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Grünebaum | G 1105
Grünebaum Charlotte von, geb. Forchheimer; Kinder- und Jugendbuchautorin
Geb. Wien, 27. 2. 1849
Gest. Wien, 14. 10. 1941
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Eduard Forchheimer (1820–1907); Mutter: Henriette,
geb. Landauer (* 1855).
LebenspartnerInnen, Kinder: Heirat mit Gustav von Grünebaum, Hofrat; Kinder: Dr. Moritz
von Grünebaum (* 1873); Margarethe von Fürth (* 1876); Dr. Egon von Grünebaum (* 1877).
Ausbildungen: Erhielt Privatunterricht.
Qu.: Judaica-Projekt/ÖNB.
W.: „Was Großmama den Kindern erzählt. Märchen“ (1915), „Aus der Kriegszeit. Märchen
und Erzählungen“ (1915)
L.: Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, ÖNB 2002
Grüneis Julie, geb. Fröhlich; Widerstandskämpferin
Geb. Trofaiach, Stmk., 3. 6. 1910
Gest. Leoben, Stmk., 24. 1. 1976
Die in Trofaiach als J. F. geborene Frau G. war Mitglied der illegalen kommunistischen Partei
und unterstützte den Kampf der PartisanInnen gegen das nationalsozialistische Regime. Die
Hausfrau und Mutter eines Kindes kam nach ihrer Festnahme am 2. Oktober 1944 ins Leob-
ner Gefängnis. Von dort wurde sie zusammen mit vielen weiteren politischen Häftlingen am
16./17. November 1944 nach Ravensbrück deportiert und bekam bei der Registrierung am
21. November 1944 die Häftlingsnummer 85241 zugewiesen. Nur wenige Wochen später
wurden mehrere Steirerinnen, darunter auch Frau G., weiter nach Dresden in ein Neben-
lager des KZ Flossenbürg überstellt, wo sie Zwangsarbeit in den Zeiss-Ikon-Werken leisten
mussten. Während ihrer Haft schrieb J. G. mehrere Briefe an ihre Schwester Cilli T. in Leo-
ben. Darin sorgt sie sich vor allem um ihre Lieben: „Du kannst dir vorstellen, in welcher
Sorge ich um meine beiden Kinder und um meinen Mann bin. Will aber trotzdem hoffen,
dass du inzwischen Post erhalten hast. Bitte schreibe mir, bei wem Rudi ist.“ In weiteren
Briefen schreibt sie: „Zilli, hoffentlich hat er seine Mama nicht vergessen.“ Und: „Jetzt warte
ich schon mit Sehnsucht auf ein Schreiben von dir, dass ich einmal weiß, was mit meinen
zwei Lieben ist, Karli ist vielleicht schon eingerückt. Mein kleiner Rudi ist wohl jetzt sehr
arm, weil er keine Mama hat, Karli hat ja dich, bitte schaut auf Rudi gut. Ich bitte dich
und Großvater. Zilli, schreib mir auch von meinem Mann, was er schreibt.“ [Flüchtigkeits-
fehler korrigiert, B. H.]. Ende April wurden die Häftlinge „evakuiert“; wo genau und wann
Frau G. schließlich die Befreiung erlebte bzw. nach Leoben zurückkehrte, ist nicht bekannt.
In den folgenden Jahren litt sie immer wieder unter den Folgen der Haft. Frau G. war wäh-
rend ihrer insgesamt siebeneinhalb monatigen Haft Misshandlungen ausgesetzt. Vor allem
nervl
ich erholte sie sich schwer, sie litt unter Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen, auch ihre
Regelblutung stellte sich nicht mehr ein. Nichtsdestotrotz wurde Frau G. im Winter 1950
die Anspruchsberechtigung auf Opferfürsorge aberkannt, mit der Begründung, die Haft-
zeit in Leoben sei „nicht als Haft mit erschwerenden Umständen zu werten“ und die Dauer
des Aufenthalts im Konzentrations
lager betrage weniger als sechs Monate. Frau G. erhob
Einspruch, aber erst im Mai 1956 bekam sie die Opferfürsorge wieder zuerkannt. Über die
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- biografiA.
- Untertitel
- Lexikon österreichischer Frauen
- Band
- 1, A – H
- Herausgeber
- Ilse Korotin
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1422
- Kategorie
- Lexika