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Dicker-Brandeis | D 593
LebenspartnerInnen, Kinder: 1912 Heirat mit Dr. Michael Auner (* 1885), Gymnasialpro-
fessor und Archivar. Tochter: Moira (* 1914); Sohn: Michael (* 1916). Scheidung 1934.
Ausbildungen: Ab dem 6. Lebensjahr Violin- und Klavierunterricht. In Dublin Schülerin
Guido Papins an der „Royal Irish Academy of Music“, ab 1898 Studium an der „Royal Aca-
demy of Music“ in London (Violine, Orgel, Gesang und Komposition). Abschlussprüfung
1902. Perfektionsstudium bei Otakar Ševčik in Prag.
Laufbahn: 1905 Debüt als Violinsolistin in Prag. Ab 1906 in Berlin, ab 1909/10 in Wien
und später in Hermannstadt/Rumänien wohnhaft. Konzertreisen in Deutschland, u. a. nach
London, Dublin, Prag und Wien. Nach dem 1. WK entschied sich die Familie endgültig für
Wien als Lebensmittelpunkt. Die Konzertsäle in Wien der Nachkriegsjahre öffneten sich
der Violinsolistin nur zögernd. Mit ihrem Auftritt am 16. 2. 1922 im Wiener Konzerthaus
glückte ihr der Start. Unter dem Einfluss des Welt- und Menschenbildes der „Theosophie“,
mit der sie 1918 über ihre Cousine Mary van Eeghen in Holland in Kontakt gekommen
war und deren Gesellschaft sie später in Wien um 1945 beitrat, entwickelte M. D. Mitte der
1920er Jahre das musikpädagogische Konzept der „Hörstunden“. Ziel war, mittels prakti-
scher und theoretischer Einführung in ausgewählte Werke bestimmter Komponisten das
Musikerleben und -verständnis von Kindern zu fördern.
In der Zeit des Nationalsozialismus war ihr durch eine Denunziation die Ausübung ihrer
pädagogischen und künstlerischen Tätigkeit verboten. Sie war zwar von der aktiven Teil-
nahme am Musikleben Wiens ausgeschlossen, entwickelte aber in diesen Jahren ihre bedeu-
tendste Schaffensperiode, in der sie fünf Symphonien, eine symphonische Dichtung, drei
Opern, zwei Oratorien sowie eine Reihe kammermusikalischer Werke, Lieder und Klavier-
stücke schrieb. In den Jahren ab 1947 wurden zahlreiche ihrer Werke aufgeführt. Im März
1955 wurde M. D. die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.
L.: Gruber 1990, Marx/Haas 2001
Dicker-Brandeis Friedl; Kunsttherapeutin, Kunstpädagogin und Innenarchitektin
Geb. Wien, 30. 7. 1898
Gest. Auschwitz-Birkenau, Deutsches Reich – Generalgouvernement (Oświęcim, Polen),
9. 10. 1944
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Handelsangestellter.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1936 Heirat mit Pavel Brandeis.
Ausbildungen: Bürgerschule, 1912–14 Lehre als Fotografin und Reproduktionstechnikerin
an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, 1915–16 Textilklasse der k. u. k. Kunstge-
werbeschule, Kurse bei Franz CiŽek, 1916 –19 Besuch der Privatschule von Johannes Itten,
1919 mit Itten an das Weimarer Bauhaus, wo sie bis 1923 studierte.
Laufbahn: 1923 Eröffnung der „Werkstätten bildender Kunst“ in Berlin gemeinsam mit
Franz Singer, ab 1924 Eröffnung von Ateliers in Wien, 1926 –31 Atelier Singer-Dicker,
zahlreiche international beachtete avantgardistische Innenausstattungen; ab 1931 eigenes
Atelier, Unterricht von Kindern und Kindergärtnerinnen nach der Methode Ittens; 1934
wegen kommunistischer Aktivitäten festgenommen, nach der Freilassung Emigration nach
Prag. In Prag Psychoanalyse bei der ebenfalls aus Wien emigrierten Analytikerin Annie
Reich. Hinwendung zu realistischer Malerei, Unterricht von Flüchtlingskindern, antifa-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika