Seite - 1086 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Bild der Seite - 1086 -
Text der Seite - 1086 -
G |
Groag1086
sie den Architekten und Möbeldesigner Jacques Groag. In der englischen Emigration legte
sie sich, um ihren allzu deutschen Namen abzulegen und um ihre Partnerschaft mit ihrem
Mann zu demonstrieren, den Künstlernamen „Jacqueline Groag“ zu.
Laufbahn: Über das Elternhaus J. G.s ist nichts Näheres bekannt, ebenso ist ungewiss, wann
sie ihre erste Ehe eingegangen und wann genau sie nach Wien gekommen ist. Als sie
sich 1926 an der Wiener Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst)
einschrieb, war sie bereits verwitwet und offenbar genötigt eine Berufsausbildung zu be-
ginnen. 1929 beendete sie ihr Studium, das sie bei Rudolf Cižek und Josef Hoffmann
absolviert hatte, und war forthin als freie Designerin tätig, wobei ihr Schwerpunkt bei
Stoff- und Tapeten entwürfen lag. Anfangs arbeitete sie für die Wiener Werkstätte, später-
hin sehr erfolgreich für große internationale Firmen, wie Rasch, Coco Chanel, Lanvin,
Rodier und Schiaparelli. Die aparte Schönheit der zierlichen dunkelhaarigen Frau mit den
grünen Augen machte sie auch zu einem gefragten Modell. Neben den Malern Josef Do-
browsky und Sergius Pauser, die sie mehrmals porträtierten, fertigte auch die Fotografin
Trude Fleischmann eine Reihe von Fotoserien mit ihr an. 1937 ging sie eine Ehe mit dem
Architekten Jacques Groag ein, mit dem sie bereits länger liiert war und auch zeitweilig zu-
sammen arbeitete (u. a. Innen
einrichtung der Wiener Werkbundhäuser Jacques Groags, 1932).
1938 emigrierte sie mit ihrem Mann nach Prag, von dort floh sie 1940 nach der deutschen
Besetzung nach London, wo sie bis Ende der siebziger Jahre tätig war und mit ihren von
Josef Hoffmann und Paul Klee beeinflussten Entwürfen, die eine lyrische Heiterkeit aus-
strahlten, das englische Design der fünfziger und sechziger Jahre nachhaltig prägte. Ins-
besondere trug auch ihre erfolgreiche Beteiligung an mehreren prominenten englischen
Nachkriegsausstellungen zu ihrer Bekanntheit bei. Im Rahmen ihrer Arbeit für die größten
Textil- und Modefirmen in England und Amerika (u. a. Cavendish, De la Rue, Liberty,
Hallmark), war sie auch für die textile Ausstattung von British Rail, der Fluggesellschaft
B. O. A. C. und British Ocean Steamships verantwortlich. Darüber hinaus fertigte sie auch
Entwürfe für Porzellanservices, Spielkarten u. a. mehr an. In privaten Rahmen gab sie auch
Unterricht. Schon sehr früh aus dem Judentum ausgetreten, konvertierte sie in England
zum Katholizismus.
J. G. gilt als eine der bedeutendsten britischen Designerinnen der Nachkriegszeit, sie erhielt
zahlreiche Preise und Auszeichnungen: u. a. 1933 Triennale Milano, 1937 Goldmedaille der
Weltausstellung Paris, 1984 zum RDI ernannt (Royal Designer to Industry).
Weitere Kontakte: Neben den bereits erwähnten österreichischen Künstlern stand J. G. in
England mit den Architekten Misha Black und Dennis Lennon, sowie den aus Wien stam-
menden Architekten Ernst Freud (Sohn von Sigmund Freud) und der Industriedesignerin
Gabi Schreiber in Verbindung, mit denen sie großteils auch beruflich zusammenarbeitete.
L.: Österreichisches Künstlerlexikon III, 1977, Encyclopedia Brittanica 1971, Allgemeines
Künstlerlexikon 11, 1995, Designers internat. index 1991; Ankwicz-Kleehoven 1930, Ans-
combe 1984, Holtom 1947, Prokop 2005, Rainer/Chamberlain/Stapleton 2009, Reilly 1942,
Timmers 1979, Völker 1990, Influential Europeans in British Craft and Design (Kat.), 1992,
S.16, Journal of the Royal Society, 1986, S. 286, Royal Designers for Industry (Kat.), 1986,
S. 93
Ursula Prokop
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika