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ZUR EINFÜHRUNG
Margret Scharrer, Heiko Laß
Nicht nur in der baulich-technischen Umsetzung des Bühnenraums stand der Herr-
scher im Blickpunkt des Interesses. Anspruch und Herrschaftsinszenierung zeigten sich
ebenso in den konkreten musiktheatralen Inszenierungsformen, wie der Veröffentli-
chung bildlicher und textlicher Medien, die vor allem wichtige Festaufführungen in
der höfischen Öffentlichkeit bekannt machen, als herausragendes Ereignis feiern und
deren Vorbildhaftigkeit dokumentieren sollten. Ein herausragendes Beispiel stellt, wie
Klaus Pietschmann ausführt, mit Sicherheit die Dresdner Hochzeitsoper Il Paride von
Giovanni Bontempi dar, die die neue kulturpolitische Ausrichtung des Hofes demonst-
riert und als Partitur im Druck erschien.
Zahlreiche Aufführungen des höfischen Musiktheaters sind uns mittels Festberich-
ten, aber auch erhaltener Archivalien – Schriftstücken und Zeichnungen – gut über-
liefert. Dabei geht es nicht nur um die Inszenierung der Stücke, sondern auch um die
Aufführungsorte und -anlässe. Die meisten Autorinnen und Autoren dieses Kapitels
führen Beispiele von ganz unterschiedlichen Aufführungsorten an: einem Garten, ei-
nem Theater oder Opernhaus, einem Vorzimmer der privaten Gemächer in der Resi-
denz oder andernorts.
Die geschaffenen Bühnenräume sollten spezifisch und spektakulär zugleich sein,
immer wieder wurden zugleich unterschiedliche Räume mit einbezogen, wie etwa der
Aufsatz von Carlos María Solare demonstriert, der sich mit dem spanischen Musikthea-
ter des Siglo de Oro beschäftigt und die genuin spanische Entwicklung vor Augen führt.
Nicht nur am spanischen Hof war die musiktheatrale Entwicklung unterschiedlichen
Moden unterworfen, sollte zugleich im internationalen Vergleich Maßstäbe setzen bzw.
bestehen können. Auch ein kleiner Hof wie der Bayreuther war in der Lage, hier mitzu-
halten und einen Carlo Galli Bibiena als Bühnenbildner zu beschäftigen.
Je nach Aufführungsort war die (zugelassene) Öffentlichkeit eine andere – im Gar-
ten gab es ein anderes Publikum als im privaten Appartement. Der Aufführungsort
spielte eine große Rolle bei der dramatischen Gestaltung des Stoffes. Zudem wurden
Stücke auch gezielt für bestimmte Aufführungsorte geschrieben. Je nach Publikum wa-
ren Aufwand und Inhalt verschieden. Wie bereits mehrfach ausgeführt, sollte der ge-
triebene Aufwand die Bedeutung des Hofes manifestieren, wie Versailles, Madrid oder
Wien verdeutlichen, wo die Bühne des Musiktheaters dazu diente, ganz konkrete Herr-
schaftsansprüche zu artikulieren, die es in der realen Politik umzusetzen galt.
Der Herrscher und seine Entourage brachten in die Inszenierungen oft ganz kon-
krete Vorstellungen ein. Diese offenbaren sich in Auswahl, Kompositionsauftrag oder
Veröffentlicht in: Margret Scharrer, Heiko Laß, Matthias Müller: Musiktheater im höfischen
Raum des frühneuzeitlichen Europa. Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2019.
DOI: https://doi.org/10.17885/heiup.469
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Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
Hof – Oper – Architektur
- Titel
- Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa
- Untertitel
- Hof – Oper – Architektur
- Autoren
- Margret Scharrer
- Heiko Laß
- Herausgeber
- Matthias Müller
- Verlag
- Heidelberg University Publishing
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-947732-36-4
- Abmessungen
- 19.3 x 26.0 cm
- Seiten
- 618
- Schlagwörter
- Kunstgeschichte, Architektur, Oper, art history, architecture, opera
- Kategorie
- Kunst und Kultur