. Im Versailler Schloss gab es sogar bis 1770 kein beständiges Opernhaus, sondern nur Provisorien. Das dann errichtete Opernhaus nahm auch Rück- sicht auf den kulturellen Hintergrund der neuen Königin  – Marie Antoinette stammte 7 Vgl. Furttebach 1640, S.  43–70; Sturm 1714, S.  15–17; Sturm 1718, Tab XXII; Penther 1748, S.  20–22. 8 Pérouse de Montclos  /  Polidori 1991, S.  115; Forsyth 1992, S.  9, 13, 94–95; Heutschi 2008. Vgl. auch den Beitrag von Baumann in diesem Band, S.  267. 9 Forsyth 1992, S.  80. 10 Ebd., S.  8, 22; Strauss 2008, S.  32.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa Hof – Oper – Architektur
Titel
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Untertitel
Hof – Oper – Architektur
Autoren
Margret Scharrer
Heiko Laß
Herausgeber
Matthias Müller
Verlag
Heidelberg University Publishing
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-947732-36-4
Abmessungen
19.3 x 26.0 cm
Seiten
618
Schlagwörter
Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
Kategorie
Kunst und Kultur
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