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Aichinger | A 67
L.: Binder 1968, Bruckmann 2001, Domanig 1935, Ellersdorfer 1968, Hladej 1968, Maria
1955, Ruiss 2001, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Schmidt 1964, www.
aeiou.at
Aichinger Anna Maria; Bäckerin
Geb. Wien, lebte um 1770
Gest. Wien
LebenspartnerInnen, Kinder: Ihr Gatte wurde nicht mehr namentlich erwähnt, er war ver-
mutlich schon vor längerer Zeit verstorben. Auch die Namen ihrer fünf Kinder bleiben
unbekannt.
Ausbildungen: Keine nachweisbar, da sie aber schon längere Zeit als Witwe selbständig tätig
gewesen sein dürfte, verfügte sie über alle notwendigen Kenntnisse für die Betreibung einer
Bäckerei.
Laufbahn: A. M. A. wurde ganz ohne ihr Zutun in eine äußerst schwierige Lage versetzt:
Nach dem Tod ihres Mannes betrieb sie weiterhin eine von Anna Maria Buxbaum vermiete-
te Backstube auf der Wieden. Frau Buxbaum fasste jedoch den Entschluss, diese Backstube
dem zukünftigen Mann ihrer Ziehtochter Elisabeth Mindler zu übergeben, und forderte
Frau A. auf, die Bäckerei ehest möglich zu räumen. A. M. A. begann sofort mit der Suche
nach einer neuen Backstube und bewarb sich um insgesamt drei mögliche Bäckereien, je-
doch ohne Erfolg, da die Besitzer entweder die Backstube schon anderen versprochen oder
aber diese selbst weiter betreiben wollten. Frau Buxbaum hielt dies jedoch für eine Ausrede
und setzte ihre Mieterin wiederum unter Druck, die Backstube zu räumen. In einem neu-
erlichen Gesuch an den Magistrat unterstellte sie Frau A. M. A. sogar, überhaupt nicht nach
einer neuen Backstube gesucht zu haben, was diese jedoch mittels der erhaltenen Absagen
belegen konnte. In einer Verhandlung vor dem Magistrat kam ihr dann auch die Zunft zu
Hilfe und erklärte A. M. A., dass sie zwar ihre Werkstatt nach ihrem eigenen Gutdünken
vergeben könne, allerdings nur an einen ausgelernten Bäckermeister – und der Zukünftige
ihrer Ziehtochter sei gerade erst Geselle geworden. In den Zunftregeln stehe ausdrücklich
vermerkt, dass kein neuer Bäckermeister aufgenommen werde, solange nicht alle bisherigen
Meister oder deren Witwen eine Backstube zur Verfügung hätten. Frau Buxbaum schlug in
einem letzten Versuch, den Magistrat doch noch für ihr Ansinnen gewinnen zu können, die
Backstube des verarmten Ehepaars Reiser in der Leopoldstadt vor, weil Herr und Frau Rei-
ser wegen ihres Alters und der vielen Schulden die Backstube nicht mehr weiter betreiben
könnten. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Ehepaar sie schon Franz Xaver Prucker ver-
sprochen hatte, der auch ihre lebenslange Versorgung und die Bezahlung ihrer Schulden ga-
rantieren würde. Die Zunft setzte noch hinzu, dass einer Witwe mit fünf Kindern ein solcher
finanzieller Aderlass nicht zumutbar sei. Aufgrund der allgemein schlechten Verfügbarkeit
von Backstuben wurde daher beschlossen, dass Frau A. M. A. die Backstube weiterhin be-
treiben könne, bis sie eine neue finden würde. Ein halbes Jahr nach diesem Vorfall erschien
wiederum der Name A. M. A. in einem Bericht des Magistrats. Trotz des vorher genannten
Beschlusses wurde Frau A. M. A. der Mietvertrag von Frau Buxbaum gekündigt und sie war
wieder auf der Suche nach einer freien Backstube. Sie hatte sich um das sogenannte Brun-
nerische Backhaus im Tiefen Graben beworben, deren vorherige Pächterin sich mit einem
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika