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zur führenden Sängerin auf. 1625 gewährte ihr der Herzog eine Pension von 120 Scudi, die
sein Nachfolger Vinzenco II. (1594–1627) 1626 bestätigte. Claudio Monteverdi sah in ihr
(Brief vom 7. Mai 1627) die geeignete Besetzung der sehr anspruchsvollen Rolle der Licori
in Giulio Strozzis „La finta pazza Licori“, zu deren Aufführung es jedoch nicht mehr kam,
wohl aufgrund der einsetzenden politischen Wirren rund um die Erbfolge im Herzogtum,
ausgelöst vom Tod des Herzogs Vincenzo II. zu Weihnachten des Jahres 1627.
Mit anderen Musikern aus Mantua wie der Familie Rubini und dem Sänger, Komponis-
ten und Kapellmeister Francesco Dognazzi († nach 1644) fand M. Aufnahme am Wiener
Kaiserhof, wo Eleonore Gonzaga (1598–1655) seit 1622 Kaiserin war. In Wien wurde ihr
zweifelsohne ein Starstatus zugeschrieben, wie die explizite Anführung ihres Namens neben
dem der Sängerin Lucia Rubini unter der Aufzählung der Musiker, die im Mai 1630 zum
Gefolge, das Kaiser Ferdinand II. (1578–1637) zum Kurfürstentag nach Regensburg beglei-
teten, belegt. In Regensburg trat sie auch erfolgreich auf. Im Jänner 1631 steht sie bereits fest
in kaiserlichen Diensten und tritt im Rahmen der kaiserlichen Kammermusik auf. Bei den
musikalischen Darbietungen anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten des späteren Kaisers
Ferdinand III. (1608–1657) mit Maria Anna von Spanien (1606 –1646) von Ende Febru-
ar bis Mitte März wird sie sicher mitgewirkt haben, war doch diese Hochzeit der Grund,
warum sie aus ihrer Heimatstadt nach Wien gekommen ist, wie sie 1639 in einem Gesuch
an den Kaiserhof angibt. Am 15. April 1631 wird ihre Tochter Hippolita Catharina in der
Michaelerkirche in Wien aus der Taufe gehoben. Das Kaiserpaar fungiert als Taufpaten.
1632 befindet sie sich wieder in Mantua und wird unter den Mitgliedern der Musikkapelle
geführt; auch im September 1636 ist sie dort zugegen und erhält vom Hof eine Landschen-
kung. 1637 geht sie mit der Erzherzogin Cäcilia Renata (1611–1644), die mit dem polni-
schen König Władysław IV. (1595–1648) verheiratet wurde, nach Warschau. Dort über-
nahm sie die Titelrolle in „La Santa Cecilia“ sowie in dem Ballett „L’Africa supplicante“ am
14. Februar 1638. In Ausübung ihrer Partie trat sie auf einem Elefanten sitzend auf, und ihre
Performance ließ keine Wünsche offen. Es ist anzunehmen, dass sie auch in allen anderen
Opern- und Ballettaufführungen, die 1637 und 1638 in Warschau gespielt wurden, mit-
wirkte. Ihr Aufenthalt in Polen brachte auch ein Wiedersehen mit ihrem Bruder Francesco,
der mindestens seit 1634–1652 als Tenor am polnischen Königshof wirkte. Wahrscheinlich
kehrte sie Mitte 1638 nach Wien zurück. 1639 suchte sie in Wien um ihre weitere Bezah-
lung bzw. um eine Gnadengabe an. 1641 bewilligte ihr schließlich Kaiser Ferdinand III. eine
Gnadenzahlung in der Höhe von 3000 Gulden.
Qu.: Wien, Pfarre St. Michael, Catalogus Baptizatorum, Bd. 2 (1626 –1642) fol. 83.
L.: Antonicek 1971, Bertini/Fabris 2001, Glinski 1943, Knaus 1967, Parisi 1992, Parisi 1994,
Saunders 1990, Saunders 1995, Seifert 1985, Seifert 2003, Steinheuer 1999, Stevens 1995,
Szweykowska/Szweykowski 1997, Venturini 2002, ŻÓrawska-Witkowska 2006
Ingrid Roitner
Bassermann Else, auch: Elisabeth Schiff; Schauspielerin
Geb. Leipzig, Deutsches Reich (Deutschland), 14. 1. 1878
Gest. Baden-Baden (Deutschland), 30. 5. 1961
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Albert Bassermann (1867–1952), Schauspieler.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika