Seite - 63 - in Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)
Bild der Seite - 63 -
Text der Seite - 63 -
63
von Ungarn, musste 1608 infolge des Thronstreites die Protestanten wieder
tolerieren.333
In dem vehement geführten Bruderzwist, der großen Haus- und Staatskrise
zwischen 1608 und 1612, zwang Matthias seinen Bruder Ks Rudolf mit Hilfe der
böhmischen und ungarischen Stände zum Verzicht auf die Herrschaft in Österreich,
Ungarn und Mähren. Matthias, vh mit Anna von Tirol, ließ sich am 23. Mai 1611 zum
König von Böhmen krönen, und übernahm am 13. Juni 1612, nach Rudolfs Tod (20.
Jänner 1612), die Kaiserwürde.334
Für den Hagen ist Matthias insofern von besonderer Bedeutung, als er 1609 die
Erhebung zum Edelsitz realisierte (s.u.).
Zufluchtsorte der Exulanten:
Nachdem das Leben der Protestanten in den Erbländern immer härter, auch für den
Adel teils unerträglich geworden war, verließen sowohl viele Adelige, als auch
andere Glaubensgenossen die katholische Heimat, wählten um dem Druck zu
entgehen das „ius emigrandi“, die Freiheit des Gewissens. Ihre Frömmigkeit äußerte
sich in der neuen Heimat in einer Vielzahl wohltätiger Schenkungen an
Gotteshäuser, sowie in Hilfswerken in ihren Zufluchtsorten, wodurch sie auch dort
bald einen gehobenen Status errangen. Dies schlug sich ua in den Lobpreisungen
ihrer Leichenpredigten nieder, welche die Frömmigkeit und das exemplarische
Leben der Zugewanderten hervorhoben. Allerdings gab es unter den Exulanten, vor
allem jenen der späteren Welle, auch solche, die aus anderen als religiösen Motiven
oder zuweilen aus mehreren Beweggründen emigrierten, zB auch wegen der
Bedrohung durch die Türken, 335 vor allem 1523>1529, in den 1580-er Jahren, und
1594. 336
Befürchtungen gegenüber dem sogenannten Erbfeind Türken hatte auch Niclas
Khueperger (s.o.) in seinen Auswanderungs-Erwägungen nach Ulm, “ein freye statt
nymant den dem gepiet des roemischen koenigs vnderworffen...“,337 in den
Vordergrund gestellt.
Im (vormals katholischen) Dorf Wain, nahe Ulm (und in Langenau) gab es eine fast
geschlossene Ansiedlung von Österreichern.338 Zur Zeit der konfessionellen
Probleme konnte die von Fugger-Besitzungen umgebene protestantische Herrschaft
gefestigt werden, weshalb die Ulmer die Aufnahme österreichischer Exulanten
förderten, diese bewusst ansiedelten und damit die infolge des dreißigjährigen
333
Kreczi, Linz, 196. Gielge, Merkwürdige Oerter, 156.
334
Klauser, Lexikon, 184 f. Sturmberger, Land odE, Bruderzwist, 75. Sokol, Stammtafeln, 7. Matthias geb. 1557,
gest. 1619; Anna von Tirol erw 1585 >1618.
335
1526 befahl EH Ferdinand I. vÖ allen Städten wegen der drohenden Türkengefahr Kleinodien und
Kirchenschätze in das Linzer Schloss zu bringen. AStL, LR B III/29, dat. 11. November 1526, Wien. Glas,
Burg/Schloß Linz, 173.
336
Schnabel, Exulanten, 30 ff, 711. Rausch, Linz, 38. Am 24. Juli 1684 wurde in Linz ein durch Papst Innocenz
XI. herbeigeführtes Bündnis, die „Heilige Liga“, gegen die Türken geschlossen, zw Ks Leopold I., Kg Johann III.
Sobieski von Polen und der Republik Venedig.
337
Schedel, Weltchronik, CXC´.
338
Schnabel, Exulanten, 39, 653. Internet. Wain hieß 1275 „Wiewen“, dann „Wünd“. Die katholische Herrschaft
Wain gehörte seit 1510, nach den Besitzern Rudolf von Stotzingen und Johannsen Ehinger von Maylant, Bürger
zu Ulm, wieder zum Kloster Ochsenhausen, war 1570 von der Stadt Ulm unter Vorschiebung des
Schwiegersohnes des Ulmer Bürgermeisters Eustach von Landfried als Scheinkäufer erworben worden, um das
für den Bau der sogenannten „Ulmer Schachteln“ für die Donauschifffahrt erforderliche Holz um Wain und den
Zugang zur Iller im Sinne der Schiffahrt zu erlangen. Internet, Wain.
zurück zum
Buch Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
Bürgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Titel
- Niclas Khueperger
- Untertitel
- (1531 bis 1597)
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013/2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 162
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute