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Gertrud | G 1011
Kärnten, Herr von Krain († 1256 –1269), in zweiter Ehe mit Graf Ulrich von Heunburg († 1308);
aus dritter Ehe: Maria, verheiratet mit Joachim Guthkeled, Banus von Slawonien († 1277).
Laufbahn: G. war das einzige Kind von Heinrich, dem zweitältesten Sohn Herzog Leopolds VI.
von Österreich und Steiermark, und der Agnes, der Tochter des Landgrafen Herrmann I.
von Thüringen († 1217). Heinrich und Agnes haben 1225 geheiratet, daher wird G.s Ge-
burtsjahr mit 1226 angenommen. G.s Vater Heinrich hatte sich 1226 gegen seinen Vater
wegen Erbschaftsangelegenheiten empört, erlitt dabei aber eine Niederlage und starb einige
Jahre später. Da die Ehen von G.s Onkel, Herzog II. Friedrich von Österreich und Steier-
mark (reg. 1230 –1246), kinderlos geblieben waren, bezog dieser sie in seine politischen Pläne
mit ein. Während der Auseinandersetzung mit dem Kaiser hatte Friedrich 1238 nicht nur
eine Abtretung des Gebietes nördlich der Donau, sondern auch G. dem böhmischen Thron-
folger Markgraf Wladislaw von Mähren versprochen. Angesichts der drohenden Mongo-
lengefahr 1241 musste der Herzog dem Insistieren Böhmens auf die Einhaltung der Verlo-
bung G.s mit Wladislaw nachgeben und 1242 diese eidlich bekräftigen. Die schwierige
Situation, in der sich Kaiser Friedrich II. 1245 in der Auseinandersetzung mit den lombar-
dischen Städten befand, führte zu einer Annäherung zwischen dem Babenberger und dem
Kaiser. Für militärische Hilfe stellte der Staufer die Erhebung Österreichs und Steiermarks
zum Königreich in Aussicht und wollte die Nichte des Herzogs heiraten. Die für den Juni
1245 auf einem Hoftag in Verona geplante Erhebung des Babenbergers zum König wurde
zunichte gemacht, da sich G. weigerte, nach Verona zu kommen und den vom Kirchenbann
und von der Absetzung bedrohten Kaiser zu ehelichen. Als Herzog Friedrich 1246 in der
Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn das Leben verlor und, ohne Nachkommen und
testamentarische Verfügung zu hinterlassen, gestorben war, war der Kampf um das Erbe der
Babenberger eröffnet. Während der Kaiser die babenbergischen Länder als erledigtes
Reichslehen betrachtete, machte sich Papst Innozenz IV. (amt 1243–1254) für die beiden
weiblichen Verwandten des verstorbenen Herzogs, Margarethe, dessen Schwester und ver-
witwete Königin, und G., stark, um im Konflikt mit dem Kaiser einen Vorteil zu erlangen.
Aber auch die Begehrlichkeiten der Nachbarländer Bayern, Böhmen und Ungarn waren
geweckt. Die bereits 1238 vereinbarte und nun durchgesetzte Heirat zwischen G. und Wla-
dislaw verschaffte Böhmen zunächst einen Vorteil. Wladislaw fand auch rasch Anhang in
Österreich, jedoch starb er bereits Anfang des Jahres 1247. Mittlerweile war auch die Köni-
ginwitwe Margarethe aus ihrem Refugium, dem Kloster der Dominikanerinnen Sankt Mar-
kus in der Pleicha in Würzburg, nach Österreich gekommen. Dem Wunsch des Papstes,
Graf Hermann von Henneberg († 1290) zu heiraten, kam sie jedoch nicht nach; sie zog sich
nach Hainburg an der Donau zurück und überließ ihrer Nichte G. zunächst die politische
Bühne. G. wandte sich an den Papst um Rat zwecks einer neuen Eheschließung, was auf
Seiten des Papstes zahlreiche diplomatische Aktivitäten auslöste, G.s Erbansprüche durch-
zusetzen, wenngleich der gewünschte Erfolg ausblieb. Auch die Ehe mit dem (Gegen)könig
Graf Wilhelm von Holland (reg. 1248–1256; seit 1254 König), für den die babenbergischen
Länder nach den Plänen des Papstes zu einer Machtbasis werden sollten, kam nicht zustan-
de. Als G. durch Vermittlung Herzog Ottos II. von Bayern (reg. 1231–1253), einem staufi-
schen Parteigänger, dessen Verwandten Markgraf Hermann VI. von Baden heiratete, beeil-
te sich Innozenz IV., sich als Protektor Hermanns aufzuspielen, um den Einfluss der Kurie
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika