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Fellerer | F 799
Ausbildungen: Das Jusstudium wurde an der Universität Wien erst nach der Republikgrün-
dung für Frauen geöffnet. Somit zählte E. F. zu den ersten Frauen, die gleich nach erfolgter
Reifeprüfung diese Ausbildung wählen konnten. Rechtsstudium an der Universität Wien, 1.
Staatsprüfung 16. 4. 1923, 2. Staatsprüfung 11. 5. 1925, 3. Staatsprüfung 3. 11. 1925, Promo-
tion zum Dr.iur. Wien 20. 11. 1925. Anschließend absolvierte E. F. die Gerichtspraxis länger
als das vorgeschriebene Jahr. Wie die meisten ihrer Kolleginnen war auch sie Tochter eines
Rechtsanwaltes, was die Suche nach einem Ausbildungsplatz deutlich erleichterte. Sie ab-
solvierte die vorgeschriebenen Praxiszeiten ab 30. 4. 1928 bei RA Dr. Paul Stern.
Laufbahn: Am 10. 10. 1931 wurde E. F. in die Verteidigerliste eingetragen und am 16. 5. 1933
in die Rechtsanwaltsliste. Ihre Kanzlei befand sich zunächst an der Adresse Wien 1,
Börse
gasse 10, ab 1937 in Wien 1, Schottengasse 3a. Ab 1934 beschäftigte sie ihren Bruder
Dr. Theodor Fell als Rechtsanwaltsanwärter und nachdem dieser seine Ausbildung abge-
schlossen hatte, betrieben die Geschwister die Kanzlei gemeinsam. Sie lebten auch beide in
der elterlichen Wohnung in Wien 8, Wickenburgg. 10. Mit Ablauf des Jahres 1938 wurden
sie als Juden aufgrund der Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes aus der Rechtsanwalts-
liste gelöscht. E. F. flüchtete im April 1939 nach Nizza, wo ihr Bruder bereits im September
1938 Zuflucht gesucht hatte. Sie besaß bereits gültige Einreisepapiere für die USA, als sie
1940 für einige Wochen im Lager Gurs interniert wurde. 1941 musste sie neuerlich eini-
ge Zeit in einem Internierungslager zubringen, nämlich in Qued-Zem in Marokko, bevor
sie schließlich die USA erreichte. Der Bruder Theodor scheint den Krieg in Südfrankreich
überlebt zu haben, jedenfalls kehrte er aus Nizza kommend nach Österreich zurück und
wurde hier auch wieder als Rechtsanwalt tätig. E. F. hingegen blieb in New York und arbeite-
te dort als social worker, was dem deutschen Begriff Sozialarbeiterin nur ungefähr entspricht,
da die Ausübung des Berufes in den USA bereits damals eine akademische Ausbildung
erforderte. Im Rahmen dieser Tätigkeit war sie 1956 an einer Studie des Madeleine Borg
Child Guidance Institute of the Jewish Board of Guardians beteiligt, deren Ergebnisse sie
1959 in einer Fachzeitschrift publizierte.
Qu.: Archiv der RAK Wien, WStLA (Meldeunterlagen), ÖStA/AdR (Hilfsfonds).
W.: „An Experiment in Short Term Treatment in a Child Guidance Clinic. Journal of Jewish
Communal Service. Jewish Communal Service Association of North America (JCSA), Na-
tional Conference of Jewish Communal Service“ (Winter 1959)
L.: Sauer/Reiter-Zatloukal 2010 Barbara Sauer
Fellerer Margarethe, eigentl. Margarita Marianne Fellerer; Fotografin und Anthroposophin
Geb. Linz, OÖ, 6. 1. 1885
Gest. Arlesheim, Schweiz, 2. 4. 1961
LebenspartnerInnen, Kinder: Ab 1920 Lebensgemeinschaft mit Ernst Frick (1881–1956),
Maler, 1941 Heirat. Zuvor lebte Ernst Frick mit Frieda Groß zusammen, die mit dem Psy-
chiater Otto Groß verheiratet war. Ernst Frick und M. F. hatten ein Haus auf dem Monte
Veritá bei Ascona, dem Sitz einer Künstlerkolonie, die als Wiege der Alternativbewegung gilt.
Laufbahn: Porträtfotografin, begann Mitte der 1930er Jahre zu fotografieren.
L.: http://www.ernstfrick.ch/
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika