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XL. Stand, Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung, 173
nachwirkendes Gegengewicht gegen die Einseitigkeit ihres späteren Berufes. Je
mehr die militärische Ausbildung zu einem Element der staatsbürgerlichen
Erziehung wird, desto weiter entfernt sich das Heer von einem volksfremden
Militarismus und desto fester ist die Sicherheitund Zukunft des Staates begründet
in der Kriegstüchtigkeit und Hingebung seiner Bürger.
Die modernen Staaten sind nicht nur unablässig bemüht, ihre Wehrkraft
zu verstärken und auszugestalten, sondern auch Kriege zu vermeiden und, wenn
es zum Kampfe kommt, die mit dem Kriege verbundenen Leiden und Übel soweit
als möghch zu mildern. IndieserAbsichtsind die bereits auf S.162 erwähnten inter-
nationalen Konventionen abgeschlossen worden. Was insbesondere die sogenannte
Genfer Konvention von 1864 zur Verbesserung des Loses der Kranken
und Verwundeten im Kriege anbelangt, so wurde sie im Jahre 1906 erweitert.
Durch die zweite Haager Friedenskonferenz (1907) sind ihre Grundsätze auf den
Seekrieg ausgedehnt worden. Die Genfer Konvention sorgt für das Schicksal ver-
wundeter oder erkrankter Militärpersonen und stellt nicht nur die militärischen
Sanitätsformationen und -Anstalten, sondern auch die von freiwilligen Hilfsgesell-
schaften ausgerüsteten unter den Schutz des Völkerrechtes. Als internationales
Abzeichen gut das sogenannte Genfer Kreuz (rotes Kreuz auf weißem Grunde).
Die Erkenntnis, daß die Sanitätspflege im Kriege schon während des Friedens
umfassende Zurüstungen der freiwilligen HiKstätigkeit erfordert, hat zur Schaffung
der „Gesellschaften vom roten Kreuze" geführt, die in Landes-
und Zweigvereinen unter einer gemeinsamen Bundesleitung organisiert sind.
Außerdem widmen sich der deutsche Ritterorden und der souveräne Malteser-
orden dem Sanitätsdienste im Felde.
Die innere Verwaltung.
XL. stand, Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung.
Dieses Kapitel will einen kurzen Überblick geben über die Maßnahmen der
öffentlichen Verwaltung, um den Stand der Bevölkerung festzustellen, ihre Ent-
wickelung zu fördern und ihre Sicherheit und Gesundheit vor Schädigungen zu
bewahren. Es zerfällt demnach in drei Unterabteilungen, die sich mit dem Be-
völkerungswesen im engeren Sinne, mit der Sicherheitspolizei und mit dem öffent-
lichen Gesundheitswesen beschäftigen.
1. Das Bevölkerungswesen.
Schon im XXIL Kapitel ist dargetan worden, wie wichtig für den Staat eine
möghchstzahlreiche und tüchtigeBevölkerung ist^). Von dieserErkenntnis geleitet,
war schon die BevölkerungspoHtik des Merkantilsystems^) darauf gerichtet, die
VolkszahldurchmannigfacheMaßnahmen : durchAuswanderungsverbote, Begünsti-
gung der Einwanderung, innere Kolonisation u. s. w. zu heben. Der moderne Staat
beeinflußt die Zunahme und Verteilung der Bevölkerung zwar nicht durch un-
mittelbar wirkendeMaßnahmen ; dafür will er durch seine gesamte Wirtschafts-und
Sozialpolitik die Bedingungen für die Entfaltung der Volkskraft und die Steigerung
der Volkszahl schaffen.
Eine wesentliche Voraussetzung hiefür ist, daß man den Stand und Gang
der Bevölkerung genau kenne. Dies wird durch die Volkszählung und die Statistik
Vergl. oben S. 118. — ^) Vergl. S. 144, Anm. 2.
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Buch Österreichische Bürgerkunde"
Österreichische Bürgerkunde
- Titel
- Österreichische Bürgerkunde
- Autor
- Heinrich Rauchberg
- Verlag
- Verlag von F. Tempsky
- Ort
- Wien
- Datum
- 1911
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.4 x 24.0 cm
- Seiten
- 278
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918