Seite - 53 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)
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Gegenzug zur Bewilligung von 1,2 Millionen Gulden für den Türkenkrieg. Zwischen
1571 und 1574 berief er sogar mehrmals einen lutherischen Prediger aus Linz zur
Spendung des Abendmahles an den Wiener Hof. Die oberösterreichischen Stände
hatte zu jenem Zeitpunkt ihre Macht erheblich ausgeweitet. 276
1579 schlossen die OÖ Stände im Linzer Rathaus ein geheimes Bündnis zur
Erhaltung ihres Glaubens. Khueperger muss in einer seiner Funktionen und Ämter
damit konfrontiert gewesen sein. Trotz verschiedener Maßnahmen (so wurde zB für
die Besetzung der Ratsstellen und die Aufnahme von Bürgern das katholische
Bekenntnis vorgeschrieben) blieb die Bevölkerung überwiegend protestantisch. 277
Für Aufregung im katholischen Lager sorgte Khueperger am 15. Juli 1583, als er auf
Veranlassung der Verordneten der drei Stände, ohne Vorinformation und Wissen
des Linzer Stadtpfarrers Johann Carbo, das Begräbnis und Kirchengeläut des
Landschafts-Predikanten Mag. Thomas Spindler bewilligte.278 Im Beschwerdebrief
vom 4. August 1583 klagte Carbo seinem Bischof Urban zu Passau, Kueperger sei
ein „befürderer und ginner der lutrischen predicanten unnd ein hiziger abgesagter
feindt der catholischen“.279 Am 15. Juni 1584 aber teilten die Stände dem Hzg
Ludwig von Württemberg mit, dass eben dieser Johann Carbo vom Saulus zum
Paulus geworden, vom katholischen Glauben abgekommen und nach Thübingen
gezogen sei. 280
Am 14. Februar 1585 bestätigte der Nachfolger des Johann Carbo, Leonhard
Perckhman, der Linzer Bürgermeister Nikolaus Khueperger und der Ratsbürger
Dionysius Prandtstetter, beide Verordnete „Pruggherrn“, hätten ihm für die
Verrichtung des Gottesdienstes in der St. Gangolfkapelle im Linzer Schloss 3
ausständige Quartalsgelder für 1584, insgesamt 30 fl, übergeben.281
Khueperger soll den im Hagen obligaten katholischen „Bruder“ zeitweise in seinem
Haus in Linz und nach 1586, der Vermählung seiner Tochter Barbara mit dem
protestantischen Adeligen Stefan Engl von Wagrain, als er augenscheinlich selbst
offen dem neuen Glauben anhing, in Untertanenhäuser des Hagen verwiesen
haben, „mal des mossers, mal des Rädlmachers“, zu „welichem zweckh vnnd
ordtnunng ein jeds ein Capelnkamer zuerichten“ musste.282 Teile der
Chronikaufzeichnungen oblagen offensichtlich trotz der Tätigkeit des Bischoffischen
Schreibers Stauffenbuel283 dem sogenannten Bruder. Dass ein „Bruder“ im Hagen
lebte, soll laut Aufzeichnungen im Schlossarchiv auf die Anfänge der Herrschaft
Hagen zurückgehen. Die Herren von Wallsee stellten ihn in erster Linie zur Fürbitte
für die Familie ein und auferlegten ihn jedem Lehensmann als Verpflichtung samt
Kammer und Kost. So verbrachte der Bruder viel Zeit in der Gutskapelle,
unterrichtete dazu die untertänigen Kinder, half bei Krankheit und kümmerte sich um
die Armen.284
276
OÖLA, Schlüsselbergerarchiv (Sammlung Hoheneck), Hs 87, XV, Acta deren Löblichen Zweyen Lutherischen
Pollitischen Herrn Ständen in Religions Sachen ..., fol.13 f. Kerner, Freigabe Augsburger Konfession, 18.
Pillwein, Geschichte, Geographie,...49. Haider, Gesch. OÖs, 169 f. Heilingsetzer, Entwicklung OÖs, 71. Stauber,
Ephemeriden/ Stände, 66. Rausch, Linz, 36. Wacha, Kunst in Linz um 1600, 17 (Der Leichnam des in
Regensburg verstorbenen Ks Maximilian wurde im November 1576 provisorisch in Wilhering beigesetzt).
277
Kreczi, Linz, 196.
278
Rumpl, Prädikanten, 174. Vgl Mayrhofer/Katzinger, Linz, 156.
279
AStL, LR D III / 94, 114, dat. Linz, 4. August 1583. Urban v. Trennbach 1561>1598.
280
Eder, Glaubensspaltung, 182.
281
AStL, LR B II G 1/50.
282
OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 14, vorletzter Absatz. Moserhäusl =spätere Villa Tscherne.
283
Auch Stauffenbühl/Stauffenbüel /Stauffenbuel/Stuffenödl.
284
OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 14, vorletzter Absatz. Schäffer, Bd I (Ms).
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Buch Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
Bürgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Titel
- Niclas Khueperger
- Untertitel
- (1531 bis 1597)
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013/2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 162
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute