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Tadeusz Krzeszowiak
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Leuchtkraft zu erzielen, verwendete man Öllampen mit zwei oder mehreren Dochten
und gewölbten Reflektoren aus Kupfer, Messing oder Eisenblech, die das Licht des
Dochtes in eine Richtung bündelten. Die teuerste Beleuchtung war jene mit Wachsker-
zen, die das hellste und festlichste Licht erzeugten. Sie brannten zudem geruchsfrei und
tropften wenig. Die billigeren Talgkerzen, auch Talgnäpfe genannt, leuchteten weniger
hell. Der flüssige Talg verdampfte nur im unteren Teil des Dochtes, während der obere
Abschnitt verkohlte und die Flamme zum Rußen brachte. Die Kerzen und Öllampen
wurden mit Hilfe von Wachsstöcken angezündet.
Für die schon seit der Renaissance bekannten farbigen Lichter waren räumlich ver-
schieden angeordnete, stark gekrümmte, durchsichtige Glasgefäße mit Flüssigkeiten,
wie zum Beispiel Lackmus für Blau, eine Mischung von Lackmus und Safran (= Gelb)
für Grün, gewisse Weine für Rot und klares Wasser für weißes, diamantartige schim-
merndes Licht, angebracht. Hinter den Gefäßen standen Kerzen oder Öllampen. Das
Licht wurde auf diese Weise konzentriert und die lebendige, wackelnde Flamme belebte
die Dekoration. Man erzeugte damit die Tiefenwirkung und sorgte für die Illusion des
Bühnenraumes. Dies war eine von Leonardo da Vinci (1452–1519) aus dem Jahre 1487
stammende Idee der Linsen-Strahlenbündelung und der subtraktiven Farbmischung
von zwei Flüssigkeiten (Abb.
3).
Wenn aber ein intensiveres Licht nötig war, brachte man hinter der Lichtquelle ein
Kupferbecken an, das die Strahlen zum Glasgefäß verstärkt reflektierte. So entstand das
erste, wenn auch noch einfache, Scheinwerfergerät mit den Grundelementen: Spiegel,
Lichtquelle und Linse mit Farbfilter. Bis heute sind alle klassischen Theaterscheinwerfer
auf diesem Prinzip aufgebaut. Nach und nach fanden auch einzelne Effekte wie Blitze,
Feuerschein oder flimmernde Himmelskörper immer mehr Anwendung. Die Feuer-
blitze wurden mit dem Blitztopf von Sebastiano Serlio (1475–1554) realisiert: Der mit
pulverisiertem Kolophonium (= Fichtenharz) oder Lykopodium (=Bärlappsamen) ge-
füllte Topf hatte einen durchlöcherten Deckel. Beim Schütteln des Topfes entzündete
sich das Pulver an einer Kerze, die auf dem Deckel befestigt war.
Abbildung 3. Kerzenlampe von Leonardo da Vinci,
blaue Einfärbung des Lichtes mittels Lackmus.
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Buch Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa - Hof – Oper – Architektur"
Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur