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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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F | Figdor816 Figdor Franziska (Fanny), verh. Wittgenstein; Stammmutter und Amateurpianistin Geb. Kittsee, Ungarn (Bgld., Österreich), 7. 4. 1814 Gest. Hietzing bei Wien (Wien), 21. 10. 1890 Herkunft, Verwandtschaften: Der Vater Wilhelm Figdor (1793–1873) war ein aus Kittsee (da- mals Ungarn) stammender Großhändler, während die Mutter Amalie Veit (1791–1863) aus Posen/Poznan kam. Der einzige Bruder Gustav (1816–1903) war gleichfalls Kaufmann und später Direktor der Österreichisch-Ungarischen Bank. F. F.s Mann Hermann Christian Witt- genstein (1802–1878) war Wollhändler und Gutspächter. Von ihren elf Kindern heirateten die meisten in namhafte österreichische Familien von Unternehmern und Wissenschaftern. Bekannt wurde insbesondere Karl (1847–1913), der als Kohle- und Stahlmagnat zu einem der mächtigsten Unternehmer der Donaumonarchie wurde und dessen Sohn Ludwig einer der bedeutendsten Philosophen werden sollte. Laufbahn: F. F.-W. wurde 1814 in Kittssee, das damals noch zum Königreich Ungarn gehörte, als Tochter des jüdischen Großhändlers und Bankiers Wilhelm Figdor geboren. Im Gegen- satz zu der äußerst umfangreichen Familie des Vaters, der neun Geschwister hatte, über die F. F. mit dem Geiger Joseph Joachim und dem Bankier und Kunstsammler Albert Figdor verwandt war, hatte F. F. nur einen Bruder, der seinerseits auch Bankier und Geschäftsmann war. Bereits seit dem späten 18. Jahrhundert lebten einige Mitglieder der Familie Figdor Dank kaiserlichen Privilegs in Wien und gehörten mit ihren Geschäftsverbindungen nach Paris und London zur kleinen jüdischen Oberschicht, die in höchsten Kreisen verkehrte und auch mit Künstlern und Intellektuellen, wie Franz Grillparzer oder Eduard Bauernfeld, Kontakt hatte. Für den aus Deutschland kommenden Aufsteiger Hermann Christian Wittgenstein war die Eheschließung 1839 mit der hübschen F. F., die eine bedeutende Mitgift erhielt und mit deren Familie er auch geschäftlich verbunden war, eine weitere Stufe in seinem sozialen Aufstieg. Anlässlich ihrer Trauung konvertierten beide zum evangelischen Glauben. Obwohl F. F. nur sehr widerstrebend den wesentlich älteren Hermann Wittgenstein geheiratet hatte, gingen aus der Ehe elf Kinder hervor, die alle das Erwachsenenalter erreichten und in namhafte österreichische Familien von Wissenschaftern und Unternehmern hinein heirateten. F. F., die späterhin 31 Enkel hatte, ist damit als Stammmutter des umfangreichen Wittgen- stein-Clans anzusehen. Die Familie lebte anfänglich in Gohlis bei Leipzig und führte dort ein großes Haus. Unter anderen nahm man den jungen Musiker Joseph Joachim  – einen Cousin F.s aus einem ärmeren Zweig  – in den Haushalt auf, damit dieser bei Felix Mendelssohn stu- dieren konnte. Aus dieser Zeit rührt auch die starke Verbundenheit der Familie Wittgenstein mit Joachim und in der Folge auch mit dessen Freund, dem Komponisten Johannes Brahms. Auch F. F. selbst war eine passionierte Pianistin. Erst um 1850 kam die Familie nach Öster- reich, wo man anfangs in Vösendorf, NÖ und später in Wien lebte. Hier konnte F. F. noch den fulminanten sozialen Aufstieg ihrer Kinder miterleben. Die auferlegte Selbstdisziplin und die zahlreichen Geburten führten jedoch zu einer Verhärtung ihrer Persönlichkeit, die im Alter von einer distanzierten Kühle zu ihrer Umgebung geprägt war. F. F. ist schließlich 1890 einem Schlaganfall in ihrer Villa in Mauer erlegen. Qu.: H. Wittgenstein, Erinnerungen (unpubl. Typoskript), Wien 1944/48. L.: Gaugusch 2011 Ursula Prokop
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
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