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Laufbahn: Nach der Scheidung von ihrem Vater zog ihre Mutter mit K. B. 1913 nach Wien.
Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Haushälterin. Armut, zahlreiche Quartier-
wechsel und Krankheit der Mutter kennzeichneten diese Jahre. Im Jahr 1933 zog K. B. zu
Verwandten nach Lemberg. Zunächst war sie als Journalistin tätig, in den späten 1920er
und frühen 1930er Jahren war sie Kulturreferentin der Poale Zion in Wien. 1927 wurde sie
lungenkrank und musste mehrere Monate zur Kur nach Marienbad. 1929 reiste sie nach Pa-
lästina, wohin ihr Halbbruder Oskar Maschler emigriert war. Ihre Bemühungen, in Palästina
Fuß zu fassen, scheiterten jedoch. Sie schrieb für die „Ostjüdische Zeitung“ (Czernowitz),
die „Jüdische Rundschau“ (Berlin), „Menorah“ (Wien) und die „Wiener Morgenzeitung“.
Nach ihrer Rückkehr aus Palästina war sie Mitglied der SDAP und ständige Mitarbeiterin
der AZ. Sie verfasste Beiträge zur Frauenemanzipation und zur sozialen Lage von Frauen
(„Arbeiterinnenbewegung in Palästina“). 1930 verbrachte sie mehrere Monate in Berlin, 1931
reiste sie nach Czernowitz. Sie trat für die Einheitsfront mit der KPÖ ein und trat 1933 aus
der SDAP aus. 1934 erhielt sie einen sowjetischen Literaturpreis und eine Einladung zu einer
zweimonatigen Studienreise in die Sowjetunion, wo sie bis 1945 im Exil lebte. Dort arbeitete
sie bis 1945 als Lehrerin, Übersetzerin, Redakteurin und Propagandistin der Sowjetarmee.
Gedichte, Literaturkritik, Aufsätze und Nachdichtungen erschienen in Zeitschriften. Sie litt
unter Isolation und bedrohlicher politischer Bespitzelung. 1935 erhielt sie die sowjetische
Staatsbürgerschaft. Versuche, in die Deutsche Sektion des Sowjetischen Schriftstellerverban-
des aufgenommen zu werden, waren erst 1938 erfolgreich, trotz lobender Empfehlung von
Johannes R. Becher und Georg Lukács. 1939 wurde sie vorübergehend wegen Disziplinlosig-
keit ausgeschlossen und zur Selbstkritik aufgefordert. Ende 1937 lernte sie Zhu Xiangcheng
kennen, der ein Aktivist der linken Theaterbewegung war und Mitbegründer des „Xin Chou
Theaters“ in Shanghai, wo Dramen der Weltliteratur uraufgeführt wurden. Nach vier Mo-
naten verschwand Zhu spurlos. Die Suche nach ihrem Geliebten, die sie dann nach China
führte, und die Vorurteile gegen ihre Beziehung zu einem Chinesen im Milieu des Exils, ver-
arbeitete K. B. in „Der Hirte und die Weberin“. Im Oktober 1941 Evakuierung nach Kasan.
Von dort floh sie wegen der unerträglichen Verhältnisse nach Kuibyschew, wo mehr Kontakt-
möglichkeiten zu staatlichen Literaturstellen möglich waren. Im Frühjahr 1942 Mitunter-
zeichnerin des Appells an das deutsche Volk. Aus eigenem Antrieb Rückkehr nach Moskau
und Einsatz als Agitatorin und Übersetzerin (deutschsprachige Flugblätter, Gedichte für den
Frontrundfunk) für die Rote Armee an der Front. Ende 1943 Rückkehr nach Moskau, wech-
selnde Unterkunft in billigen Hotelzimmern. Ihre jahrelangen Bemühungen um Ausreisege-
nehmigung nach China waren weiterhin erfolglos. 1945 fuhr sie ohne finanzielle Mittel über
Warschau, Prag, Budapest nach Bukarest und anschließend quer durch Europa nach Paris.
1947 gelang es ihr schließlich mit Hilfe des jüdischen Hilfskomitees Shanghai nach China
einzureisen. Zunächst arbeitete sie für einen Verlag für fremdsprachige Literatur in Peking,
ab 1952 als Professorin für deutsche Sprache und Literatur, zuerst an der Tungdschi- und der
Futan-Universität in Shanghai, später an der Nanking-Universität.
Ausz.: 1934 Literaturpreis der „Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller“ für
das Gedicht „Ballade vom Gehorsam“.
Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek.
W.: „Aus dem Podium“ (1938), „Und sie bewegt sich doch!“ (1943), „Donauballaden“ (1942),
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika