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Äbtissin, die das herausragende musikalische Talent der A. M. bestätigten und besonders
ihre „starcke“ Stimme hervorhoben, machten es möglich, dass sie trotz geringer Mittel am
12. Februar 1696 ins Kloster auf dem Nonnberg eintreten konnte. Drei Tage später, dem
Festtag des heiligen Kaiser Heinrichs II., neben der Hl. Maria und Hl. Erentrudis Schutz-
patron des Klosters, den der Konvent am 15. Juli begeht, wurde sie eingekleidet. Für die
feierliche Umrahmung dieses großen Ereignisses im Leben seiner Tochter sorgte der Vater
mit der Hofmusik. Wohl aus diesem Anlass komponierte er die „Missa Sancti Henrici“. Bei
der Einsegnung nahm A. M. den Namen Maria Rosa Henrica an. Am 20. Juli 1697 legte sie
die Profess ab, jedoch wurde sie erst 1705 geweiht. Als Schwester Maria Rosa Henrica übte
sie verschiedene Ämter aus, die nicht allein die Musik betrafen. 1709 war sie Zahlmeisterin,
1721 Capellanin, ab 1727 Chorregentin und Kapellmeisterin und ab 1724 wurde sie Priorin.
Ob mit ihrer Tätigkeit als Chorregentin auch das Amt der Bibliothekarin inkludiert war,
wie bei der ersten „Liberey-Meisterin“ nach Schaffung des Amtes unter Äbtissin Eva-Maria
von Lerchenberg (amt. 1625 –1638; † 1641) ist noch zu klären. Zweifelsohne wird sie das
Musikleben des Klosters sehr bereichert haben. Noch vor ihrem Klostereintritt hat ihr Vater
das sogenannte „Singfundament“ (1694), einen Behelf für den elementaren Gesangsunter-
richt, für sie geschrieben. Es befindet sich noch heute im Archiv des Klosters (Signatur 8
175 Ca).
Ihre Bindungen zu ihrem Bruder Anton Heinrich, dem „enfant terrible“ der Familie und
eine Person von recht unstetem Charakter, der seine Tätigkeit als Mitglied der erzbischöf-
lichen Hofkapelle seit 1709 immer wieder unterbrach, brachten sie in der Zeit als Priorin
in Schwierigkeiten. Der Lebenswandel ihres Bruders, der mit seiner zweiten Frau nicht
zusammenlebte, weil er sie anscheinend misshandelt hatte, worauf sie ihn verließ, und des-
sen Leben A. M. (bzw. M. R. H.) mitbestritt, hatte das Missfallen des Konvents erregt. Der
Ruf der Kommunität am Nonnberg drohte, beschädigt zu werden. Dies und weniger ihre
Kränklichkeit waren der Grund, dass bei der Visitation vom 15. bis 18. September 1734,
sich der Abt von Sankt Peter bemüßigt fühlte, ihr die Resignation als Priorin nahezulegen,
wozu es letztlich wohl aufgrund ihres Ansehens und ihrer Wertschätzung im Kloster doch
nicht kam und sie im Amt bestätigt wurde.
Ihrer Nichte, Ludmilla Barbara (1713 –1775), Tochter ihres Bruders Karl Heinrich, der als
Hofkapellmeister in Salzburg in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, hat sie wohl
auch den Weg auf den Nonnberg gewiesen. Diese legte als Maria Magdalena Carolina 1731
Profess im Stift ab. Im Alter von 65 Jahren beschloss M. R. H. ihr Leben.
L.: Dann/Sehnal 2001, Hintermaier 1972, Hintermaier 1996, Hintermaier 2004, Koldau
2005, Nettl 1960, Schenk 1970, Walterskirchen 1994, Walterskirchen 1997
Ingrid Roitner
Bibring-Lehner Grete, geb. Lehner; Psychiaterin und Psychoanalytikerin
Geb. Wien, 11. 1. 1899
Gest. Cambridge, Massachussets, USA, 10. 8. 1977
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Moritz Lehner; Mutter: Victoria Lehner-Stengel.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1921 Heirat mit Edward Bibring, Psychoanalytiker.
Ausbildungen: Studium bei Freud, 1924 Promotion an der Medizinischen Fakultät der Uni-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika