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Gerbirg | G 999
Otakar II. von Steier († 1122); Judith, als Kind verstorben; Markgraf Leopold III. (der Heili-
ge) (amt. 1095 –1136), verheiratet mit Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV. (reg. 1053 –1105;
seit 1184 Kaiser; † 1106), Witwe nach Herzog Friedrich I. von Schwaben († 1105); „Ida“
(„Lucia“), verheiratet mit Luitpold von Mähren und Znaim († 1112).
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Herzog Bořivoj II. von Böhmen (1101–1107;
1109 –1110; 1117–1120; † 1124); Kinder: Jaromír († vor 1135), Spytihněv (1157), Lupold
(† nach 1143), Albrecht († vor 1124 [?]) und Richeza († vor 1124 [?]).
Laufbahn: G. wurde erst etliche Jahre nach dem Tod ihres Vaters verheiratet und zwar mit
Bořivoj, dem Sohn Herzog Vratislav II. und designierten Nachfolger im böhmischen Dukat.
Sein Halbbruder, der regierende Herzog Břetislav II. von Böhmen, ein treuer Parteigänger
des salischen Königtums und vom Kaiser 1085 mit der persönlichen Königswürde ausge-
zeichnet, hatte bei Kaiser Heinrich IV. zu Ostern 1099 am Reichstag in Regensburg Bořivoj
als Nachfolger unter Missachtung der Senioratserbfolge und Umgehung seines Vetters, des
Familienältesten Udalrich von Brünn, durchgesetzt. Damals dürfte schon die Hochzeit mit
G. angebahnt worden sein. In der Folge verdrängte Břetislav II. seine Verwandten, die Brü-
der Udalrich (Oldřich) in Brünn († 1113) und Litold in Znaim (Znojmo) († 1112), und setz-
te Bořivoj in Znaim ein. Dort wurde am 18. Oktober 1100 prächtig Hochzeit gehalten, die
jedoch von den Zerwürfnissen innerhalb der přemyslidischen Familie und dem Kleinkrieg,
den Litold im Grenzgebiet des heutigen Niederösterreich von Raabs aus gegen Bořivoj
führte, überschattet war. Cosmas von Prag († 1125) überliefert im Zusammenhang mit der
Hochzeit ihren Namen mit Helbirg.
Das Leben an der Seite Bořivojs dürfte für G. nicht gerade einfach gewesen sein, da er Zeit
seines Lebens um die Durchsetzung seiner Herrschaft als Herzog von Böhmen zu kämp-
fen hatte, die ihm auch Jahre des Exils und Gefangenschaft bescherten. Bereits Bořivojs
Herrschaftsantritt nach der Ermordung Břetislavs Ende 1100 ging nicht unwidersprochen
vonstatten, da sein Vetter Udalrich von Brünn unterstützt von seinem Bruder Liutold mit
Waffengewalt seine eigenen Thronansprüche anmeldete. Diese konnten zwar abgewehrt
werden, aber Bořivoj verlor Mähren, wo die Brüder ihre Teilfürstentümer behaupteten, sich
aber aus den weiteren Thronkämpfen heraushielten. Die Heirat Litolds mit G.s Schwes-
ter „Ida“ ist wohl auch in diesem Zusammenhang zu sehen. In den Auseinandersetzungen
Kaiser Heinrichs IV. mit seinem Sohn Heinrich, dem späteren Kaiser Heinrich V., stand
Bořivoj zunächst an der Seite Heinrichs IV. Dann aber als 1105 sich Vater und Sohn am
Regen feindlich gegenüberstanden, verließen Bořivoj und sein Schwager Markgraf Leo-
pold III. gemeinsam das kaiserliche Heer und der Herrscher war zum Rückzug gezwungen.
Leopold wurde für diesen Abfall von seinen Lehensherrn vom Königssohn mit der Hand
seiner Schwester und Kaisertochter Agnes, der verwitweten Herzogin von Schwaben, be-
lohnt, Bořivoj blieb jedoch weiterhin glücklos. In den virulenten, jahrelangen, innerpřemys-
lidischen Kämpfen mit Svatopluk von Olmütz wurde er von König Heinrich V. anfangs
unterstützt, doch 1107 gewann Svatopluk die Oberhand und Bořivoj musste nach Polen
flüchten. Nach der Ermordung Svatopluks 1109 konnte Bořivojs jüngerer Bruder Vladislav
(† 1125) sich gegen Svatopluks Bruder Otto (Ota) II. von Olmütz († 1126) durchsetzen, als
Bořivoj als Prätendent auftrat und Heinrich V. in die Streitigkeiten eingriff, wurde er ge-
fangengesetzt und auf Burg Hammerstein ins Rheinland verbracht. Die Umstände, warum
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika