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Reinmar Emans
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3. Dokumente, die das Musikleben in Wolfenbüttel / Braunschweig für diesen Zeit-
raum erhellen könnten, fehlen fast gänzlich. Wir haben nicht einmal für alle dieje-
nigen, die in dieser Zeit das Amt des Kapellmeisters bekleideten, dokumentarische
Nachweise. Bei denen, die mit Sicherheit diese Funktion ausübten, bleiben die ge-
nauen Amtszeiten im Dunkeln.
4. Nicht zu allen hier zu betrachtenden Theatern liegen eindeutige Beschreibungen
vor, was umso misslicher ist, als keine der Spielstätten in ihrer originalen Gestalt
überdauert hat.
Aufgrund dieser Defizite müssen manche der nachfolgenden Ausführungen hypothe-
tisch bleiben. Doch gerade der Versuch, ein wenig Licht in das historische Dunkel zu
bringen, kann auch als eine Herausforderung verstanden werden, die häufig stärker
motiviert als das Nacherzählen bereits bekannter Sachverhalte.
Die Errichtung einer möglichst vielfältigen Theaterlandschaft rund um den Hof von
Wolfenbüttel verlangte – was zu allen Zeiten mit zahlreichen Problemen verbunden
ist – großen finanziellen Einsatz. Da musste wohl schon ein sehr starkes Repräsenta-
tionsbedürfnis hinzukommen, das Herzog Rudolf August, der ab 1666 nach dem Tode
seines Vaters Herzog August die Regierungsgeschäfte übernahm, gar nicht gehabt ha-
ben soll; er war, wie es scheint, eher der Jägerei als der Musik zugetan. Allerdings ent-
wickelte er eine rege Bautätigkeit, die letztlich den Plänen seines jüngeren Bruders,
Herzog Anton Ulrich, sich mit der Errichtung von Operntheatern ein wenig Venedig in
den Norden zu holen, förderlich gewesen sein dürfte.2 Zumindest bei der Beschaffung
der Mittel waren beide Brüder in gleichem Maß aktiv, wie eine Urkunde zur Absiche-
rung der aufzunehmenden Kredite für das neue Opernhaus von Braunschweig vom
9. März 1690 erkennen lässt. So haben
»Wir zu mehrerm ansehen
aufnahm und Wolstand Unserer Stadt
Braunschweig für gut befunden, daß daselbst
ein besonderes großes gebäude angerichtet,
und mit allen darzu erforderten Stücken solcher=
gestalt aptiret und versehen werden möchte,
damit darin beÿ denen Meß=Zeiten einige
Operen oder Sing=Comœdien so wol zu der
fremden Herrschafft als aller anderer auf
die Messen kommender Persohnen ziemlichem
divertissement præsentiret und vorgestellet
werden könten; Solche anstalt aber so wol
wegen der schwehren bau=Kosten, als auch der
2 Siehe etwa Albrecht /
Paulus 2006.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur