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Vor 1918
Österreichische Bürgerkunde
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XLV. Der Verkehr. 203 Notensteuer ist ein Anreiz zur Erhöhung des Diskontosatzes (der Bankrate) ge- geben, sobald die Mittel der Bank stärker in Anspruch genommen werden. Und da die Notenbank in letzter Linie die Geldquelle aller anderen Banken bUdet, richtet sich auch deren Zinsfuß nach der „Bankrate"; das verstärkt den Einfluß der von der Notenbank getroffenen Maßnahmen^), Aber nicht alle Zahlungen werden in Bargeld oder Banknoten geleistet. Ein- erheblicher Teil derselben wird durch Überweisung oder Abrechnung abgewickelt. Durch Überweisung (Giroverkehr) zwischen Kunden derselben Bank^), durch Abrechnung(Clearing- oder Saldierungsverkehr), dann, wenn die Forderungen und Anweisungen bei verschiedenen Banken zahlbar sind^). Besondere Wichtigkeit hat in dieser Richtung der Scheck- und Clearingverkehr der österreichischen und der ungarischen Postsparkasse erlangt*); von dem Sparverkehr dieser Anstalten wird sofort die Rede sein. 3. Sparkassen und Pfaudbriefanstalten. Von der Sonderstellung der Notenbank abgesehen, nimmt der Staat keinen anderen Einfluß auf die Banken, als wie er durch die Unternehmungsform der Bankanstalten^) und durch die rechtliche Regelung einzelner Arten von Bank- geschäften bedingt ist. So wichtig auch die Banken für die Volkswirtschaft sind, so müssen wir uns hier darauf beschränken, zwei Arten von Bankbetrieben zu besprechen, die wegen ihrer besonderen Aufgaben mit der öffentlichen Verwaltung in einem gewissen Zusammenhang stehen; es sind dies die Sparkassen und die Pfandbriefanstalten. Die Sparkassen sind, wie schon der Name andeutet, dazu bestimmt, Erübrigungen der Privatwirtschaften, die sonst vielfach ungenützt blieben oder verbraucht würden, aufzubewahren und zum Nutzen der Einleger zinsbringend anzulegen. Sie werden entweder von gemeinnützigen Vereinen oder von Gemeinden begründet, sind aber auch im letzteren Falle rechthch selbständige Anstalten. Die durch die Sparkassen angesammelten Kapitalien stehen für volkswirtschaftlich nützliche Anlagen zur Verfügung, welche die erforderliche Sicherheit und Beweg- lichkeit bieten, so besonders für den Hypothekarkredit und den Wechseleskompte. Wenn der von jeder Sparkasse anzusammelnde Reservefonds höher anwächst, als es zur Deckung allfäüiger Verluste erforderlich ist, so kann ein angemessener 1) Der Banknotenumlauf der österreichisch-ungarischen Bank schwankte im Jahre 1910 zwischen 1868-6 und 2409-6 Millionen K. Am Ende des Jahres 1910 betrug er 2376 Millionen K, der Metallschatz 1669-2 Millionen K, darunter 60 Millionen in Goldwechseln auf auswärtige Plätze (Devisen). 70-2 Prozent des Banknotenumlaufes waren demnach metallisch bedeckt. 706-8 Millionen Banknoten und weitere 225-2 Millionen sofort fällige Verbindlichkeiten (29-8 Prozent), im ganzen also 932 Millionen waren bankmäßig zu bedecken. Zur Deckung dienten Forderungen der Bank im Betrage von 1,053'5 Millionen K, darunter 889 Millionen eskomptierte Wechsel, Warrants und Effekten. Der bankmäßig zu bedeckende Betrag war demnach mit 121-5 Millionen überdeckt. — ») Am Giroverkehr der österreichisch-ungarischen Bank beteiligten sich im Jahre 1910 5610 Kontoinhaber, der gesamte Umsatz betrug 82.305 MiUionen Kronen.— ') Die Einlieferungen in den mit der österreichisch-ungarischen Bank in Verbindimg stehenden Saldierungsvereinen betrugen 1910 in Wien 8091 Millionen, in Budapest 2815, in Prag 1268, in Lemberg 526, in Brunn 58-5 Millionen Kronen. — *) Vergl. Anm. 2 auf S. 204.— *) Vergl. oben S. 186.
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Österreichische Bürgerkunde
Titel
Österreichische Bürgerkunde
Autor
Heinrich Rauchberg
Verlag
Verlag von F. Tempsky
Ort
Wien
Datum
1911
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.4 x 24.0 cm
Seiten
278
Kategorien
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