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Eberl-Rothe644
1940 plant Dr. Otto Haas, ein Bekannter des Ehepaares Johann und E. Eberl, einen regie-
rungsunabhängigen Nachrichtendienst einzurichten, der über die politische, militärische
und wirtschaftliche Lage informieren soll. Otto Haas kann das Ehepaar Eberl zur Mit-
wirkung an seinem Vorhaben gewinnen. E. und Johann Eberl stellten ihre Wohnung für
illegale Treffen der RSÖ-Funktionäre zur Verfügung. E. E. wird am 14. Mai 1942 festge-
nommen und in der Haftanstalt Krems inhaftiert (Schutzhaft). Sie wird am 12. August
1943 vom Generalstaatsanwalt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ sowie wegen „des
Abhörens ausländischer Sender und Verbreitung von Hetznachrichten“ angeklagt und an
das Oberlandesgericht Wien verwiesen. Ihre Mitangeklagten sind: Philomena Haas, Georg
und Maria Jäger, Marie Polak, Franziska und Friedrich Prätorius sowie Helene Zajic. E. E.
wird vorgeworfen, sie habe sich von 1938 bis 1942 in Wien für die illegalen Revolutionären
Sozialisten Österreichs betätigt, indem sie illegale Schriften vervielfältigte und verbreitete.
Weiters wird ihr vorgeworfen ausländische Radiosendungen zu hören und deren Inhalt zu
verbreiten.
Am 9. Dezember 1943 wird E. E. in das Gefängnis des LG 1 eingeliefert, wo sie bis
16. Dezember 1943 inhaftiert bleibt. Am 21. Dezember 1943 wird sie erneut inhaftiert
und am 12. Jänner 1944 in die Haftanstalt II, in die Wiener Schiffamtsgasse eingeliefert.
Sie wird am 15. Dezember 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechen
nach der Rundfunkverordnung“ zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust ver-
urteilt. E. E. war bis Kriegsende im Zuchthaus Aichach inhaftiert. Ihre Mitgefangene Mar-
garete Schütte-Lihotzky bezeichnet sie in ihren Erinnerungen als einzige „Revolutionäre
Sozialistin“, die ihr in der Haftzeit begegnet ist.
Qu.: DÖW 1788, 2051, 7142, 20000/W7.
L.: Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, Schütte-Lihotzky 1994
Karin Nusko
Eberl-Rothe Gertrude; Zoologin
Geb. Wien, 14. 3. 1912
Gest. Wien, 17. 10. 1998
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Vater: Re-
formpädagoge, verfasste u. a. Bücher über die Theorie des Zeichnens.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1942 Heirat mit Dr. Ralph Eberl, Anthropologe und Afrika-
forscher, verstarb kurz nach Kriegsende.
Ausbildungen: Matura am Gymnasium Wien 16, Maroltingergasse, Studium der Zoologie
und Botanik an der Universität Wien, 1937 Promotion zum Dr.phil.
Laufbahn: Ab 1938 als eine der wenigen Frauen Assistentin am Histologisch-Embryolo-
gischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, 1951 Habilitation mit
einer Arbeit über den Reißnerschen Faden im Rückenmarkskanal von Säuglingen, Lehrbe-
fugnis für Vergleichende Histologie, 1961 außerordentliche Professorin, Übernahme einer
Abteilung für Vergleichende Histologie. In der Grundausbildung der Mediziner und des
medizinisch-technischen Personals ebenso tätig wie in ihrem Fachgebiet der Zoologie, 1975
krankheitsbedingte Emeritierung.
Ausz.: 1964 Theodor-Körner-Preis.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika