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Chotek Sophie; Gräfin, die böhmische Gräfin, Fürstin von Hohenberg, ab 1909 Herzogin
von Hohenberg
Geb. Stuttgart, Württemberg, Deutsches Reich (Deutschland), 1. 3. 1868
Gest. Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), 28. 6. 1914
Herkunft, Verwandtschaften: Aus böhmischer Adelsfamilie stammend (seit 1745 Reichs-
grafen). Vater: Graf Bohuslav Chotek, österreichischer Berufsbeamter.
LebenspartnerInnen, Kinder: Am 1. 7. 1900 Heirat mit dem österreichischen Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand d’Este in morganatischer (d. i. nicht ebenbürtiger) Ehe. Drei
Kinder: Max, Ernst, Sophie. Fiel mit ihrem Ehemann in Sarajewo einem Attentat zum
Opfer, das den Ersten Weltkrieg auslöste.
Laufbahn: S. Ch. war Hofdame von Erzherzogin Isabella, die mit Erzherzog Friedrich ver-
heiratet war. Beide hatten ein halbes Dutzend Töchter, von denen mindestens drei im hei-
ratsfähigen Alter waren, als Erzherzog Franz Ferdinand sie immer wieder besuchte. Isabella
konnte sich dieses Interesse an ihrer Familie nur damit erklären, dass Franz Ferdinand an ei-
ner ihrer Töchter Gefallen gefunden habe. Als einer ihrer Diener auf dem Tennisplatz dessen
Taschenuhr fand und sie Isabella überreichte, öffnete sie die Uhr, um herauszufinden, welcher
von ihren Töchtern das Interesse galt. Junge Herren pflegten nämlich damals das Bild ihrer
Angebeteten hinter dem Uhrdeckel verborgen bei sich zu tragen. Isabella fand eine Fotogra-
fie, aber das Bild zeigte keine ihrer Töchter, sondern das ihrer Hofdame Gräfin S. Ch. S. war
zwar adelig, stammte aber keineswegs aus einem „ebenbürtigen“ Haus. Kaiser Franz Joseph
war geschockt, als er erfuhr, dass der Thronfolger die „böhmische Gräfin“ heiraten wollte. Er
stellte seinen Neffen und Erben Franz Ferdinand vor die Alternative: Ehe oder Kaiserkrone.
Franz Ferdinand wollte beides. Nach hartnäckigem Widerstand gab der Kaiser schließlich
nach, unter den härtesten Bedingungen allerdings: S. Ch. durfte niemals Erzherzogin werden,
der Titel der Kaiserin würde ihr versagt bleiben. Für sie und ihre Kinder verzichtete Franz
Ferdinand auf Erbfolge und Thronrechte: eine morganatische Ehe – eine „Ehe zur linken
Hand“ (Die Braut steht bei einer Hochzeit unter dem Stand links vom Bräutigam).
Am 28. Juni 1900 leistete Franz Ferdinand in der Geheimen Ratsstube der Wiener Hofburg
den Renunziationseid. Drei Tage später heiratete er in der Kapelle des Schlosses Reichstadt
in Böhmen. Nach der Heirat wurde S. Ch. lediglich in den erblichen FürstInnenstand mit
dem Namen „Herzogin von Hohenberg“ erhoben.
Die unstandesgemäße Ehe verlief sehr glücklich. Drei Kinder wurden geboren, zwei Söhne
und eine Tochter.
Am 28. 6. 1914 wurde S. Ch. mit dem Thronfolger, den sie auf einer Inspektionsreise durch
Bosnien begleitete, in Sarajevo von Gavrilo Princip erschossen. Der Kaiser kommentierte
die Nachricht ihres Todes so: „Der Allmächtige lässt sich nicht herausfordern! Eine höhere
Gewalt hat wieder jene Ordnung hergestellt, die ich nicht zu erhalten vermochte.“ Der Kai-
ser empfing ihre Kinder nur ein einziges Mal: nach dem Tod der Eltern.
Qu.: Tagblattarchiv(Personenmappe).
L.: Andics 1999, Bestenreiner 2004, Brook-Shepherd 1988, Chlumecký 1929, Gudenus 1931,
Kiszling 1953, Sosnoský 1929, Weiss 1996
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika