Seite - 710 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Bild der Seite - 710 -
Text der Seite - 710 -
E |
Elisabeth710
Markgrafen Wilhelm von Baden-Hochberg-Rötteln († 1451). Kinder aus erster Ehe waren:
NN., ein Sohn, geboren 1413, als Kind gestorben; eine Tochter Kunigunde von Nellen-
burg, verheiratet seit 1435 mit Eberhard I. von Lupfen; sie führte ein Allianzsiegel Toggen-
burg-Montfort, das sie als eine schlanke Frauengestalt mit üppiger Haartracht zeigt. Aus
zweiter Ehe stammte eine Tochter Ursula von Hochberg, verheiratet mit dem „goldenen
Ritter“ Jakob Truchsess von Waldburg-Trauchburg († 1460).
Die Persönlichkeit der Gräfin E. ist zwiespältig gewesen. Sie erscheint in ihren geistlichen
Stiftungen als eine fromme Frau, neigte aber zu Intrigen und offenem Streit, um ihren
Besitzstand zu sichern. Über ihre Jugend ist wenig bekannt. Ihre Kindheit war durch den
Appenzellerkrieg verdüstert, der ihren Vater in seiner Existenz bedroht hat. Ob sein 1405
in St. Gallen erlangtes Bürgerrecht sich auch auf seine Tochter erstreckte, ist nicht bekannt.
1408 zerschlugen die Ritter vom St. Jörgenschild den Belagerungsring der Appenzeller um
Bregenz. Als ihr Vater 1412 durch die Zürcher bei der Kyburg gefangen weggeführt wurde,
war E. bereits verheiratet und nicht mehr unmittelbar betroffen.
E. erlangte für die Vorarlberger Landesgeschichte Bedeutung durch den Verkauf ihres halben
Anteils an der Herrschaft Bregenz, durch den der Übergang an Habsburg eingeleitet wur-
de, andererseits aber auch die Vorarlberger Landstände gefestigt wurden. Die Teilung von
Bregenz war bereits seit dem Ende des Appenzellerkriegs vorprogrammiert. 1409 teilten die
Grafen von Montfort Stadt und Herrschaft unter sich auf. In der Folge suchten Wilhelm
VII. und sein Bruder, der Johannitermeister Hugo XIV., ihren Stiefbruder, den in der Steier-
mark landsässig gewordenen Minnesänger Hugo XII. und dessen Nachkommen in Bregenz
auszubooten. Nach dem Tod ihres Vaters entbrannte ein jahrelanger Erbschaftsstreit, in dem
E. aktiv die Fäden zog und ihren Onkel, den Johannitermeister Hugo XIV., auszuschalten
versuchte. Mit ihrer zweiten Ehe fand E. 1423 gegen Hugo XIV. Hilfe in Johann von Lup-
fen, dem Vogt der halben Herrschaft Bregenz, und Friedrich von Toggenburg, die beide
die Stadt Bregenz durch die „Verrätery eines Wibs“, nämlich der E., einnahmen. Vor dem
kaiserlichen Landgericht auf der Leutkircher Heide sollte ein Ausgleich vermittelt werden.
E., die nicht erschienen war, verfiel der Reichsacht, konnte sich aber wieder aus dieser lösen
und bildete 1425 mit allen ihren Helfern ein Bündnis gegen Hugo XIV. Dabei griff E. auch
zu familienpolitischen Mitteln, indem sie, unterstützt von ihrer Mutter Kunigunde von Tog-
genburg sowie dem mächtigen Friedrich VII. von Toggenburg am 25. Mai 1425 mit Johann
von Lupfen eine Vereinbarung traf, ihre Tochter Kunigunde von Nellenburg dem Hugo von
Lupfen, einem Sohn Johanns, zur Gemahlin zu geben, sobald die noch unmündigen Kinder
die dazu nötige Reife erlangt hätten. Mit Prozessen und Gewalttaten versuchten Hugo XIV.
und die Grafen von Montfort-Tettnang vergeblich, sich in den Besitz von Bregenz zu setzen.
1431 versöhnte sich E. nach längerem Streit mit ihrem Ehemann und übergab ihm die halbe
Grafschaft Bregenz, der schwören musste, die beiden Schlösser nicht ohne ihre Einwilligung
zu verpfänden oder zu verkaufen. E. gelobte ihrerseits, ihren Mann trotz dessen Unfreund-
lichkeit redlich zu halten. Auch der Streit mit Hugo XIV. fand 1440 ein versöhnliches Ende.
Bald darauf kam es zum Verkauf von Bregenz. 1444 wurde ein Kaufangebot des Markgra-
fen und seiner Ehefrau über die halbe Herrschaft Bregenz in Tirol angenommen. Doch
der Markgraf, seine Frau E. und ihre Töchter Kunigunde von Lupfen und Ursula Truch-
sessin von Waldburg veräußerten 1448 Bregenz an den Ehemann der Letztgenannten Ja-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika