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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
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stoppen.«71DieseAussage ist sehr interessant, enthält siedochnoch immerdie These, dass die Araber noch viel weiter vorgestoßen wären. Was hier mit »Mitteleuropa« gemeint ist, bleibt vage. Vom geografischen Standpunkt her kannkaumZentralfrankreichgemeintsein,sodassdieAussagenochimmerdie These impliziert,KarlMartell habeEuropa (undDeutschland?) gerettet. Wennüberhauptnochexplizit vonder »RettungEuropas«dieRede ist, ver- steckt man sich auch hier hinter der Deutung nicht genannter Quellen und nimmt dazu nicht Stellung. So heißt es beispielsweise inGeschichte und Ge- schehen: »In der Schlacht bei Poitiers 732 wurden sie [die Araber] von den Franken geschlagen. Die Europäer sahen dies als Rettung des christlichen AbendlandesvordenMuslimen.« Um der curricularen Forderung gerecht zu werden, Geschichtskultur zu thematisieren, werden immerwieder auch nationaleMythen in Schulbüchern als solche thematisiert.72 In den für G8 in Nordrhein-Westfalen zugelassenen Schulbüchern istdies inBezugaufdenKarl-Martell-MythosnichtderFall. Ein aktuellesBeispiel findet sich jedoch inGeschichte entdeckenvomC.C.Buchner Verlag (Real- und Gesamtschulen, Hessen) von 2014. Unter derÜberschrift »KarlMartell –RetterdesAbendlandes?«wirdeinAuszugvonKarlFerdinand Werner zitiert: War Karl Martell bei Poitiers der Retter des Abendlandes? […] Selbstverständlich warendieWälderNordfrankreichs nicht von einer länger dauerndenEroberung be- droht:DieAraber konntenundwollten sichdort nicht niederlassen. […]Der Süden FrankreichswurdezwarvondenMohammedanern(sic!)befreit, aberdafür vonKarl unterworfen.73 DasmerowingischeFrankenreichals»Wälder«zubezeichnenunddenFranken damit implizit Hinterwäldlertum zu unterstellen, ist an sich bereits nicht wertneutral. Die Behauptung, dass die Araber sich dort »selbstverständlich« nicht hätten etablierenwollen, ist durch die Quellen nicht begründbar. (Was hätte dagegen gesprochen?) KarlMartell dann sogar als den eigentlichen Be- satzerdarzustellen,kehrtdenSpießvollendsum.DieKarolinger, suggeriertder Text, seien Imperialisten gewesen, deren aggressive Expansionman ablehnen müsse. DieAufgabe »Beachte, wie einHistoriker heute den SiegKarlMartells 71 AustermannundLendzian,ZeitenundMenschen, Bd.1, 2008, 200; soauchdie sprachliche Regelungimdeutsch-französischenGemeinschaftsschulbuch:»LeurprogressijnenEurope est cependant stopp8e, en 732, / la bataille de Poitiers.«; Rainer Bendick (Hg.),Histoire/ Geschichte.L’Europeetlemondedel’Antiquit8#1815,Stuttgart:Klett&Paris:Nathan,2011, 90. 72 Vgl. z.B. die Beiträge von Björn Onken, Susanne Grindel, Christoph Kühberger, Julia Thyroff,MarkusFurrerundChristinePflüger indiesemBand. 73 Karl FerdinandWerner,DieUrsprüngeFrankreichs bis zumJahr 1000, Stuttgart:Deutsche Verlags-Anstalt, 1989, 369. FelixHinz52 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Titel
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Untertitel
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Autoren
Roland Bernhard
Susanne Grindel
Felix Hinz
Herausgeber
Christoph Kühberger
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-0686-6
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
294
Kategorie
Lehrbücher
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