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Edelpöck | E 657
Besetzung von Teilen Niederösterreichs und Wiens beendet. Mit 13. September 1491, drei-
einhalb Jahre vor ihrem Tod, datiert ihr Testament. Das Schriftstück verweist auf eine ver-
mögende Dame und ihrem Stand als Schloss- und Grundherrin entsprechend mit wertvol-
lem Schmuck, Gold, Silber und kostbaren Gewändern sowie etlichen Bediensteten. Ihre
letztwilligen Bestimmungen geben zugleich Einblick in ihr Beziehungsgeflecht. Aus ihren
Zuwendungen an die Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Stein und dem Barbaraaltar in dieser
Kirche sowie die Pfarrkirche Unterloiben bei Dürnstein treten ihre Beziehungen zu ihrem
Herkunftsort Stein und in die Wachau klar zutage. Aus Stein bezog sie auch ihren Wein.
Neben Mariazell ist Maria-Thal bei Preßburg (Bratislava) eine weitere Kirche, die sie be-
denkt; in Preßburg waren B. und ihr Mann Friedrich Mitglied der Gottleichnams-Bruder-
schaft. Ihr Mann ist der Haupterbe und Testamentsvollstrecker; ihm hinterlässt sie Schloss
und Herrschaft Enzersdorf und die Mühle. Besonders empfohlen werden ihm ihre beiden
kleinen Kinder und Paul, ihr Vetter. Neben ihrer Schwester und ihrer Muhme, vergisst sie
ihre Dienerschaft nicht, die sie im Gegensatz zu ihren Kindern namentlich nennt (Barbara,
Elisabeth, Hanns Linhart und Sperrnpewtin). In Enzersdorf werden die Schlosskapelle und
die Pfarrkirche begünstigt. Im Büßerinnenkloster Sankt Hieronymus in Wien in der Sin-
gerstraße will sie begraben werden.
Die Legate an die verschiedenen geistlichen Institutionen und manche Formulierungen in
ihrem Testament, die sie als Marienverehrerin ausweisen, lassen auf eine von tiefer Religio-
sität erfüllten Frau schließen, in Sorge um ihr Seelenheil. Wie und wo B. ihre letzten Le-
bensjahre verbracht hat, ist nicht weiter bekannt. Zwischen dem 13. Februar 1495 – an die-
sem Tage übersandte sie ihr Testament dem Hofmeister des Stiftes Klosterneuburg –, und
dem 9. März desselben Jahres – ihr Ehemann Friedrich bezeichnet sie bereits als verstorben.
Entgegen ihrer testamentarischen Bestimmung fand B. ihre letzte Ruhe aber in Klosterneu-
burg in der Agneskapelle. Mit Klosterneuburg, dem sie testamentarisch ein Meßgewand
stiftet, das im Schatzverzeichnis des Stiftes von 1530 nachweisbar ist und sie als Verehrerin
des 1485 heiliggesprochenen Markgrafen Leopold III. († 1136) ausweist, war sie durch den
Chorherrn Thomas Harder persönlich verbunden, der gleichermaßen zu den Begünstigten
gehört. Friedrich hat am 30. März 1495 an Klosterneuburg die beim Schloss Enzersdorf
gelegene Mühle übertragen, um B.s Verfügung nachkommen zu können, wöchentlich zwei
Messen und einen ewigen Jahrtag an ihrem Todestag zu lesen.
Ob sie dort im Chorfrauenstift in Klosterneuburg ihre letzten Lebensjahre verbracht hat
(so Ludwig/Mascheck 1955/56), gewissermaßen als Sühne und Buße für ihre außereheliche
Beziehung mit dem ungarischen König, worauf bereits die Wahl ihrer Grabstätte hindeu-
tet, kann nur vermutet werden. Das Patrozinium des Klosterneuburger Frauenstifts könnte
ebenfalls in diese Richtung deuten, war doch Maria Magdalena der Prototyp der Sünderin
und Büßerin schlechthin, wenngleich es mangels eines Belegs keine Gewissheit gibt. In
Klosterneuburg ist auch ihr Testament aufbewahrt (Klosterneuburg, Stiftsarchiv, Urkunden-
sammlung, 1491IX 13 Wien).
B.s Liebesverhältnis zu König Matthias Corvinus ist auch Gegenstand eines Romans des
Klosterneuburger Augustinerchorherren, Bibliothekars und Historikers Vinzenz Oskar
Ludwig (1875–1959): „Das Geheimnis der Wachauerin“, Wien 1957.
L.: Gehart 1980, Hoensch 1998, Ludwig/Mascheck 1955/56 Ingrid Roitner
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika