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Andergast | A 103
Andergast Maria, geb. Pitzer; Schauspielerin und Sängerin
Geb. Brunnthal bei München, Bayern, Deutsches Reich (Deutschland), 4. 6. 1912
Gest. Wien, 14. 2. 1995
Herkunft, Verwandtschaften: M. A. verlor im Alter von zwei Jahren ihre Eltern und wuchs
danach bei Verwandten in Wien auf, deren Namen sie annahm.
LebenspartnerInnen, Kinder: M. A. war mehrmals verheiratet: mit dem Regisseur Heinz
Helbig (seit 1936; geschieden), dem Schauspieler Siegfried Breuer (seit 1941; geschieden)
und dem Schauspieler und Regisseur Richard Häußler (1958– 64; bis zu dessen Tod). Mit
dem Regisseur Franz Antel, der von 1950 an fünf ihrer Filme inszenierte, war sie 1949 län-
gere Zeit verlobt.
Ausbildungen: Sie nahm Tanzunterricht bei Grete Wiesenthal, musste diesen nach einem
schweren Verkehrsunfall jedoch abbrechen und nahm stattdessen Schauspielunterricht bei
Josef Danegger an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien.
Laufbahn: Ihr erstes Bühnenengagement hatte sie 1928 im böhmischen Aussig, danach ar-
beitete sie am Deutschen Landestheater in Prag und von 1940 bis 1957 mit Unterbrechung
am Theater in der Josefstadt in Wien.
1932 wurde M. A. von Luis Trenker für die Leinwand entdeckt, musste die erste Rolle, die er
ihr anbot, jedoch aus terminlichen Gründen absagen. Die Zusammenarbeit mit ihm kam erst
1933 zustande, zahlreiche Hauptrollen folgten. Insgesamt spielte sie in rund 50 Filmen mit.
M. A.s Markenzeichen waren süße, schlichte, grundsolide Mädchentypen, die trotz einer ge-
wissen Neigung zur Melancholie ihr Lebensglück zu erkämpfen bereit sind. Dass dieses Le-
bensglück meist ganz konventioneller Art war und dass die Handlungsmöglichkeiten dieser
Frauenfiguren sich häufig auf die Option eines heroischen Verzichts beschränkten, tat M. A.s
Popularität keinen Abbruch. In Trenkers Meisterwerk „Der verlorene Sohn“ (1933/34) ver-
körperte sie die Braut, die in der Bergheimat treu auf ihren vom Fernweh in die Fremde
getriebenen Jugendfreund wartet. In ihrem zweiten Film „Abenteuer eines jungen Herrn in
Polen“ (1934), spielte sie eine russische Komtesse, die unter den politischen Bedingungen des
Ersten Weltkrieges auf ihre Liebe zu einem österreichischen Offizier (dargestellt von Gustav
Fröhlich) verzichten muss. Weitere Filmliebhaber waren Wolf Albach-Retty, Viktor de Kowa
und Albrecht Schoenhals. Daneben trat die Schauspielerin häufig auch neben Wiener Cha-
rakterdarstellern wie Leo Slezak, Hans Moser und Paul Hörbiger auf.
1936 heiratete M. A. den Regisseur Helbig, der sie als Hauptdarstellerin in drei seiner Filme
einsetzte, und ging mit ihm nach Berlin, wo sie weiterhin auch am Theater engagiert war.
Von 1939 an lebte und arbeitete sie überwiegend in Wien, unternahm als Bühnenschauspie-
lerin jedoch auch Gastspielreisen nach Rom, Warschau, in die Schweiz und nach Schweden.
Während des Zweiten Weltkrieges wirkte sie in zwei NS-Propagandafilmen mit („Spähtrupp
Hallgarten“ u. „Sechs Tage Heimaturlaub“, beide 1941), erhielt erstmals jedoch auch ein An-
gebot für eine künstlerisch interessante Filmrolle in E. W. Emos Volkssängerstück „Der liebe
Augustin“ (1941) – einem Film, der ebenfalls dem Nationalsozialismus verpflichtet war.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spielte M. A. am Theater in der Josefstadt und am
Münchner Residenztheater. Eine weitere vergleichsweise interessante Filmrolle folgte 1946,
als M. A. im ersten österreichischen Nachkriegsfilm „Der weite Weg“ (1946) die verleum-
dete Ehefrau eines Kriegsheimkehrers (Rudolf Prack) darstellte. Der von Hans Lang kom-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika