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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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Benedikt | B 253 Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Moritz (Moriz) Benedikt (1835–1920), ao. Professor für Nervenpathologie und Elektrotherapie an der Universität Wien; Mutter: Louise oder Aloisia (Aloysia Lea Grimm) (1850 –1905). C. B.s Vater Moritz Benedikt war nicht nur der Begründer der Kriminalanthropologie und Kriminalpsychologie, sondern in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts auch politisch aktiv. Er gründete zusammen mit Adolf Fischhof, den er auch ärztlich betreute, Ferdinand Kronawetter und Karl Lueger 1882 die Deutsche Volkspartei. 1883 publizierte er die anony- me Schrift „Politische Betrachtungen eines Unabhängigen“; bald danach zog er sich von der Politik zurück. Sein prominentester Patient war Kronprinz Rudolf, über den seine Tochter 1923 im „Neuen Wiener Journal“ eine wichtige Erinnerung veröffentlichte. In Moritz Be- nedikts Erinnerungen kam sein persönliches Leben nicht vor. Die Eheschließung von C. B.s Eltern 1868 war verbunden mit einem in den Zeitungen viel- diskutierten Skandal innerhalb der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde. Louise Grimm trat in Frankfurt am Main bei den Rabbinern Abraham Geiger, Salomon Formstecher und Joseph Landsberger zum Judentum über. Moritz Benedikt besaß nicht das Wiener Heimat- recht, sondern war nach dem damals noch ungarischen Eisenstadt zuständig. Er brauchte daher vom dortigen Rabbiner Esriel Hildesheimer, dem späteren Gründer des orthodoxen Berliner Rabbinerseminars, eine „Heiratsdelegation“, die dieser jedoch verweigerte, da  – wie er an Benedikt schrieb  – aus dem ihm übersandten Dokument nicht hervorging, dass sich die Braut der Mikwe, dem rituellen Tauchbad, unterzogen hatte. Daraufhin suchte Benedikt um das Wiener Heimatrecht an, erhielt es und ließ sich ohne Probleme vom Wiener Ober- rabbiner Adolf Jellinek trauen. C. B. wuchs in Wien auf; über ihre Ausbildung ist nichts bekannt. Sie engagierte sich in der jüdischen Wohltätigkeitsarbeit und war Vorstandsmitglied und 1917 Schriftführerin des 1893 gegründeten Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins „Frauenhort“ des Bezirks der seinen Sitz im Tempel „Chewra Beth Hatfia“, dem sogenannten Müllnertempel in der Müllnergasse, hatte. Der Verein gründete 1909 das Kaiser Franz Josef-Arbeiterinnen-Er- holungsheim für israelitische Mädchen in Seebenstein in Niederösterreich. Im Juli 1915 schlossen sich 40 jüdische Wohlfahrtsvereine zum Dachverband „Weibliche Fürsorge“ zu- sammen, um ihre Fürsorgeaktionen im Ersten Weltkrieg, zu denen auch die Ausspeisungen und die Pessachaktionen gehörten, besser koordinieren zu können. Deren Arbeitsausschuss gehörten neben C. B. mit Regine Ullmann, Sofie Grünfeld, Rosa Schur, Hermine Kadisch, Helene Kuranda und Margarethe Grunwald die führenden jüdischen Wohltäterinnen ihrer Zeit an. Die Gründung eines Dachverbands wurde, wie C. B. in „Hickls Wiener jüdischen Volkskalender“ 1916/17 ausführte, von ihr schon vor Jahren propagiert, sie war jedoch „im eigentlichen Sinn ein Kriegskind“. Sein Vorbild war die „Frankfurter Fürsorge des Fräulein Pappenheim“. 1918 trat C. B. in „Dr. Blochs Österreichischer Wochenschrift“ vergeblich für das Frauenstimmrecht in der jüdischen Gemeinde ein. In den zwanziger und dreißiger Jahren veröffentlichte C. B. in „Dr. Blochs Österreichischer Wochenschrift“, in der „Freien jüdischen Lehrerstimme“, im „Neuen Frauenleben“ und in der jüdischen Zeitschrift „Die Wahrheit“ zahlreiche Berichte, Rezensionen, Nachrufe, literarische Abhandlungen, Erzäh- lungen und manchmal auch autobiographische Rückblicke, die wichtige Quellen sowohl für ihre Biographie als auch für die Wiener jüdische Geschichte darstellen.
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
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