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Blanca330
gust trafen sie in Toul mit Königin Elisabeth zusammen, die angereist war, das junge Paar
zu empfangen. Um Weihnachten traf das Paar samt der Königin schließlich in Wien ein.
Bei dieser Gelegenheit war Elisabeth erstmals als Königin nach Österreich gekommen. Zu
Beginn ihrer Hochzeit konnten sich Rudolf und B. kaum miteinander verständigen, denn
B. sprach weder deutsch noch lateinisch und Rudolf kannte kein Französisch. B. jedoch
scheint sich schnell in Österreich eingelebt zu haben und die deutsche Sprache erlernt zu
haben. In der Umschrift ihres Siegels nannte sie sich des chünigs Tochter von Frankreich. 1302
begleitete sie Rudolf in die Steiermark. 1303 gründete sie das Klarissenkloster Sankt Klara
in Wien (Stiftungsurkunde von 1305), das von der Familie der Habsburger sehr gefördert
wurde. In der handgreiflich gewordenen Auseinandersetzung zwischen dem rechtskräftig im
Mai 1301 abgesetzten Propst des Stiftes Klosterneuburg Hadmar mit und dem an dessen
Stelle gewählten Propst Ruger bezog sie Stellung, – der abgesetzte Hadmar war mit einer
Rotte von Parteigängern im April 1303 in das Stift eingedrungen und hatte seinen Nachfolger
beschimpft und misshandelt
–, indem sie zwei Boten schickte, die samt einer Schar den Propst
Ruger aus seiner misslichen Lage befreiten.
B. hatte nach der Geburt eines Kindes, das jedoch nicht lebensfähig war, im September 1304
bereits ihr Testament gemacht, in dem sie zahlreiche fromme Stiftungen, Almosen und
Schenkungen festlegte, insbesondere aber das Wiener Minoritenkloster mit einem ansehn-
lichen Legat zum Umbau der Kirche bedachte. Bereits am 19. März 1305 starb sie. Der von
ihr gewünschte Bau einer Kirche zu Ehren ihres Großvaters König Ludwig des Heiligen (reg.
1226 –1270) wurde jedoch nicht ausgeführt, die Stiftung kam testamentswidrig dem Klaris-
senkloster zugute. Ihrem Testament entsprechend wurde B. in einem Tumbagrab in dem von
Isabella von Aragón zwischen 1316 –1328 erbauten Ludwigschor der Minoritenkirche bestat-
tet; dem Grabmal kam für die Rezeption der französischen hochgotischen Stilformen eine
große Bedeutung zu. Das Grabmal ging 1784 verloren.
L.: Barnert 2000, Donin 1935, Diesenreiter 1935, Ehlers 2000, Lalou 1993, Lalou 1993a, Lhots-
ky 1967, Niederstätter 2001a, Perger/Brauneis 1977, Poirel 1991, Salvadori 1894, Schmidt
1975, Siva 1860
Ingrid Roitner
Blanca (Blancha) de Calderiis; Dienerin der österreichischen Herzogin und deutschen
Königin Isabella (Elisabeth) (von Aragón)
Geb. ?
Gest. ?
Laufbahn: B. d. C. gehörte zur aragonesischen Dienerschaft, die Isabella von Aragón († 1330)
aus ihrer Heimat mitbrachte, als sie Friedrich den Schönen, Herzog von Österreich († 1330)
und von 1314–1330 deutscher König heiratete. B. hat ihre Söhne zurückgelassen als sie aus
Pflichtbewusstsein mit Isabella in die Fremde ging, wenngleich die Sorge um diese sie quälten.
Aus Dankbarkeit ob ihrer treuen Dienste empfahl Isabella in einem Schreiben vom 19. Juni
ihrem Vater die Söhne B.s an. B. und Bonanat Cardona waren die einzigen, die auch noch
dann bei der österreichischen Herzogin verbleiben durften, als angesichts der Auseinander-
setzungen zwischen Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Bayer die Geldmittel immer
knapper wurden und die aragonesische Dienerschaft entlassen werden musste. Von B. ist ein
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika