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Ebner | E 649
Belgien und die Türkei überlebte, später als britischer Soldat nach Wien zurückkehrte und
seinen Beruf wieder ausüben konnte; Felix Fuchs (1899–1980), Mediziner und Spezialist
für Urologie, der in die USA emigrierte und seine wissenschaftliche Arbeit dort wieder
aufnehmen konnte.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ihr Freund Hugo Ebner (8. 10. 1913 Stanislau – 4. 12. 1997
Wien) beendete sein Jus-Studium kurz vor dem „Anschluss“ und wurde beim gemeinsamen
Fluchtversuch (mit Jura Soyfer) über die Berge in die Schweiz am 13. März 1938 festge-
nommen und ins KZ Dachau und später ins KZ Buchenwald überstellt. Durch die Bemü-
hungen von Familie sowie von Freundinnen und Freunden gelang es, die notwendigen Visa
und Genehmigungen für die Entlassung und Ausreise zu beschaffen. Jura Soyfer erkrankte
an Typhus und starb im Lager Buchenwald, Hugo Ebner konnte 1939 nach England aus-
reisen. Wie die meisten Männer in vergleichbarer Situation, wurde er als „feindlicher Aus-
länder“ interniert, zuerst in England, dann in Kanada, bis die Behörden 1942 den Aufenthalt
in England gestatteten. Er arbeitete als Dreher in der Rüstungsindustrie in Manchester, wo
er bis Ende 1945 mit R. E. lebte. 1946 konnte er mit der Familie nach Wien zurückkehren
und die Arbeit als Konzipient und später als Anwalt aufnehmen. Sein Hauptinteresse galt
der Tätigkeit für die Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes im Bereich der „Wie-
dergutmachung“, etwa der einzufordernden Pensionsansprüche. Das Ehepaar Ebner hatte
zwei Söhne: Peter Ebner wurde 1943 in Manchester (Großbritannien) und Friedl Ebner
1953 in Wien geboren.
Freundschaften: Bedingt durch die vielen Stationen auf dem Lebensweg von R. E. bilde-
ten sich unterschiedliche und zum Teil überlappende, sehr große Freundeskreise. Hier tra-
fen sich Personen der kommunistischen und sozialistischen (jüdischen) Emigration sowie
der beruflichen Tätigkeit im Spital, der politischen und sozialen Arbeit in Österreich und
Lateinamerika sowie engagierte UnterstützerInnen einzelner Initiativen, die viele dieser
Freundeskreise miteinander verbanden, wie z. B. im Fall der „Frauensolidarität“.
Ausbildungen: Nach offen antisemitischen Anfeindungen wechselte R. E. vom Mädchen-
gymnasium in der Rahlgasse ins Gymnasium in der Wasagasse, wo sie auch maturierte.
In ihrem siebten Semester an der Universität Wien wurde sie nach dem „Anschluss“ von
der Hochschule aus „rassischen“ Gründen vertrieben und musste ihr Medizinstudium ab-
brechen. In Großbritannien wurde sie zur Röntgenassistentin ausgebildet und in Glasgow
beschäftigt. Nach ihrer Rückkehr 1946 konnte sie ihr Medizinstudium in Wien wieder auf-
nehmen und 1952 erfolgreich abschließen.
Laufbahn: R. E. entwickelte sich u. a. durch den Einfluss ihrer Brüder im „Roten Wien“
zur Sozialistin und später durch Albert Fuchs zur Kommunistin. 1938 wurde sie nach den
„Nürnberger Gesetzen“ als Jüdin fremddefiniert. Über Vermittlung ihrer seit 1935 in Paris
lebenden Brüder, schloss sie 1938 eine Namensehe mit einem französischen Hutmacher
polnischer Herkunft, wodurch ihr die Ausreise mit französischem Pass ermöglicht wurde.
Im Frühjahr 1939 ging sie von Paris nach London, wo sie u. a. als Hausgehilfin arbeitete und
sich im Free Austrian Movement und im Austrian Self Aid politisch einbrachte. Hier hielt
sie Vorträge und übernahm organisatorische Aufgaben. Sie gehörte zu jenen Österreiche-
rinnen und Österreichern, die im Exil gegen das NS-Regime und für ein freies Österreich
kämpften. 1940 zog sie nach Glasgow und später nach Manchester, um hier Aufbauarbeit
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika