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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
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Kolonialwarenwerbung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Europa verbreiteten, finden ihrenWeg erst in den 1990er Jahren als kolonialkritisch intendierte Quellenmaterialien in die Schulbücher. Dort sollen sie dannMy- thisierungensichtbarundmöglichst rückgängigmachen.Repräsentationendes Anderen, dieüber ethnografischesWissenvermittelt werden, dienen aber seit Beginndes Jahrhundertsdazu,dieDifferenzzwischeneuropäischenundnicht- europäischenMenschenzubetonenunddiesumsostärker, jemehrWissenüber kolonisierteBevölkerungennachEuropagelangt.LokaleKulturenwerdendabei alsRelikte einer zuüberwindendenVergangenheitdargestellt.44 Das Bild des Anderen als eines kriegstreiberischen und barbarischen Kämpfers legitimiert in dieser Logik die eigeneGewalt. So lassen sich die ge- waltsameExpansion Frankreichs imNordenAfrikas gegen eine »kriegerische Bevölkerung«45, die Taktik der verbrannten Erde imKampf gegen die Bantu- völkerunddieZerschlagungdesReichsder»warlikeZulus«46 inSüdafrikaoder dieKolonialkriege gegenHereroundNama inDeutsch-Südwestafrika als legi- timeGewaltdarstellen. Die Tuareg werden als furchterregende Krieger beschrieben, gegen deren Widerstand Frankreich seinen Herrschaftsbereich in der algerischen Sahara ausdehnt,umAlgerienvollständigzuunterwerfenundseinewestafrikanischen Kolonienzuarrondieren. Von hoher Statur, muskulös, mit dunklem Teint ist der Targi in blaue oder weiße Baumwollstoffe gekleidet. Die Turbanspitze insGesicht gezogen lässt nur die Augen frei:dasGewebeoderderSchleier(Tagelmust)schütztdieNasenlöcherunddenMund gegenSandstürmeoderböseGeister.AlsWaffenträgtderTargidieLanze,dengeraden SäbelunddengroßenSchildausAntilopenhaut.DerKrieger aufdemReit-Dromedar hat seinenPagenhinter sich.47 In die Faszination angesichts der Fremdartigkeit der Tuaregmischen sichRe- spekt gegenüber ihrer Kampfkraft, aber auchÜberlegenheit angesichts ihres Aberglaubens. In der Gestalt des westafrikanischen Herrschers Samory Tour8 steht den französischen Kolonialsoldaten bei ihrem Vordringen entlang des Niger ein bedeutendermilitärischerFührergegenüber.SeinSultanat istetwahalbsogroß wie Frankreich und sein Heer besteht aus 40.000 Mann. Die ausführliche Schilderung derÜberwältigung Samorys durch den französischen Capitaine 44 Serhat Karakayali undMarionvonOsten, »KolonialismusundModernekritik«, in: Anika Keinzu.a.,KulturelleÜbersetzungen, Berlin:Reimer, 2012, 183–199, 194. 45 ImOriginal »populationbelliqueuse«,Alba,CoursMalet-Isaac, 393. 46 Bild einesZulu-Kriegers in: Rodert JohnUnstead, ACentury ofChange.1837-Today, Lon- don:Black, 1964, 95. 47 Alba,CoursMalet-Isaac, 395;EigeneÜbersetzungderausführlichenBildunterschrift. SusanneGrindel130 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Titel
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Untertitel
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Autoren
Roland Bernhard
Susanne Grindel
Felix Hinz
Herausgeber
Christoph Kühberger
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-0686-6
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
294
Kategorie
Lehrbücher
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