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Ausbildungen: Besuch der Hauptschule in Wien. Modistinnenausbildung Antwerpen.
Laufbahn: 1938 Exil über Bratislava und Wien in die Schweiz, Kindermädchen in Lu-
zern. 4. 2. 1940 nach Antwerpen, wo die Eltern inzwischen Zuflucht gefunden hatten. Am
13. 5. 1940 mit den Eltern und Familie Arom im sog. „train fou“ unterwegs nach Frankreich,
Ankunft am 18. 5. abends in Montesquieu – Volvestre, Haute-Garonne, später Niederlas-
sung in Castelsarrasin, Tarn-et-Garonne. Dort Rettung von Simha Arom, Befreiung zweier
internierter Flüchtlinge, darunter ihr Vater Emanuel Schlesinger aus dem Internierungs-
lager Septfonds. Fluchthilfe für 35 jüdische Flüchtlinge in Castelsarrasin und Castelferrus.
Im August 1942 mit ihrem Vater Vorsprache bei Mgr. Jules-Gérard Saliège, Erzbischof
von Toulouse, um ihn als Christ aufzufordern, für die Rettung der NS-Flüchtlinge aktiv zu
werden. Mgr. Saliège reagierte u. a. auf ihre Vorsprache mit einem Hirtenbrief, der an den
darauffolgenden Sonntagen 23. und 30. August 1942 in den Kirchen seines Bistums von der
Kanzel verlesen wurde. Die Familie Schlesinger erlebte eine dieser Verlesungen in der Kir-
che, obwohl es ihnen als orthodoxe Juden nicht erlaubt war, einen katholischen Gottesdienst
zu besuchen. „Salièges Hirtenbrief fand ein Echo, das weit über den Südwesten Frankreichs
hinausreichte“ (Friedländer, S. 449). Zahlreiche Pfarrer und Gläubige wurden zu Fluchthel-
fern. Kurz darauf abenteuerliche Flucht in die Schweiz mit Hilfe des Pfarrers von Anne-
masse, Ankunft 4. 9. 1942. Internierung in der Schweiz. Dort lernte E. B.-Sch. Isaak/Yitzhak
Braun (1917 Klausenburg–2006 Jerusalem), Sohn des Oberkantors der Wiener „Schiffschul“
(Adas Yisroel) und Bruder des Oberkantors im Wiener Elisabethtempel in der Neudegger-
gasse, der 1940 – 45 im Schweizer Exil als Manager, Kantor und Schächter der jüdischen
Lungenheilstatt in Davos tätig war, kennen. Sie heirateten 1944 und zogen nach Kriegsende
in die USA, wo Isaac Braun als Kantor tätig war. E. B.-Sch. eröffnete nach der Pensionierung
ihres Gatten ein kleines Antiquitätengeschäft. 1979 übersiedelte das Ehepaar nach Jerusa-
lem, wo E. B.-Sch. heute als Witwe lebt.
Qu.: Forschungsdatenbank BioExil Primavera Driessen Gruber, sowie „oral history“-Inter-
views Primavera Driessen Gruber mit Elly Braun-Schlesinger 8. 5. 2008. E. B.-Sch.s Ge-
schichte findet sich auch in der „oral history“-Sammlung Steven Spielbergs und – mögli-
cherweise ohne Namensnennung – in Yad Vashem.
L.: Friedländer 2006, Lassaigne 2008, www.google.com/culturalinstitute/asset-viewer/testi-
mony-of-braun-schlesinger-elly-born-in-wien-austria–1924/
Primavera Driessen Gruber
Brauner Fritzi (Françoise), geb. Diesel (Riesel); Ärztin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 16. 4. 1911
Gest. Paris, Frankreich, 14. 9. 2000
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Fred (Alfred) Brauner (1910 –2002), Päda-
goge.
Laufbahn: Promotion 1936 in Wien, Eintritt in die Ärztekammer am 21. März 1936. Im
Februar 1937 aus Frankreich nach Spanien. Ärztin in den Spitälern Benicàssim und Mataró.
Leutnant. 1939 –1940 gemeinsam mit Alfred Brauner und Harry Spiegel Betreuung jüdi-
scher Flüchtlingskinder im Château de la Guette bei Paris. Unter deutscher Besatzung Wi-
derstandstätigkeit. Ab 1950 Chefärztin an einer Tagesklinik für mehrfach behinderte Kin-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika