Seite - 308 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Bild der Seite - 308 -
Text der Seite - 308 -
B |
Bienenfeld308
Bienenfeld Elsa; Musikwissenschafterin und Journalistin
Geb. Wien, 23. 8. 1877
Gest. KZ Maly Trostinec, 26. 5. 1942 (Deportation von Wien nach Maly Trostinec
20. 5. 1942)
E. B. kam als ältestes von vier Kindern des Ehepaares Dr. Heinrich Bienenfeld, k. k. Hof-
und Gerichts-Advocat, Verteidiger in Strafsachen u. gerichtlich beeideter Dolmetsch für
die polnische Sprache, und seiner Gattin Gütel (korr. Gitla) Viktoria geborene Schmelkes
am 23. August 1877 in Wien zur Welt. Die Eltern kamen beide aus Krakau nach Wien
und haben hier am 19. Oktober 1876 im Gemeindetempel in der Tempelgasse, Wien II,
geheiratet. E. besuchte mit 11 Jahren die öffentliche Bürgerschule, mit vierzehn das Ly-
zeum des Beamtentöchtervereins und trat danach in die zweite Klasse des erst eröffneten
Mädchengymnasiums in der Hegelgasse ein. Am 9. Juli 1898 maturierte sie gemeinsam mit
ihrer um zwei Jahre jüngeren Schwester Bianca am Akademischen Gymnasium, Wien
I, als
Externistin. Ihre Begabung für Musik stellte sich bereits im achten Lebensjahr heraus. Sie
erhielt zuerst privaten Musikunterricht und studierte in den Jahren 1889/90 bis 1893/94 am
Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (heutige Universität für Musik
und darstellende Kunst). Ihre Lehrer waren Anton Door und Raoul Mader (Allgemeine
Musiklehre und Klavier), Robert Fuchs (Harmonielehre, Komposition und Kontrapunkt).
Dieses Studium schloss sie mit 17 Jahren mit ausgezeichnetem Diplom ab. Nach der Matura
studierte sie an der Universität Wien vom Wintersemester 1898/99 bis zum Sommerse-
mester 1902 zuerst Naturwissenschaften (Allgemeine und Analytische Chemie, Mecha-
nik, Proseminar f. Mathematik u. Chemische Übungen). Zur selben Zeit hat sie mit ihrer
Schwester Bianca gemeinsam auch Vorlesungen von Guido Adler gehört und entschied sich
für das Studium der Musikwissenschaft. Sie besuchte Einführung in die Musikgeschichte,
Musikalische Übungen, semeiographische Übungen, die ältere Notation betreffend, Mo-
derne Musik, Übungen im musikhistorischen Seminar sowie im Erklären und Bestimmen
von Musikwerken, Musikästhetische Streitfragen (Guido Adler), Lateinische Paläographie
(Engelhart), Methodologie der Geschichtsforschung (Mühlbacher), Contrapunkt sowie der
doppelte Contrapunkt (Grädener), Dramaturgie der Oper (Wallaschek), Musikhistorisches
Repetitorium (Dietz), Praktische Philosophie (Müllner) und Geschichte der Psychologie
(Jodl). Sie dissertierte über „Das Liederbuch des Wolfgang Schmeltzl (1544) und Quodlibet
des XVI. Jahrhunderts“ und promovierte am 22. Mai 1903 zum Doktor der Philosophie. Be-
merkenswert ist, dass sie sich schon in ihrer Dissertation, die bereits 1904 in der „Zeitschrift
der Internationalen Musikgesellschaft“ Leipzig, publiziert wurde, mit einem theatralen The-
ma befasste. Zu ihren Kommilitonen zählte damals u. a. auch Anton von Webern.
Sie war die erste Frau, die an dem damals noch unter „Musikalische Lehrmittelsammlung“
geführten Institut, dem heutigen Institut für Musikwissenschaft an der Universität Wien
studiert und promoviert und ebenso die erste Frau, die in Wien Rezensionen über Musik
und Musiktheater unter eigenem Namen publiziert hat. Bereits in einem Artikel „Über die
kirchenmusikalischen Verhältnisse in Wien“ in der „Zeitschrift der Internationalen Mu-
sikgesellschaft“ setzte sie sich für die Frauen ein in dem sie schrieb: „Auch der Vorschlag
des Papstes, die Frau vom Kirchenchor zu entfernen, ist eine Maßregel, die für Wien weder
notwendig noch erwünscht erscheint.“ E. B. war in der Schule von Genia Schwarzwald
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika