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dieser intellektuellen und geistigen Beziehung dokumentiert. Er bezeichnete sie als den
„Dichter der Psychoanalyse“, während er nur Prosa schreibe. Mit Anna Freud verband sie
eine lebenslange Freundschaft, die von persönlichem und wissenschaftlichem Austausch
getragen war.
1923 wird sie von Freud gebeten, nach Königsberg zu gehen, wo sie für ein halbes Jahr als
Lehranalytikerin tätig ist und fünf Ärzte in Lehranalyse nimmt. Dies geschieht zu einer
Zeit, in der die psychoanalytische Ausbildung sukzessive formalisiert und geregelt wird und
u. a. die Forderung nach einer längeren Dauer der eigenen Lehranalyse laut wird. Im Falle
L. A.-S.s ist Freud jedoch bereit, auf diese Forderung zu verzichten. Nach ihrer Rückkehr
nach Göttingen praktiziert sie als Psychoanalytikerin, verfasst literarische Arbeiten und psy-
choanalytische Abhandlungen. Nach dem Tod ihres Mannes Andreas, mit dem es zuletzt
eine Wiederversöhnung und Wiederbegegnung gab, sowie ihres Freundes Rainer Maria
Rilke, der auch ihr Analysand war, vereinsamte sie mehr und mehr. In den letzten Jahren
verhärteten sich die Anfeindungen, denen sie sowohl aufgrund ihres unkonventionellen Le-
bensstils als auch – vor allem nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler – aufgrund
ihrer Arbeit als Psychoanalytikerin ausgesetzt ist. Sie stirbt 1937 an Krebs.
Zitate: „Ich kann weder Vorbildern nachleben, noch werde ich jemals ein Vorbild darstellen
können für wen es auch sei, hingegen mein eigenes Leben nach mir selber bilden, das werde
ich ganz gewiß, mag es nun damit gehen wie es mag.“ (Lebensrückblick 1935)
W. u. a.: „Eintragungen. Letzte Jahre. Hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1982), „Fenitschka. Eine Aus-
schweifung. Zwei Erzählungen. Hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1983), „In der Schule bei Freud. Ta-
gebuch eines Jahres 1912–1913. Hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1983), „Die Erotik. Vier Aufsätze.
enthält: ‚Der Mensch als Weib‘ (1898), ‚Gedanken über das Liebesproblem‘ (1900), ‚Die
Erotik‘ (1910), ‚Psychosexualität‘ (1917)). Hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1985), „Rodinka. Russische
Erinnerung (1923)“ (1985), „Lebensrückblick. Grundriß einiger Lebenserinnerungen. Aus
dem Nachlaß hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1985), „Rainer Maria Rilke. (1927). Mit Fotografien der
Erstausgabe. Hg. v. Ernst Pfeiffer“ (1988), „Das zweideutige Lächeln der Erotik. Texte zur
Psychoanalyse. Hg. v. Inge Weber u. Brigitte Rempp“ (1990)
L.: Deimel 2002, Göllner 1999, Gropp 1988, LeRider 1990, Leupold-Löwenthal 1986, Rot-
tensteiner 1991, Rottensteiner 1996, Salber 1990, Welsch/Wiesner 1988
Andree-Eysn Marie; Volkskundlerin und Sammlerin
Geb. Horn, NÖ, 11. 11. 1847
Gest. Berchtesgaden, Deutsches Reich (Deutschland), 13. 1. 1929
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter eines Kaufmanns aus Horn, NÖ. Die Familie über-
siedelte in ihrer Jugend nach Salzburg. Im Hause Eysn verkehrten Künstler und Gelehrte.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet Richard Andree (1835 –1912), Geograph, Schrift-
steller und Volkskundler, Herausgeber von Richard Andrees Allgemeinem Handatlas.
Ausbildungen: War als Volkskundlerin Autodidaktin, damit entsprach sie der damaligen
Entwicklungsstufe der Volkskunde.
Laufbahn: Dank des Vermögens ihres Vaters konnte M. A.-E. ihren wissenschaftlichen und
sammlerischen Interessen nachgehen und den Salzburger Raum durchwandern. Sie sam-
melte anfangs vor allem im botanischen Bereich und lieferte 1887–1891 viele Exsikkaten
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika