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Braunschweig – Wolfenbüttel – Salzdahlum
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erforderten vielen Machinen, Kleidungen
lichtern und anderen nöthigen sachen, nicht we=
niger wegen der dabeÿ unterhaltenden Voca=
listen, Musicanten und anderer gehülffen
einen ansehnlichen Verlag erfordern wollen.«3
Einige Jahre zuvor hätte man in Braunschweig gewiss nicht einmal zu träumen ge-
wagt, dass die Oper in dieser Region ab den späten 1680er Jahren derart gedeihen
könnte und das Herzogtum zumindest in dieser Beziehung keinen Vergleich zu ande-
ren zu scheuen brauchte. Im Jahre 1667 nämlich hatte Rudolf August die Hofkapelle
aufgelöst und nur einige wenige Musiker behalten. Hierzu gehörten neben den Trom-
petern und Paukern, die auch weiterhin zu Präsentationszwecken benötigt wurden,
der Tanzmeister Roboam de la Marche, die Organisten Andreas Körner und Sylvester
Hanecke sowie der Hofkantor und Musicus Simon Hässelius. Letzterem wurde Anfang
1669 gekündigt, wenig später auch dem einzig verbliebenen Violinisten, Ambrosius
Scherle. Der Musikant und Maler Kilian Fabritius musste bereits 1668 abdanken und
verstarb noch im gleichen Jahr.4 Bis etwa 1683 fiel die Hofkapelle in eine Art Dorn-
röschenschlaf. Danach bestand die Kapelle, wie wir einer neu aufgefundenen Aufstel-
lung, in der das Personal von 1682 mit dem von 1684 verglichen wird (vgl. Anhang I),
entnehmen können, 1684 auch nur aus dem Kapellmeister, einem Tanzmeister, vier
»violisten«, einem Bassisten, einem Altisten und dem Hoforganisten5 – oder, wie es
eine andere Aufstellung sagt – aus »Ein Tantzmeister | 6 frantzösche Musicanten |
Ein Cappaune | Ein Italienscher Geistlicher | Der Hoff Organiste Körner.«6 Vom Ka-
pellmeister ist 1682 noch ebenso wenig die Rede wie in den Kammeretats oder den
dazugehörigen Designationen aus demselben Jahr; vielmehr wird aus dem Vergleich
deutlich, dass 1682 der Hoforganist noch alleine die musikalischen Aufgaben zu be-
streiten hatte. Im Jahre 1684 jedenfalls bekleidete Johann Rosenmüller nach Auskunft
einer weiteren Aufstellung das Amt.7 Ob er freilich wirklich schon, wie inzwischen
meist vermutet, bereits 1682 in Wolfenbüttel angestellt war, erfahren wir dadurch
3 Niedersächsisches Landesarchiv Standort Wolfenbüttel (im Folgenden NLA WO), Sig. 4 Alt 5, Nr. 84,
ohne Foliierung.
4 NLA WO, Sig. 1 Alt 25, Nr.
298, fol. 65 und 68 sowie Sig. 17 III Alt 86, fol. 111r.
5 NLA WO, Sig. 4 Alt 19, Nr.
4706, ohne Foliierung.
6 Ebd. Möglicherweise handelt es sich bei den französischen Musikern um diejenigen, die von Herzog
Anton Ulrich in einem Brief vom 4.
Mai 1684 erwähnt werden. Herzog Anton Ulrich schreibt an August
Wilhelm nach Frankreich: »Comme Mr. Croseck me mande, vous voulez envoyer vos Musiciens au de-
vant avec vostre Secretaire, je ferray mon possible qu’ils seront bien rescues icy et que votre beau pere
me se scandalise bien que c’est une entreprise de moy non petite et qui me couters beaucoup de chagrin
et de fascheuses reproches.« Zitiert nach Mazingue 1974, Bd. 1, S. 115. Dann freilich ist zu vermuten,
dass die Wiedereinrichtung der Hofkapelle frühestens im Sommer 1684 erfolgte.
7 NLA WO, Sig. 4 Alt 19, Nr. 4706, ohne Foliierung. In der »LISTA | Aller Hoffbedienten, beÿ | Fürstl.
Hoffstadt Wolffenbüttel« wird Rosenmüller namentlich erwähnt.
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur