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Bauten für das höfische Musiktheater im 17. und 18. Jahrhundert
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Opernhaus in Versailles, nämlich am Ende des Nordflügels. Hierzu gab nicht nur die
späte Errichtung 1770, sondern auch der Schutz vor Schadensfeuern Anlass.25
Eine gern gewählte Lösung war aufgrund der Brandgefahr daher das Theater bzw.
Opernhaus als eigenständiger Bau direkt am Schloss.26 Dazu gehörte ein für den Kaiser
in Wien 1652 ganz aus Holz errichtetes Theater auf der Stadtbefestigung – der Corti-
na.27 Die verschiedenen Theater- und Opernhäuser des Dresdner Hofes, die nachein-
ander bestanden, waren alle nahe bei oder meist sogar im Schlossareal gelegen und
doch baulich vom Hauptgebäude getrennt. Das Opernhaus am Taschenberg von 1667
in Dresden war mit einem Gang sogar direkt an das Residenzschloss angebunden.28
Auch in Hannover wurde das Schlossopernhaus 1689 als eigenständiges Gebäude im
Schlossareal direkt an das Hauptgebäude angefügt und war so bequem für den Lan-
desherrn aus seinen Privatgemächern zu erreichen.29 Ebenso war es im Turiner Teatro
Regio von 1738/40, wo der König in seine Loge unmittelbar aus dem Schloss gelangte.30
Auch in Ludwigsburg entschied sich der Herzog von Württemberg für eine ähnliche
Lösung und platzierte sein Theater direkt am Schloss und baulich mit ihm verbunden.31
Das Opernhaus in Schönbrunn (1745) und das Residenztheater in München (1751–55)32
waren ebenfalls eng mit dem Hauptgebäude verzahnt, aber baulich abgetrennt. In Wol-
fenbüttel kam das Theater 1688 in den Garten des Schlosses.33
Freistehende Bauten, die nicht im Schlossareal lagen, boten eine hohe Sicherheit
gegenüber Bränden, waren aber vom Hof und vor allem durch die Landesherrschaft
eher umständlich zu erreichen. Zu diesen gehörte das Salvatortheater in München von
1651/54.34 Eindeutig praktisch war die Lage außerhalb des Schlossareals selbstverständ-
lich dann, wenn das Opernhaus auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stand wie in
Braunschweig die Oper am Hagenmarkt von 1690.35 Aber auch das Opernhaus Unter den
Linden von 1741/43 stand gänzlich unabhängig von Schloss und Schlossareal, obwohl die
Öffentlichkeit hier anfänglich keinen Zutritt hatte. Allerdings war Unter den Linden bei
Baubeginn ein großes Schloss geplant worden, dessen Ausführung später unterblieb.36
25 Frenzel 1979, S. 196; Pérouse de Montclos /
Polidori 1991, S. 115.
26 Zielske 1971, S. 23.
27 Frenzel 1979, S. 146.
28 Reeckmann 2000, S. 173–185.
29 Wallbrecht 1974, S. 48; Schrader 1988, S. 49–60.
30 Frenzel 1979, S. 164; Forsyth 1992, S. 80.
31 Zielske 1971, S. 85–88.
32 Schrader 1988, S. 107–111; Faltlhauser 2011, S. 89–93.
33 Schrader 1988, S. 70–71.
34 Zielske 1971, S. 24; Schrader 1988, S. 117–125; Brunner 1990, S. 7, 9; Faltlhauser 2011, S.
89–93.
35 Schrader 1988, S. 130–136. Es gab eigens einen Außenzugang, damit der Herzog nicht durch das Ves-
tibül musste. Vgl. Bessin 2006, S. 239–242.
36 Zielske 1971, S. 25, 102–106; Schrader 1988, S. 148–159; Weickardt 1999, S.
29, 273–276.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur