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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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Agnes | A 59 und Sohn, standen sich mit ihren Truppen am Fluss Regen nahe Regensburg gegenüber −, liefen Markgraf Leopold III. von Österreich, der zusammen mit seinem Schwager Herzog Bořivoj von Böhmen († 1124) das größte Truppenkontingent an der Seite des alten Heinrich stellte, nicht direkt über, verließen aber bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit das kai- serliche Aufgebot, ein Verhalten, das auch nicht gerade ein günstiges Licht auf A.s zweiten Gemahl wirft. Es war nach mittelalterlichem Rechtsempfinden Fahnenflucht und ein klarer Bruch des Lehenseides sowie die Preisgabe seines Lehensherrn der physischen Vernichtung, mögen auch moderne Historiker nach Rechtfertigung für Leopolds Verhalten suchen (etwa Röhrig 1985; Brunner 2009). A. scheint sich in ihr Schicksal gefügt zu haben, wenngleich unbekannt ist, mit welchen Gefühlen. Wann und wo genau die Hochzeit im Jahr 1106 stattgefunden hat – im selben Jahr ist auch ihr Vater gestorben (7. August) -, ist nicht überliefert. Im so genannten Sa- lierstemma im Chronicon universale des Ekkehard von Aura († nach 1125) ist A. in einem Medaillon dargestellt und als Ehefrau des Markgrafen Leopold ausgewiesen (Abschrift mit Federzeichnung, Corvey um 1130 (abgegangenes Original von 1106/1107), Staatsbibliothek Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Ms. Lat. fol. 295, fol. 81v; Abb. Muschka 2012, S.  277). Ihrer vornehmen Herkunft aus königlichem Haus gemäß, dürfte A. mit einer beträchtli- chen Mitgift ausgestattet worden sein, vermutet wird königlicher Grundbesitz in der Mark, wenngleich sich ihr Heiratsgut nicht genau bestimmen lässt. Jedenfalls wurde der Markgraf dadurch in die Lage versetzt, Kirchen und Klöster zu beschenken, was oft gemeinsam mit der Markgräfin erfolgte. Wohl unter Einfluss und Mitwirkung der A. wurde Klosterneuburg bei Wien zum zentralen Herrschaftssitz ausgebaut, wo er auch ein Kanonikerstift und den Bau einer Kirche als größte in der Mark großzügig dotierte (Grundsteinlegung 12. Juni 1114), das 1133 unter Propst Hartmann (amt. 1134–1140; dann 1140–1164 Bischof von Brixen) in ein Augustiner Chorherrenstift nach dem Vorbild der von Erzbischof Konrad von Salzburg (amt. 1106–1147) initiierten Kanonikerreformbewegung umgewandelt wurde. Parallelen mit der schwäbischen Heimat der Markgräfin unterstreichen ihre Mitwirkung (Schleierlegende von Klosterneuburg / Ringlegende der Johanniskirche von Schwäbisch Gmünd an der Rems). In Klosterneuburg befinden sich heute noch zwei Gegenstände, die mit dem Stifterpaar verbunden werden und die möglicherweise die Anregung zur bekann- ten Schleierlegende boten (älteste Version 1371 aufgezeichnet), nach der die Gründung des Stiftes an der Stelle stattfand, an der der am Hochzeitstag vom Wind verwehte Schleier der A. neun Jahre später bei der Jagd von den Hunden des Markgrafen unversehrt auf einem Holunderstrauch aufgespürt worden war. Zum einen handelt es sich um den großen sieben- armigen in Baumform gestalteten Bronzeleuchter (Symbol für „Wurzel Jesse“ [Jes. 11, 1] und die sieben Gaben des Heiligen Geistes; Christus- und Mariensymbol) aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, eine Veroneser Arbeit, vermutlich eine Stiftung Leopolds und der A.; der Leuchter hatte einen alten Holzkern, der als sambucus (Holunderbaum) be- zeichnet wird und der im 18. Jahrhundert als vom Holunderbaum der Legende stammend galt. Zum anderen ist es der sogenannte Agnesschleier, ein sehr feines Seidengewebe aus dem Vorderen Orient mit einer aus Goldfäden geflochtener Spitze mit eingehängten Gold- plättchen, das ins 12. Jahrhundert datiert werden kann. Die ursprüngliche Funktion dieses
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
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