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eine Monographie über Hedwig Bleibtreu. Nach der Machtübernahme der Nationalsozia-
listen war das nicht mehr möglich, weil sie aufgrund ihrer Herkunft nicht der RSK beitreten
konnte. G. D. war von Mai 1923 bis Juni 1924 im höheren Hilfsdienst der Nationalbiblio-
thek angestellt. Von Juli 1924 bis Ende 1929 war sie im Kanzlei- und Konzeptshilfsdienst
des dem Bundesamt für Finanzen unterstehendem Abrechnungsamtes tätig, das sie jedoch
aus Gründen des Personalabbaues verlassen musste. Sie bewarb sich zur Ausbildung im
mittleren Dienst der Nationalbibliothek und wurde nach sechs Monaten mit Juli 1930 als
Vertragsbedienstete des mittleren Verwaltungsdienstes angestellt. Diese Wiederaufnahme
war nur durch Intervention des damaligen Bundesministers und späteren Präsidenten der
Akademie der Wissenschaften Heinrich von Srbik möglich. Obwohl sie studiert hatte und
sich auch weiterhin wissenschaftlich betätigte, blieb ihr ein Akademikerposten verwehrt. In
ihrem Nachruf heißt es „durch eine ungünstige Konstellation“ hätte man ihr von Beginn des
Dienstantrittes den angemessenen Dienstposten verweigert. Sie selbst musste bei Dienst-
antritt sogar unterschreiben, dass sie auf einen Akademikerposten verzichtet. Von Juni 1936
bis Februar 1945 war sie im gehobenen Bibliotheksdienst (März 1938: Revidentin, 1941
Bibliotheksinspektorin). Diese Dienstzeit wurde allerdings von Ende März 1940 bis Anfang
Jänner 1941 unterbrochen und sie in den Ruhestand versetzt. Während dieser Zeit war sie
aushilfsweise beim Präsidenten der Wiener Rechtsanwaltskammer von 1936 bis 1938 und
damaligen Mitarbeiter der Rechtsanwaltskammer Otto (Freiherr von) Mayr in der Biblio-
thek der Rechtsanwaltskammer tätig. Schon 1939 bekam sie als so genannter „Mischling
2. Grades“ Probleme an der Nationalbibliothek. Da u. a. Vizedirektor Robert Teichl angab,
sie hätte ihm in der illegalen Zeit, also vor März 1938, nationalsozialistische Flugblätter
gegeben und Geld für die NSDAP gespendet, konnte sie vorerst im Amt bleiben. Doch
1940 wurde sie trotzdem in den Ruhestand versetzt. Nur durch die Intervention ihrer Tauf-
patin, der Schauspielerin Hedwig Bleibtreu und anderer konnte sie nach einem knappen
Jahr ihren Dienst in der Nationalbibliothek wieder aufnehmen. Bis 1945 versah sie ihren
Dienst in der Nationalbibliothek in verschiedenen Abteilungen. Wegen ihrer literarischen
und theatergeschichtlichen Ambitionen war sie durch Jahrzehnte der Theatersammlung zu-
geteilt, wo sie ihr umfassendes Wissen und ihre großen Fähigkeiten zur Verfügung stellte.
Sie arbeitete daneben aber auch am Deutschen Gesamtkatalog, am alphabetischen Katalog,
in der Titelaufnahme, an der Aufstellung des Bibliographischen Apparates, aber auch am
„Österreichischen Gesamtzuwachs-Verzeichnis“ sowie in der Büchernachweisstelle. In der
Theatersammlung bearbeitete sie bereits in den 1930er Jahren die Bestände der Sammlung
Hugo Thimigs. 1939 hielt der Leiter der Theatersammlung Joseph Gregor fest, dass sie für
die Sammlung sehr hilfreich sei, weil sie ihre Beziehungen zu hervorragenden Kreisen der
Schauspielkunst der Sammlung in selbstloser Weise dienstbar mache und ihr damit man-
ches wertvolle Sammlungsobjekt zugewendet werde. Im August 1945 wurden ihre Beteue-
rungen, sie hätte sich für die NSDAP in der illegalen Zeit engagiert zum Verhängnis und sie
wurde wegen ihrer politischen Belastung aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Sie arbeite-
te von Februar 1946 bis März 1950 als Bibliothekarin bei der Amerikanischen Wehrmacht.
U. a. durch die Intervention des damaligen Burgtheaterdirektors Raoul Aslan konnte G. D.
ab Mitte März 1950 wieder an der Österreichischen Nationalbibliothek arbeiten und wurde
als Bibliotheksoberrevidentin eingestuft. Mit Juli 1951 wurde sie zum Bibliothekssekretär
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika