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erhalten. 1926 heiratete C. A. den neun Jahre jüngeren Otto Mehl, einen Kunstgewerbler
und Maler. Da sich wenig Arbeitsmöglichkeiten boten, vollzog das Ehepaar Mehl-Alber-
dingk 1930 einen Domizilwechsel nach Roermond in der Provinz Limburg (C. A. selbst
sprach von Auswandern). Dort fanden sie in dem Atelier für christliche Kunst „Kunstwerk-
plaatsen Cuypers & Co“ Arbeit und entfalteten eine fruchtbare Zusammenarbeit. Es ent-
standen farbige Glasfenster für Privatgebäude und Kirchen, z. B. in Rolduc, Harlem, Heer-
len, Abdissenbosch, Ysselsteyn, Zevenar, Raalte, Rosenberg und Breda, sowie Entwürfe für
Wandmalerei und zwei Kreuzwege in Heerlen und Maastricht. 1931 schufen sie drei Glas-
fenster für Rolduc, das größte Kloster in Holland nahe der deutschen Grenze, die drei Mu-
sikheiligen Cäcilia, David und Gregorius darstellend. Leider wurden viele der Werke in den
Kriegswirren zerstört. 1932 erfolgte die Geburt des einzigen Sohnes Hermann. Auf Grund
der politischen Ereignisse kehrten beide im November 1937 nach Klosterneuburg zurück
und waren anfangs begeisterte Anhänger der neuen politischen Entwicklung und traten der
Partei bei. Die Ernüchterung sollte bald folgen. Während der Kriegszeit malte C. sehr viele
Blumenbilder. Die Flucht aus Klosterneuburg vor den Russen 1945 brachte die Künstlerin
mit dem Sohn Hermann über Achensee in Tirol im Herbst 1945 nach Graz, wo sie bis 1950
blieb. Sie wird anatomische Zeichnerin bei Prof. Anton Hafferl am anatomischen Institut
in Graz, wo sie am Lehrbuch der Topographischen Anatomie mitarbeitet. 1950 folgt sie
dem Gatten nach Nassereith, wo für sie ein sehr schwerer Lebensabschnitt begann, denn
sie fühlte sich dort nie wohl. Die trotz des hohen Altersunterschiedes sehr glückliche Ehe
und das Malen half ihr über düstere Stunden hinweg. Es entstand ein größeres Werk, das
Ölbild „Das Schellerlaufen“. C. A. war über jeden Besuch in der alten Heimat froh. Bei ei-
nem Heimatbesuch 1964 in Klosterneuburg, der wegen einer geplanten Operation des Gat-
ten erfolgte, verstarb dieser unerwartet postoperativ. C. A. erlitt in der Folge einen zweiten
Schlaganfall und war danach nicht mehr künstlerisch tätig. Nach dem ersten Schlaganfall
erholte sie sich wieder ganz und konnte auch wieder malen. Das letzte Werk von C.A. war
ein üppiges Blumenbild, Pfingstrosen in voller Blüte aus dem eigenen Garten. Die letzten
zwei Jahre verbrachte sie im Familienverband des Sohnes Dipl.-Ing. Hermann Mehl, wo sie
am 27. November 1966 friedlich verstarb.
Mitglsch.: Verein heimischer Künstler Klosterneuburgs (1911); Künstlerbund in Kloster-
neuburg (1962); Vereinigung schaffender Künstler Weiße Insel (1925); Österreichische
Exlibris-Gesellschaft (1926).
Qu.: Nachlass (Werke, Autografen und Dokumente) in Privatbesitz; Stiftsarchiv Kloster-
neuburg: Autografen der Künstlerin, Pauker-Nachlass; Stadtarchiv Klosterneuburg; Öster-
reichische Galerie Belvedere-Research Center: Schmidt-Nachlass, Ankwicz-Nachlass und
Werner J. Schweiger-Nachlass; Archiv der Graphischen Lehr-und Versuchanstalt: Schüler-
listen von 1920–23; Künstlerhausarchiv; Gespräche 2011 u. 2012 mit dem Sohn der Künst-
lerin, Dipl. Ing. Hermann Mehl (1932–2013).
W.: Vor allem Porträts von bekannten Persönlichkeiten der Zeit wie z. B. Chorherr Dr. Wolf-
gang Pauker; Probst Piffl; Geigerin Erny Alberdingk; Anton Wildgans; Max Mell; Franz
Theodor Csokor; Propst Joseph Kluger; Cellistin Elisabeth Bockmayer; Winterhalter; Cel-
listin Elisabeth Grümmer; Präl. Dr. Josef Kluger; Kardinal Dr. Friedrich Piffl; Frau Hofrat
Prof. Dr. Bormann; Primararzt Dr. A. Weiß; Vizebürgermeister J. Ochsner; Bürgermeister
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika