Seite - 208 - in Österreichische Bürgerkunde
Bild der Seite - 208 -
Text der Seite - 208 -
208 XLV. Der Verkehr.
in Österreich das Privatbahnsystem; die Entstehung neuer Privatbahnen wurde
vom Staate durch Subventionen und Zinsengarantien gefördert. Erst in den letzten
beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ist Österreich zum Staatsbahnsystem
zurückgekehrt; eine Reihe wichtiger Privateisenbahnen wurde verstaathcht, der
Bau staathcher EisenbahnUnien aufgenommen und ein weitverzweigtes Lokal-
bahnnetz geschaffen. Im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts sind endlich durch die
Verstaatlichung der Nordbahn, des österreichischen Netzes der Staatseisenbahn-
gesellschaft, der böhmischen Nordbahn und der Nordwestbahn alle großen Eisen-
bahnlinien mit Ausnahme der Südbahn in den Besitz des österreichischen Staates
gelangt.
Die oberste Leitung und Beaufsichtigung des gesamten Eisenbahnwesens
steht dem Eisenbahnministerium zu. Die Leitung des Betriebsdienstes obüegt
den nach Hauptverkehrslinien gebildeten (15)^) Staatsbahndhektionen. Als
technische Aufsichtsbehörde ist die Generalinspektion der österreichischen Eisen-
bahnen eingesetzt. Der aus Vertretern der beteiligten Kreise ehrenamtlich gebildete
Staatseisenbahnrat ist dazu berufen, die Staatseisenbahnverwaltung in wirtschafts-
politischen, insbesondere in Fahrplan- und Tarifangelegenheiten zu beraten und
die Wünsche der Interessenten zum Ausdruck zu bringen.
Die zweite Art der Güterbeförderung ist der Transport zu Wasser,
die Binnen- und die Seeschiffahrt. Die Binnenschiffahrt wirdvom Staate
durch die Anlage und Verbesserung der Wasserstraßen und durch die Strompolizei
gefördert. Die Schiffahrt auf den internationalen Flüssen^) ist durch die Wiener
Kongreßakte (1815) für jedermann frei erklärt worden. Von besonderer Wichtigkeit
für Österreich sind die auf verschiedenen Kongressen vereinbarten Bestimmungen
über den Verkehr auf der Donau. Die hiefür erforderlichen Maßnahmen werden
auf dem Unterlaufe der Donau durch eine internationale Kommission getroffen.
Für die Ausgestaltung des österreichischen Wasserstraßennetzes durch Fluß-
reguherungenunddenBauvon Kanälen ist im Jahre 1901 eingroßzügigesProgramm
in Gesetzesform aufgestellt worden. Es bezweckt, die Donau mit dem nördlichen
StromnetzEuropas und den großen Produktionsgebieten Österreichs zu verbinden
und die Zufuhr nach Wien zu erleichtern. Zur Durchführung besteht beim Handels-
ministerium eine Baudirektion und ein aus Fachmännern und Vertretern der
Interessenten gebildeter Behat.
Was endlich die Seeschiffahrt^) anbelangt, so sind die wichtigsten
staathchen Maßnahmen zur Regelung und Förderung derselben die folgenden:
Durch Häfen, Seeleuchten, die Regelung des Lotsenwesens und des sogenannten
1) Einschließlich der Leitungen der neu verstaatlicliten Bahnen. — ') Das sind jene
Flüsse, die mit ihrem schiffbaren Teile zwei oder mehrere Staaten durchschneiden oder verbinden
und mit dem Meere in schiffbarer Verbindung stehen.— ^) Die österreichische Handelsmarine
zählte 1908
Schiffe
Segelschiffe 14.189
Dampfschiffe 316
Der Wert der Wareneinfuhr zur See im Jahre 1908 betrug 715, der Wert der Ausfuhr 621 Millionen
Kronen. In den österreichischen Seehäfen sind im Jahre 1908 146.500 Schiffe mit 19 Millionen
'Tonnen eingelaufen und beiläufig ebensoviele ausgelaufen. Davon entfallen 7610 Schiffe mit
rund 900.000 Tonnen auf Italien und 138.890 Schiffe mit rund 18 Millionen Tonnen auf das übrige
.Ausland. Tonnen
zurück zum
Buch Österreichische Bürgerkunde"
Österreichische Bürgerkunde
- Titel
- Österreichische Bürgerkunde
- Autor
- Heinrich Rauchberg
- Verlag
- Verlag von F. Tempsky
- Ort
- Wien
- Datum
- 1911
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.4 x 24.0 cm
- Seiten
- 278
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918