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ArminiusunddieGermanenalsNationalmythosinSchulbücherndesZeitraums
von1871bis1945verherrlichtwerden,sichaber indenBüchernnach1945eine
entmythologisierte Darstellung durchsetzt. Dieses Ergebnis passt gut zur all-
gemeinenEntwicklungdesNationalismus inDeutschland,mussbei genauerer
Betrachtung aber differenziert werden. Wennman den Beginn des Betrach-
tungszeitraumesaufdas früheneunzehnte Jahrhundert ausdehnt, ergebensich
neuePerspektiven auf dieBücher amEndedieses Jahrhunderts. Ferner haben
die bisherigen Studien für ihre Analyse der Schulbücher die Entwicklung der
fachwissenschaftlichen Forschung zurVarusschlacht zuwenig berücksichtigt.
Riemenschnieder undS8n8cheaugehen zuRechtdavonaus, dass Schulbücher
wichtigeQuellenzurnationalenGeschichtskultursind,10bisherwenigerforscht
istaberderHerstellungsprozessvonSchulbüchern.11NeuereForschungendazu
zeigen, dass dieser vonEigenlogiken geprägt ist, was bei derAnalysemehr zu
berücksichtigen ist.12 Unter Berücksichtigung dieser Einsichten lassen sich
durch eine erneute Untersuchung der Darstellung der Varusschlacht in deut-
schen Schulbüchern sowohl neue Aspekte der Rezeptionsgeschichte des Her-
mannsmythos als auchneueEinblicke indie grundsätzlicheEinschätzungvon
Schulbüchern alsQuelle zurGeschichtskultur erarbeiten. Bei derAuswahl der
analysiertenSchulbücherwurdedarauf geachtet, sowohlbesondersverbreitete
BüchervorzustellenalsauchdasSpektrumderDarstellungenderVarusschlacht
inSchulbüchern inder jeweiligenEpochemitkonkretenBeispielensichtbarzu
machen.Die Studie versteht sichdaher als einBeitrag zurHistorischenSchul-
buchforschung,wie sie vonBerndSchönemannundHolgerThünemanndefi-
niertworden ist.13
zwischen 1850 und 1918, Bochum: Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, 1992, 208–212;
Dirk Sievertsen,Die Deutschen und ihre Germanen. Germanendarstellungen in Schulge-
schichtsbüchernvon1871bis 1945,Rahden/Westf.:VerlagMarieLeidorf, 2013.
10 Riemenschneider, Lemythe national, 133; Storrer,Deutungsmuster, 13; vgl. Bernd Schö-
nemann undHolger Thünemann, Schulbucharbeit. Das Geschichtslehrbuch in der Unter-
richtspraxis, Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag, 2010, 21f. und Simone Lässig, »Wer
definiert relevantesWissen? Schulbücher und ihr gesellschaftlicher Kontext«, in: Eckhart
Fuchs,JoachimKahlertundUweSandfuchs(Hg.),Schulbuchkonkret.Kontexte–Produktion
–Unterricht, BadHeilbrunn:Klinkhardt, 2010, 199–218.
11 BjörnOpfer,»ZwischenMarkt,PolitikundWissenschaft.WieentstehteinSchulbuchfürdie
Oberstufe?«, in:MartinClauss undManfredSeidenfuss (Hg.),DasBilddesMittelalters in
europäischenSchulbüchern,Berlin:Lit, 2007,117–124;WolfgangMenzel, »Wieschreibe ich
einSchulbuch?«, in:EckhartFuchs, JoachimKahlertundUweSandfuchs (Hg.),Schulbuch
konkret. Kontexte – Produktion – Unterricht, BadHeilbrunn: Klinkhardt, 2010, 219–228.
12 Hierzu demnächst ausführlich Sabrina Schmitz-Zerres, die im Rahmen des DFG-Gradu-
iertenkollegs 1919: Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zu-
kunftshandeln an einerDissertationzuZukunftsvorstellungen indeutschenSchulbüchern
arbeitet.
13 Bernd Schönemann, Schulbucharbeit, 22–28; vgl. auch: Etienne Schinkel, »Schulbuchana-
lyse«, in:GWU65 (2014), 482–497.
DerHermannsmythos indeutschenSchulbüchernvon1800bis2000 61
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Titel
- Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
- Untertitel
- Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Autoren
- Roland Bernhard
- Susanne Grindel
- Felix Hinz
- Herausgeber
- Christoph Kühberger
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0686-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 294
- Kategorie
- Lehrbücher