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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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C | Caia480 eine Frau alleine einen Stein setzen ließ, noch ungewöhnlicher ist es aber, wenn sie es nicht für ein Familienmitglied, sondern für Freunde tut. In dieser Inschrift ist mit Sicherheit ein Grabstein zu sehen, der wohl als oberflächliche Markierung für einen kleinen ummauerten Grabbezirk, sehr ähnlich unseren heutigen Gräbern, aufgestellt wurde. Es ist anzunehmen, dass das Ehepaar zum Zeitpunkt der Steinsetzung schon verstorben war, denn der sonst übliche Zusatz „vivi“, also „zu Lebzeiten“ fehlt hier. Dieser Zusatz bei der Grabsteinsetzung war aber notwendig, um die Unterweltsgeister nicht herauszufordern und zu verärgern und dadurch zu riskieren, dass sie die genannten Personen noch vor ihrer Zeit holten. Leider fehlt aber im Gegenzug dazu der sonst übliche Zusatz „H S S“, aufgelöst zu „hic siti sunt“, also „liegen hier begraben“, sowie die Angabe der Sterbealter. Immerhin möglich ist, dass C. das genaue Alter ihrer Freunde gar nicht kannte, oder sie diesen Zusatz schlichtweg als unnötig erachtete. Vielfach kannten aber die Menschen der Antike selbst nicht ihr genaues Alter, weshalb auf Grabinschriften meist gerundete Zahlen vorkommen. Die Inschrift zeigt aber, wie sehr C. ihren beiden Freunden Titus Flavius Natalis und Domitia Eucta verbunden war, denn der Grabstein ist aus Marmor gefertigt und sehr sauber gemeißelt, was die hohe Qualität und den damit zusammenhängenden sicherlich hohen Preis verrät. Wer C. war, warum sie über ein einigermaßen großes Vermögen verfügte und aus welchem Anlass sie für ihre Freunde diesen Grabstein setzen ließ  – waren diese gestorben, bevor sie sich selbst um ein Grab kümmern konnten oder waren sie vielleicht zu arm, um sich einen Grabstein leisten zu können?  – ist leider nicht bekannt. Auch über Familienangehörige  – einen Mann und eventuelle Kinder  – wissen wir nichts. Ihr Name ist zu wenig auffällig, um sie eindeutig einer Nationalität zuzuschreiben, wenngleich eine lokale Herkunft durchaus möglich ist. So sagt denn auch die Tatsache, dass sie nicht ihr Patronymikon  – also den Namen ihres Vaters  – als Herkunftsangabe angibt, sondern den ihrer Mutter, Cleonice, viel über ihr Selbstbewusstsein aus, was wiederum durchaus für eine einheimisch-keltische Frau sprechen würde. Über das römische Bürgerrecht verfügte sie anscheinend nicht. Dagegen zeigen aber die zwei- bzw. dreigliedrigen Namen ihrer beiden Freunde, dass diese sehr wohl im Besitz des römischen Bürgerrechts waren. So erhielt es Titus Flavius Natalis oder einer seiner Vorfahren seinem Gentilnamen, also seinem „Familiennamen“ nach, spätestens unter dem Kaiser Vespasian (mit vollem Namen Titus Flavius Vespasianus), d. h. Ende des 1. Jhs. n. Chr., während dies für Domitia Eucta zeitlich nicht bestimmt werden kann. Auch woher die beiden stammten, ist leider durch ihre wenig auffälligen Namen, letztendlich nicht zu klären. Qu.: Grabinschrift gefunden in Sankt Georgen am Längsee, heute ebendort. L.: CIL III 4913 = 11515; ILLPRON 433; lupa Nr. 2367 Marita Holzner Caia Geb. ca. Mitte 1. Jh. n. Chr. Geograph. Lebensmittelpunkt: Radelsdorf, Gem. Liebenfels (römische Provinz Noricum). LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemaliger Besitzer: Quartus. Qu.: Römischer Weihaltar, gefunden 1959 beim Bau einer Wasserleitung in Radelsdorf, Gem. Liebenfels, heute im Depot des Landesmuseums in Klagenfurt. Diesen Altar weiht C., deren Namen zu Caiia verschrieben wurde und die eine ehemalige Sklavin eines ge-
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
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