Seite - 18 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)

18 sollten die materielle Basis der adeligen Landschaftsschule bilden. Als Wolf 1556 starb, hinterließ er aus seiner zweiten Ehe die Tochter Christina, die hierauf 16.000 fl an die Stände bezahlen musste, aber die Güter behalten durfte.86 Da sich die Anmeldungen weiterer Adelssprösslinge häuften, war sie 1567 in das leerstehende Ennser Minoritenkloster übersiedelt. 1574 verlegte man die Landschaftsschule schließlich in das neue Landhaus in Linz (s.o.), in den Bereich des späteren Präsidialtraktes. In diesem Jahr trat Mag. Georg Khuen als Predikant in Linz in Erscheinung. Aufgabe der Landschaftsschule war es, die Söhne der in der Landstandschaft vertretenen Adeligen (und in Ausnahmefällen auserwählter Bürgerlicher) zu unterrichten, Führungsnachwuchs für den Hof- und Landesdienst, sowie für das Heer heranzubilden, Basiswissen für das Weiterstudium in Wittenberg, Jena, Strassburg etc zu vermitteln. Auch Hanns Adam Schmidtauer von Oberwallsee, Khuepergers Urenkel, erfuhr dort seine Ausbildung. Diese Schule wurde zu einem kulturellen Schwerpunkt Österreichs, gefördert auch durch die Schließung der evangelischen Schulen in der Steiermark und in Kärnten. Zu den fünf Rektoren zählt Mag. Johannes Memhard (s.u.). Der Schulbetrieb und der Schulwirt, der für das leibliche Wohl der Schüler sorgte, unterstanden der Führung des Rektors. Zum Unterschied von den ins Schul-Zölibat gezwungenen Lehrern, musste der Schulwirt verheiratet sein, seiner Frau oblag die Haushaltsführung. Jede der 4-5 Klassen hatte einen Präzeptor und Subpräfekten (ältere Schüler). Der Modist war für den Unterricht im Lesen und Schreiben zuständig. Alle vier Wochen musste der Bader die Haare der Schüler schneiden und geringfügige Verletzungen etc versorgen.87 Die Landschaftsschule zog hochgebildete und anerkannte Lehrer und Wissenschaftler nach Linz, ua Johannes Memhard, Hieronymus Megiser, Johannes Kepler, Matthias Anomäus, Johannes de Brassicanus, u.a.. Khueperger und seine Familie traten mit diesen in enge, partiell sogar verwandtschaftliche Beziehungen (s.u.). 88 Viele evangelische Adelige stellten Hauslehrer an, so den Erzieher („Hofmeister“) Martin Zeiler/Zeiller und sandten die Söhne erst dann an auswärtige Schulen. Dieser unterrichtete 1612>1615 und 1623>1624 als solcher in Linz, wirkte 1615 als Praeceptor und Komponist an der Landschaftsschule. Dazwischen begleitete er junge Adelssöhne auf ihren Bildungsreisen, welche Bestandteil der adeligen Ausbildung waren, und zog schließlich der Religion halber nach Ulm zurück, mit zwischenzeitlichen Aufenthalten in Italien. 89 1574 bis 1617 hielten die von den Ständen angestellten Predikanten im Landhaus gut besuchte lutherische Gottesdienste mit Abendmahl in beiderlei Gestalt, Taufen, Trauungen, Totenämter und Leichenpredigten ab, welche in den Evangelischen Landhaus-Matrikeln vermerkt wurden. 1578 - unter dem Stadtrichter Niclas Khueperger - erfolgte die Anordnung, dass der (Steinerne) Saal im Landhaus für den Gottesdienst mit Altar und Predigtstuhl zu versehen sei.90 Die im Evangelischen Museum in Rutzenmoos/OÖ befindliche, 1574 in Wittenberg gedruckte sogenannte „Landhausbibel“ fand im Steinernen Saal bei den Gottesdiensten Verwendung.91 86 Deuer, Perkheim, 318 ff. 87 Mayrhofer/Katzinger, Linz, 185. 88 Haider, Gesch. OÖs, 201. Wacha, Kunst in Linz um 1600, 18. Mayrhofer/Katzinger, Linz, 156 ff, 179 ff. Schäffer, GHft Hagen, Bd II (Ms). 89 Vgl Neweklowsky, Schiffahrt, Bd I, 356. Brunner, Zeiller, 46 ff. 90 Kleinhanns, Landhausturm, 6. 91 Eichmeyer Ulrike, Gemahlin des ehem. evangel. Superintendenten, persönl. PI Rutzenmoos, 13. Oktober 2010. Lichtenberger Bernhard, Himmel und Hölle auf Evangelisch. In: OÖN, Samstag 17. April 2010, 31.