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Gemeinderat und im Reichsrat für die Deutsche Volkspartei tätig. Obwohl in der Schweiz
geboren ist E. B. in deutschnationalen Kreisen aktiv und wird zu einer zentralen Gestalt der
großdeutschen Frauenorganisation in Oberösterreich. Sie war Obfrau des „Bundes deutscher
Frauen Oberösterreichs“, Mitglied des großdeutschen Reichsfrauenausschusses und in dieser
Funktion Mitglied der Reichsparteileitung der Großdeutschen Volkspartei (GDVP). 1925
kandidiert sie bei den oberösterreichischen Gemeinderatswahlen erfolglos für die antimarxis-
tische Einheitsliste. 1926 referiert E. B. beim großdeutschen Reichsfrauentag über die Frage
einer Wahlrechtsreform. Sie war während der gesamten Dauer ihrer politischen Tätigkeit
für die GDVP auch Mitglied der Linzer Organisation „Bund für Fraueninteressen“. Dieser
Verein wurde 1909 unter Mitwirkung des „Bundes österreichischer Frauenvereine“ gegrün-
det. Diese Vereinigung nahm sich der Interessen von Hausfrauen an, betrieb eine eigene
Koch- und Hauswirtschaftsschule sowie eine alkoholfreie Gaststätte. E. B. gehörte ab 1923
dem großen Ausschuss des Vereins an. Die Schaffung politischer Frauenorganisationen der
GDVP gestaltet sich außerhalb Wiens schwierig. Der Tätigkeitsbereich der Organisationen
geht kaum über praktische Ausbildungsangebote wie Koch- oder Nähkurse sowie karitati-
ve Veranstaltungen hinaus. Auch der im April 1926 gegründete Landesfrauenausschuss, der
eigentlich eine politische Frauenorganisation sein sollte, beschränkt sich aus mangelndem
politischen Interesse der großdeutschen Frauen auf Hauswirtschaftliches.
Ab 1928 gibt es gemeinsame Sprechabende des „Vereins für Fraueninteressen“ und dem „Bund
deutscher Frauen Niederösterreichs“. Ein Zusammenschluss, der wahrscheinlich auf Betreiben
von E. B. zustande kam. 1931 scheint der „Verein für Fraueninteressen“ bereits als Mitgliedsver-
ein des Reichsverbandes deutscher Frauenvereine auf, ein auf Initiative großdeutscher Politike-
rinnen 1923 gegründeter Verband, der sich als Allianz deutsch-arischer Frauenvereine verstand.
E. B. war ab 1930 nicht mehr Obfrau des „Bundes deutscher Frauen“. Anscheinend hat sie
sich von ihrem politischen Umfeld, der Großdeutschen Volkspartei (GDVP), distanziert. 1933
tritt sie der NSDAP bei. Der Übertritt von der GDVP zur NSDAP hat seine Gründe wohl
im Machtanspruch der NSDAP, denn die grundsätzlichen politischen Positionen der beiden
Parteien sind nicht sehr unterschiedlich. E. B.s Affinität zur politischen Gewalt wird schon in
ihrer Dissertation deutlich und auch in einigen Artikeln in der Monatsschrift der NS-Frau-
enschaft. 1933 schreibt sie enthusiastisch über die Machtergreifung der Nationalsozialisten in
Deutschland. Die politische Karriere der E. B. setzt sich nach dem März 1938 nicht fort. Sie
hat jedenfalls keine führende Position in der NS-Frauenschaft inne. Wie auch einige andere
großdeutsche Funktionärinnen, die zur NSDAP übergetreten sind, scheint E. B., freiwillig oder
unfreiwillig, ihr politisches Engagement nach dem Wechsel von der GDVP in die NSDAP
eingeschränkt zu haben. Ihr Name kommt noch einmal in die Öffentlichkeit, als 1960 die Bio-
grafie ihres Schwiegervaters anlässlich von dessen 100. Geburtstages in Linz erscheint.
W.: „Der politische Kampf um die religiöse Einheit der Eidgenossenschaft 1520–27. Ein
Beitrag zu Zwinglis Staatspolitik. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwür-
de der philosophischen Fakultät der Universität Zürich“ (1920), „Der Nationalsozialismus
und die Frauen. In: Die Deutsche Frau. Monatszeitschrift der NS-Frauenschaft Österreich“
(1933), „Dr. Carl Beurle, 1860–1919. Ein Lebensbild gewidmet zum 100. Geburtstag am
24. April 1960 von seiner Familie“ (1960)
L.: Gehmacher 1998, Rausch/Bart/Puffer 1968 Karin Nusko
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika