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Grimming | G 1085
Grimming Johanna, geb. Wiltschi; Pächterin, Bäuerin und Widerstandskämpferin
Geb. Rattenberg-Fohnsdorf, Stmk., 28. 2. 1892
Gest. Judenburg, Stmk., 10.6.1985
J. G. betätigte sich gemeinsam mit ihrer Tochter Anna Winkler ab 1940 im kommunisti-
schen Widerstand und war Mitglied der Judenburger Widerstandsgruppe; über Auftrag der
Gestapo Leoben im Mai 1944 sollten sie von der Gendarmerie Judenburg verhaftet werden.
Mit Hilfe ihrer Lebensmittelkarten versorgten J. G. und ihre Tochter untergetauchte Kämp-
fer mit Nahrungsmitteln, Rauchwaren, Petroleum für den Betrieb der rauchlosen Kocher
und anderen lebensnotwendigen Gütern; zudem beherbergten sie untergetauchte Mitglie-
der der Widerstandsgruppe in ihrem Haus. Die beiden Frauen übernahmen Kurierdienste
und standen in Verbindung mit der Widerstandsgruppe um Sepp Filz in Leoben/Donawitz
sowie mit Gruppen in Kapfenberg und Graz. Über Villach und Klagenfurt hatten sie Kon-
takt mit Partisanenverbänden in Jugoslawien. Die Judenburger Widerstandsgruppe wurde
durch einen Gestapospitzel unterwandert und flog im April 1944 auf. Am 20. April 1944
wurden viele Mitglieder auf der Waldheimhütte verhaftet. Anna Winkler und ihre Mutter
fuhren daraufhin nach Leoben, um die Gruppe in Leoben/Donawitz über die Verhaftung
der Waldheimgruppe zu informieren, und kehrten erst drei Wochen später im Glauben,
dass die Gestapo keinerlei Information über ihre Widerstandsaktivitäten hätte, nach Ju-
denburg zurück. Allerdings wurde am 19. Mai 1944 auch der Bunker im Judenburger Mur-
wald ausgehoben, und die beiden Judenburgerinnen konnten sich nur durch die rechtzeitige
Warnung von Verbindungsleuten der unmittelbar bevorstehenden Verhaftung entziehen.
J. G. und Anna Winkler versteckten sich in einem selbst gegrabenen Erdbunker unter der
Mauer ihres Hauses. Trotz mehrmaliger Hausdurchsuchungen von Gendarmerie und Ge-
stapo blieben die beiden Frauen unentdeckt, und auch die beiden Kinder der Frauen, damals
im Alter von 13 bzw. 15 Jahren, hielten dem ungeheuren Druck wiederholter polizeilicher
Befragungen stand. Mehr als elf Monate harrten Anna Winkler und J. G. unter großen Ent-
behrungen durch Hunger, Nässe und Kälte in der selbstgegrabenen Erdhöhle aus; ihr Leben
im Verborgenen dauerte vom 19. Mai 1944 bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945.
Freundschaften (auch politische Beziehungen): Sepp Filz und Toni Wagner, Max Muchitsch
(Leobener Widerstand); Johann Gütersberger, weitere Mitglieder der Judenburger Wider-
standsgruppe (u. a. Garber, Pittinger, Freitag, Schleich, Rauch, Mitterer, Havlu angeführt);
Verbindung auch nach Bruck a. d. Mur, Graz (Olga Stern) und zu Partisanenverbänden.
Qu.: Opferfürsorgeakt, StLA 405 Gi 9–1946 (Steiermärkisches Landesarchiv).
L.: Muchitsch 1985, Strutz 2007, Strutz 2008 Andrea Strutz
Groag Jacqueline (Künstlername), geb. Pick Hilde, verh. Blumberger, verh. Groag;
Kunsthandwerkerin und Textildesignerin
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 16. 4. 1903
Gest. London, Großbritannien, 13. 1. 1986
Herkunft, Verwandtschaften: J. G. wurde als Hilde Pick am 16. April 1903 in Prag geboren.
Ihr erster Mann war Karl Ludwig Blumberger, der jedoch bereits anfangs der 20er Jahre ver-
starb. Bis zu ihrer Emigration führte sie daher den Namen Hilde Blumberger. 1937 heiratete
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika