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an dem Punkt, an dem B. „von einer Überschneidung unserer Kultur mit dem Russentum ihr
Heil erwartet.“ (Die Zitate stammen aus der handschriftlichen Beurteilung Reiningers, die
sich im Rigorosenakt von A. B. / PN 5029 befindet.) An dieser Stelle scheint m. E. ein kurzer
Ausblick auf die Literaturliste in „Die Frage des Kulturuntergangs“ interessant: B. nennt un-
ter anderem Friedrich Engels, Karl Marx, August Bebel und Leo Tolstoi als Referenz.
Im November 1921 ist das Promotionsverfahren abgeschlossen und A. B. fünfundzwanzig-
jährig Doktorin der Philosophie. In der Internationalen Biographie der Zeitschriften, in
der im Zeitraum von 1921 bis 1941 exemplarisch im Abstand von 2–3 Jahren auch nach
Artikeln und Aufsätzen von A. B. gesucht worden ist, konnten bislang keine weiteren Ver-
öffentlichungen als gesichert von ihr verfasste nachgewiesen werden. Auch wurden keine
weiteren Monographien von A. B. gefunden.
1921 gibt A. B., genauso wie 1919, die Untere Augartenstraße 8/13 im 2. Bezirk als Wohn-
adresse von sich und zumindest ihrem Vater an. Als Berufsstand des Vaters Isaak Blumen-
feld ist „Kaufmann“ angegeben. Über die Mutter und mögliche Geschwister konnte bisher
noch nichts in Erfahrung gebracht werden. Offen bleiben muss bislang auch die Frage, ob
die Blumenfelds bis 1917 in Lemberg und, wenn ja, wie sie dort gelebt haben, und ob sie
erst 1917 nach Wien gekommen sind. Ist die Familie ein Jahr vor Kriegsende nach Wien
geflohen? A. B.s. Ausbildungswerdegang und auch die Wohnadresse in der Unteren Augar-
tenstraße lassen m. E. auf einen wohlhabenden Familienhintergrund schließen.
Wie A. B.s. Leben nach ihrer erfolgreichen Dissertation weitergeht, muss an dieser Stelle
leider noch völlig offen bleiben. Ist die junge Frau einem Beruf nachgegangen? Wenn ja,
welchem? Hat A. B. vielleicht geheiratet? Hatte sie Kinder? Ist sie nach 1938 – oder viel-
leicht schon vorher – ins Exil geflohen? Hat sie – hat ihre Familie den Holocaust überlebt?
Nach Überprüfung durch das DÖW dürfte es sich bei der A. B., von der hier die Rede
ist, nicht um diejenige handeln, die 1942 deportiert und in Treblinka ermordet worden ist.
Letztere wurde am 10. 4. 1866 geboren, die junge Philosophin A. B. hingegen im Jänner 1896.
Qu.: UA Wien, Philos. Rigorosenakt PN 5029, Rigorosenprotokoll 5029, Nationale; Katalo-
ge der Universitätsbibliothek Wien und der österreichischen Nationalbibliothek; Internatio-
nale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur (IBZ).
L.: Dissertationsverzeichnis, Biographische Datenbank WBIS; Datenbank der Holocaust-
opfer / DÖW, SE Philosophinnen SS 2009, Inst. f. Philosophie, Univ. Wien
Chuluk Brudi
Bochskandl Marcella, geb. Lerda, Ps. Marcella d’Arle, auch Bockskandl; Schriftstellerin
Geb. Rom, Italien, 30. 5. 1906
Gest. 2. 3. 2002
Laufbahn: Lebte als Schriftstellerin in Wien und Italien, verfasste Kurzgeschichten und Über-
setzungen in österreichischen Zeitungen, schrieb Dramen, Romane, Novellen und Essays, ar-
beitete bei Filmen mit. Sie war eine profunde Kennerin des islamischen Raums und betrat als
erste Christin Mekka. In den 50er und 60er Jahren bereiste sie sämtliche Kontinente.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe); DB NS-Lit. Graz.
W.: „Lange Fahrt“ (1939), „Eva, Mutter der Welt. Ein Buch vom Glück der Frauen“ (1941),
„Auswanderer“ (1947), „Reise ans Licht“ (1947), „Dunkle Kräfte“ (1948), „Frau unter frem-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika