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Diamantidi | D 591
sowie die Unterstützung wirtschaftlich schwacher Mitglieder. 1938 wird die Vereinigung
katholischer Edelleute in Österreich von den Nationalsozialisten verboten und aufgelöst.
Nach dem „Anschluss“ 1938 verlässt eine Bekannte, die vom Judentum zum Protestantismus
konvertierte Marga Maria Simson, Graz und geht nach Veldes (Bled) in Jugoslawien. Mit ihr
hält I. d’H. weiter Briefkontakt und teilt ihr auch politische Begebenheiten aus dem „ange-
schlossenen“ Österreich mit. Dabei verwendet sie Geheimtinte, die erst durch Erwärmung
sichtbar wird. Nachdem die Deutsche Wehrmacht Jugoslawien besetzt hat, werden diese
Briefe von I. d’H. in einer von Marga Maria Simson verfassten Abschrift in Veldes entdeckt,
weshalb I. d’H. am 14. Mai 1941 in Graz festgenommen wird. In einem der Briefe berichtet I.
d’H. voll Begeisterung über antideutsche Ausschreitungen im Anschluss an ein Fußballspiel
im November 1940 in Wien zwischen der Admira und Schalke 04 u. a.: „Der Pöbel zertrüm-
merte das Auto von Baldur von Schirach und zerschnitt die ganzen Pneus [ … ] und jeder, bei
dem man vermutete, dass er aus dem Altreich sei, wurde aus der Tram herausgeschmissen.
Desgleichen erzählten Bekannte, dass sie es selbst anhören mussten, wie Emmy Göring in der
Wiener Oper ausgepfiffen wurde und mit Nieder-mit-den-Plutokraten-Rufen begrüßt wurde.
In Graz sind wir leider noch nicht so weit, Zettel sollen gestreut werden. Wir wollen keinen
Hitler [ … ].“ Auch berichtet sie Marga Maria Simson von den Verbrechen an Juden im Osten,
wobei sie mit den Worten schließt: „Es ist nicht eine Ehre, ein Deutscher zu sein.“
Im Zuge der weiteren Ermittlungen gegen sie werden auch Briefe an ihre an der Front ste-
henden Söhne entdeckt, in denen sie ihnen Nachrichten, die sie vom Londoner Sender hat,
weiterleitet. Wegen „Volksverrat durch Lügenhetze und wegen Rundfunkverbrechen“ wird
I. d’H. schließlich vom Volksgerichtshof in Berlin am 24. Juni 1942 zu zehn Jahren Zucht-
haus verurteilt. Im Urteil heißt es, dass „diese unwahren Behauptungen [ … ] geeignet [sind],
eine schwere Gefahr für das Ansehen des deutschen Volkes und Reiches herbeizuführen.
Die Gefahr ist auch tatsächlich eingetreten, denn die jüdische Emigrantin Simson hat die
Falschmeldungen, die ihr von Bedeutung erschienen, sogar abgeschrieben.“
Nachdem I. d’H. bereits über 13 Monate in U-Haft in Graz und Berlin-Moabit verbracht hat,
wird sie nach der Verurteilung in die bayrischen Zuchthäuser Aichach und Bernau eingeliefert.
Im Mai 1945 von den Amerikanern befreit kehrt sie wieder nach Graz zurück, wo sie in der Fol-
ge wieder ihre Trafik in der Innenstadt führt. Am 30. Oktober 1967 ist I.
d’H. in Graz gestorben.
Qu.: 2 J 436/41g / 5 L 059/42: Urteil des Volksgerichtshofs gegen I. d’H.; OF-Akt.
L.: Genealogisches Handbuch
Heimo Halbrainer
Diamantidi Julie, Ps. Julius Damati; Schriftstellerin
Geb. Wien, 5. 11. 1870
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter eines Ministerialbeamten.
LebenspartnerInnen, Kinder: Nach kurzer Ehe verwitwet.
Laufbahn: Widmete sich der dramatischen Schriftstellerei. Bekannt sind drei Stücke, wel-
che an verschiedenen Bühnen zur Aufführung gelangten: „Fata Morgana“, „Spätblüten“ und
„Pegasus im Joche“.
L.: Pataky 1898
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika